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Retina (Netzhaut)

Der Augapfel (Bulbus oculi) liegt in der Augenhöhle (Orbita) und ermöglicht die visuelle Wahrnehmung. Erfahre mehr mit diesem Video von Kenhub!

Die Retina (Netzhaut) ist der sensorische Bereich des Auges und dient der Wahrnehmung von Lichtreizen.

Sie reicht vom Rand der Pupille bis zum Austrittspunkt des Sehnerven (Nervus opticus) und bildet die innerste Schicht des Augapfels. Nach außen hin liegen die Aderhaut (Choroidea) und die Lederhaut (Sklera) über ihr.

Die Retina ist als Nervengewebe hochdifferenziert. Histologisch lässt sie sich in zehn Schichten aufteilen, die mit ihren charakteristischen Neuronen und Besonderheiten das einfallende Licht in Nervenimpulse umwandeln.

Dieser Artikel erläutert die Anatomie, Funktion und Erkrankungen der Retina.  

Kurzfakten zur Retina
Embryologie Ausstülpung des 1. Hirnbläschens (Prosencephalon) -> Augenbecher
Äußere Schicht des Augenbechers -> Pigmentepithel
Innere Schicht des Augenbechers -> übrige 9 Schichten
Makroskopischer Aufbau Pars optica retinae (-> Fotorezeptoren)
Pars caeca retinae (-> nur Pigmentepithel)
Gelber Fleck -> größte Dichte an Fotorezeptoren
Fovea centralis -> ausschließlich Zapfen, Punkt des schärfsten Sehens
Zelltypen Photorezeptive Zellen -> Stäbchen (Hell-Dunkel-Sehen) und Zapfen (Farbsehen)
Interneurone -> Horizontalzellen, Bipolarzellen, Amakrinzellen
Ganglienzellen
Schichten Pigmentepithel (Stratum pigmentosum)
Stäbchen und Zapfen (Stratum neuroepitheliale)
Äußere Grenzschicht (Stratum limitans externum)
Äußere Körnerschicht (Stratum nucleare externum)
Äußere plexiforme Schicht
(Stratum plexiforme externum)
Innere Körnerschicht (Stratum nucleare internum)
Innere plexiforme Schicht (Stratum plexiforme internum)
Ganglienzellschicht (Stratum ganglionare)
Nervenfaserschicht (Stratum neurofibrosum)
Innere Grenzschicht (Stratum limitans internum)
Blutversorgung Äußere Schichten -> durch Diffusion versorgt
Innere Schichten -> durch Äste der A. centralis retinae
Innervation Nicht sensibel innerviert
Inhalt
  1. Terminologie
  2. Embryologie
  3. Makroskopischer Aufbau
    1. Sehnervpapille und blinder Fleck
    2. Gelber Fleck und Sehgrube
  4. Mikroskopischer Aufbau
    1. Schichten der Retina
  5. Reizweiterleitung
  6. Blutversorgung und Innervation
  7. Untersuchung
  8. Klinik
    1. Retinale Arterienverschlüsse
  9. Literaturquellen
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Terminologie

Schaut man sich das Auge und dessen Aufbau genauer an, ist es am Anfang wichtig, sich nochmal die spezielle Terminologie dieses Bereiches zu vergegenwärtigen.

Als äußere Schichten der Netzhaut bezeichnet man jene Teile, die näher zur Außenwand des Augapfels (Bulbus oculi) liegen - vereinfacht gesagt also zum Schädelknochen und der Orbita hin. Die inneren Schichten hingegen liegen näher zur Augapfelmitte, also Richtung Glaskörper (Corpus vitreum).

Der Weg des Lichts durch das Auge erfolgt von innen nach außen: Es tritt durch die Pupille in den Glaskörper, erreicht dann die inneren und schließlich die äußeren Schichten der Retina.

Embryologie

Die embryologische Entwicklung des Auges ist sehr komplex. An dieser Stelle soll daher nur grob auf die Entwicklung der Retina eingegangen werden.

Als Ausstülpung des ersten Hirnbläschens ( Prosencephalon) entwickeln sich in der 4. Embryonalwoche die zwei Augenbläschen. Diese induzieren die Ausbildung einer Linsenplakode, aus der später die Linsen hervorgehen. Die Augenbläschen stülpen sich zum Augenbecher, der doppelwandig aufgebaut ist.

Aus der äußeren Schicht des Augenbechers entwickelt sich das Pigmentepithel, hier finden sich bereits ab der 7. Entwicklungswoche melaninhaltige Granula. Durch diese Pigmentierung ist das Auge nun deutlich abgrenzbar. Die innere Schicht auf der eingedellten Seite des Augenbechers differenziert zu den übrigen 9 Schichten der Netzhaut mit Zapfen, Stäbchen, Bipolarzellen und Ganglienzellen.

Anfangs sind die beiden Schichten des Augenbechers durch ein Lumen getrennt (Sehventrikel), dieses obliteriert im Verlauf, sodass die beiden Schichten aneinander liegen. Sie verwachsen jedoch nie vollständig und im Rahmen einer Netzhautablösung (Ablatio retinae) kann das Pigmentepithel wieder von der Neuroretina getrennt werden.

Der Augenbecher bleibt über den Augenbecherstiel mit dem Zwischenhirn (Diencephalon) verbunden. Aus dem Augenbecherstiel entwickelt sich der Sehnerv (Nervus opticus), die Verbindung dieser Strukturen bleibt also lebenslang bestehen.

Merke: Die Retina entsteht aus dem Prosencephalon, einem Hirnbläschen, das aus dem vorderen Neuralrohr (Neuroektoderm) hervorgeht. Sie kann somit als peripher liegender Hirnanteil gesehen werden.

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Makroskopischer Aufbau

Die Retina bildet die innere Auskleidung des Auges. Innen liegt der Retina der Glaskörper an. Außen liegt ihr die Aderhaut auf, welche die äußeren Netzhautschichten per Diffusion versorgt.

Die Retina kann in zwei Teile unterteilt werden:

  • Pars optica retinae (Synonym: Neuroretina)
  • Pars caeca retinae (lat: caecus = blind)

Die Pars optica macht den größten Teil der Retina aus und trägt die Fotorezeptoren.

Die “blinde” Pars caeca trägt keine Fotorezeptoren, sondern besteht nur aus Pigmentepithel und ist somit nicht an der visuellen Wahrnehmung beteiligt. Sie überzieht im anterioren Bereich des Auges die Rückseiten von Ziliarkörper und Iris.

Der Übergang zwischen der Pars optica und der Pars caeca ist die gezackte Ora serrata, die ca. 3 mm hinter dem Ziliarkörper liegt. 

Sehnervpapille und blinder Fleck

Die Retina geht im Bereich der Sehnervenpapille (Papilla nervi optici, Discus nervi optici) in den Sehnerven (Nervus opticus) über. An dieser Stelle treten die gebündelten Axone der Ganglienzellen durch alle Netzhautschichten, sodass in diesem Bereich keinerlei Fotorezeptoren vorliegen.

Die Sehnervpapille ist damit lichtunempfindlich und projiziert einen blinden Fleck ins Gesichtsfeld, welcher ca. 15° schläfenseitig des Fixierpunktes liegt. Diesen blinden Fleck nehmen wir allerdings nicht wahr, da das visuelle System diesen Bereich automatisch ergänzt. Toll, oder?

Gelber Fleck und Sehgrube

Der gelbe Fleck (Macula lutea) ist ein kleines ovales Feld der Netzhaut, das die größte Dichte an Fotorezeptoren besitzt. Er ist knapp 2 mm lang und 1mm breit.

In seiner Mitte befindet sich die gefäßfreie Netzhautgrube (Fovea centralis). Die Netzhautgrube enthält ausschließlich Zapfen und keine Stäbchen. In diesem Bereich wird jeder Zapfen auf nur eine Bipolar- und eine Ganglienzelle verschaltet, anders als in der Peripherie, in der viele Rezeptoren gleichzeitig auf eine Ganglienzelle verschaltet werden. Die visuellen Informationen können im Bereich der Fovea centralis also außergewöhnlich gut verarbeitet werden. Sie stellt daher den Punkt des schärfsten Sehens dar.  

Mikroskopischer Aufbau

Die Retina lässt sich in der lichtmikroskopischen Darstellung in zehn einzelne Schichten unterteilen, deren Ausprägung in unterschiedlichen Lokalisationen verschieden ausfällt. Die deutliche Schichtung kommt durch das Vorliegen von zellkörperreichen und zellkörperarmen Abschnitten zustande.

In den einzelnen Schichten liegen charakteristische Zelltypen vor, die für die sensorische Funktion der Retina unerlässlich sind:

  • Photorezeptive Zellen: Hierzu zählen die Zapfen und Stäbchen. Sie wandeln Lichtreize in Nervenimpulse um. Die Stäbchen sind dabei für das Dämmerungssehen, die Zapfen für das Farbsehen verantwortlich.
  • Interneurone (Horizontalzellen, Bipolarzellen, Amakrinzellen): Verschalten die fotorezeptiven Zellen untereinander (horizontale Informationsverarbeitung) und können die Lichtreize so modulieren.
  • Ganglienzellen: Bilden den “Ausgang” der Netzhaut und leiten die visuellen Reize über den Sehnerv weiter.

In jedem Auge hat der Mensch ca. 120 Millionen Stäbchen, 6 Millionen Zapfen und 1 Million Ganglienzellen.

Schichten der Retina

Unterschieden werden die 10 Schichten –  von außen bzw. bulbusfern nach innen bzw. bulbusnah – wie folgt:

  • Pigmentepithel (Stratum pigmentosum)
  • Stäbchen und Zapfen (Stratum neuroepitheliale)
  • Äußere Grenzschicht (Stratum limitans externum)
  • Äußere Körnerschicht (Stratum nucleare externum)
  • Äußere plexiforme Schicht (Stratum plexiforme externum)
  • Innere Körnerschicht (Stratum nucleare internum)
  • Innere plexiforme Schicht (Stratum plexiforme internum)
  • Ganglienzellschicht (Stratum ganglionare)
  • Nervenfaserschicht (Stratum neurofibrosum)
  • Innere Grenzschicht (Stratum limitans internum)

Das Pigmentepithel liegt der Choroidea an und stellt sich als kubisches Epithel dar. Zwischen Choroidea und Pigmentepithel findet sich regelmäßig ein Spaltraum, der durch Aufarbeitung des Präparates bedingt ist und in vivo nicht existiert. Es handelt sich also um ein Artefakt.

Die retinalen Pigmentepithelzellen haben vielfältige Aufgaben. Sie sind verantwortlich für den Stoffaustausch zwischen Choroidea und Fotorezeptoren und versorgen die Fotorezeptoren so mit Nährstoffen. Darüber hinaus ist das retinale Pigmentepithel Bestandteil des Sehzyklus, in dem das verbrauchte Sehpigment in 11-cis Retinal umgewandelt wird. Dieses aktiviert Rhodopsin, welches für das Hell-Dunkel-Sehen verantwortlich ist. Des Weiteren hat das retinale Pigmentepithel auch eine Schutzfunktion, da es die Außenseite der Photorezeptoren vor Photooxidation schützt. Die Pigmentepithelzellen phagozytieren außerdem die Enden der Photorezeptoren, nachdem diese abgestoßen wurden und formen die äußere Blut-Retina Schranke, welche die Neuroretina von den Bestandteilen des Blutes und dem peripheren Immunsystem schützt.

Im Stratum neuroepitheliale liegen die eigentlichen Fotorezeptoren der Netzhaut, also die Stäbchen und Zapfen. Sie durchbrechen die äußere Grenzschicht, ihre Zellkerne liegen in der äußeren Körnerschicht. Bei der Übertragung von visuellen Reizen stellen Stäbchen und Zapfen das 1. Neuron dar. Histologisch stellt die äußere Körnerschicht die breiteste Schicht dar und unterscheidet sich deutlich von dem blasseren, zellkörper-freien Stratum neuroepitheliale.

Auf die äußere Körnerschicht folgt die äußere plexiforme Schicht mit ebenfalls scharfem Übergang. Sie besteht aus Synapsen zwischen den Zellfortsätzen des 1. und 2. Neurons.

Die innere Körnerschicht ist reich an Zellkernen. Es handelt sich dabei um die Zellkörper der Horizontalzellen, Bipolarzellen und Amakrinzellen. In der inneren Körnerschicht liegen also die Zellkörper der Interneurone, die das 2. Neuron darstellen. Sie ist deutlich schmaler als die äußere Körnerschicht.

Mit sehr scharfem Übergang folgt nun die innere plexiforme Schicht. Sie ist breiter als die vorhergehenden zellfreien Schichten und deutlich blasser, weist aber vereinzelt Kerne großer Zellen auf. Wie die äußere plexiforme Schicht besteht auch die innere plexiforme Schicht größtenteils aus Synapsen, in diesem Fall zwischen 2. und 3. Neuron.

Mit ebenso scharfem Übergang schließt sich nun die Ganglienzellschicht an. Sie ist schmal und enthält die Zellkerne der multipolaren Ganglienzellen. Die Axone der Ganglienzellen ziehen zur Sehnervenpapille und leiten die visuelle Information somit über den N. opticus fort. Diese Axone bündeln sich in der Nervenfaserschicht.

Die dem Glaskörper am nächsten gelegene Schicht ist die innere Grenzschicht. Sie besteht aus Endfüßchen von Gliazellen der Netzhaut (Müller-Zellen) und ist histologisch meist nicht gut abgrenzbar.

Reizweiterleitung

Licht tritt durch die Pupille ins Auge ein, durchdringt Linse und Glaskörper sowie die Schichten der Retina, um dann erst in der äußersten Schicht der Retina von Zapfen und Stäbchen detektiert zu werden (inverse Lage der Photorezeptoren). Die Reizverschaltung und Weiterleitung der durch den Reiz generierten Aktionspotentiale erfolgt dann in entgegengesetzter Richtung, von den äußeren Schichten der Retina zu den inneren Schichten. In der innenliegenden Nervenfaserschicht bündeln sich letztlich die Axone der Ganglienzellen. Sie verlaufen zur Dorsalseite des Auges, treten dort gemeinsam durch alle Netzhautschichten, verlassen den Augapfel und bilden ab hier den Sehnerven.

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Blutversorgung und Innervation

Die äußeren Schichten der Retina werden über Diffusion durch die Aderhaut versorgt.

Die inneren Schichten (bis zur inneren Körnerschicht) werden über die Zentralarterie (A. centralis retinae) versorgt. Als Ast der A. ophthalmica tritt sie gemeinsam mit dem Sehnerv ins Auge ein und verzweigt sich dann in mehrere Endäste, die verschiedene Bereiche der Retina versorgen. 

Die Retina ist nicht sensibel innerviert. Netzhauterkrankungen verlaufen daher schmerzfrei.

Untersuchung

Die Ophthalmoskopie oder Funduskopie ist eine Standarduntersuchung in der Augenheilkunde. Hierbei wird der Augenhintergrund durch eine Spiegelung direkt oder indirekt beurteilt. Dabei werden viele anatomische Strukturen sichtbar, die in diesem Artikel besprochen wurden, unter anderem die Netzhaut.

Darüber hinaus zeigen sich zum Beispiel die Netzhautarterien physiologischerweise hellrot und ohne Pulsation, die Venen sind dunkelrot und können physiologischerweise pulsieren. Netzhautblutungen, Gefäßaneurysmen oder Kaliberschwankungen der Gefäße sind mögliche Pathologien, die mit dieser Untersuchung sichtbar werden können.

Des Weiteren sind sowohl Papille als auch Makula in der Ophthalmoskopie zu sehen und müssen beurteilt werden. Physiologischerweise ist die Papille randscharf und gelb-orange gefärbt. Es kann eine physiologische Exkavation vorliegen. Eine starke Exkavation, abknickende Blutgefäße im Bereich der Papille sowie Papillenrandblutungen müssen dringend an einen grünen Star (Glaukom) denken lassen. Die Macula lutea kann ca. 4 mm temporal der Papille gesehen werden, die Fovea centralis imponiert ggf. mit einem Lichtreflex.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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