Glaskörper
Der Glaskörper (Corpus vitreum) ist die gallertartige Struktur, die den Großteil des Auges ausmacht. Er füllt die knöcherne Augenhöhle aus und liegt zwischen der Linse und der Retina.
Der Glaskörper ist normalerweise klar und durchsichtig.
Seine Funktion ist mechanischer und optischer Art. Er trägt maßgeblich zur Stabilität des Auges bei und sorgt für dessen Form. Seine Transparenz ist zudem ein wichtige Voraussetzung für den ungehinderten Verlauf der Lichtstrahlen durch das Auge zur Netzhaut.
Dieser Artikel erläutert der Anatomie, Histologie und Funktion des Glaskörpers.
Definition | Gallertartige, lichtdurchlässige Struktur, die sich zwischen Linse und Retina befindet |
Aufbau | Besteht zu 99% aus Wasser Enthält gelöstes Hyaluronan, Hyalocyten, sowie Kollagenfibrillen vom Typ II |
Funktion | Aufrechterhaltung der Augapfelform, mechanischer Schutz vor Netzhautablösung, Refraktion |
Aufbau
Der Glaskörper ist eine visköse, gelantineartige Masse, die zu 99% aus Wasser besteht. Im Wasser ist Hyaluronan gelöst, welches das Wasser bindet und damit ein molekulares Grundgerüst schafft.
Zudem finden sich auch einige Makrophagen, die hier als Hyalocyten bezeichnet werden sowie eine lockeres Netz aus sehr dünnen Kollagenfibrillen vom Typ II.
Letztere finden sich vor allem peripher. Sie bilden eine "Glaskörpergrenzmembran", durch welche der Glaskörper locker an die innere Oberfläche der Netzhaut befestigt wird. Lediglich im Bereich der Ora serrata ist diese Anhaftung ausgesprochen stark.
Dieses Netz dünner Kollagenfibrillen verleiht dem Glaskörper eine gewisse Struktur, die mechanischen Belastungen allerdings nur geringfügig standhält.
Lage
Der Glaskörper grenzt an die Retina und nach ventral an die hintere Linsenkapsel. Bedingt durch die embryologische Entwicklung des Auges besitzt er verschiedene topographische Räume und anatomische Landmarkenpunkte:
Der Cloquet-Kanal beginnt am dorsalen Bereich des Glaskörpers und zieht nach ventral. In seltenen Fällen kann er auch im reifen Auge noch vorhanden sein und das rudimentäre Gefäß ganz oder teilweise enthalten, was zu Gesichtsfeldeinschränkungen führt.
Im dorsalen Bereich des Corpus vitreum befindet sich der Martegiani-Ring. Er ist dicht und eng anliegend. Bei einer Glaskörperabhebung wird aus dem Ring eine kleine Aushöhlung.
Die Fossa hyaloidea entsteht durch die Endellung der Linse im Glaskörper.
Zwischen Linse und Glaskörper besteht eine Verbindung an der hinteren Linsenkapsel, am Wieger-Band (Ligamentum hyaloideocapsulare).
Die Anheftungsstelle an der Ora serrata wird als Salzmann-Glaskörperbasis bezeichnet.
In dorsoventraler Richtung wird das Corpus vom Canalis hyaloideus (Cloquet-Kanal) durchzogen, einem Rudiment der A. hyaloidea.
Am dorsalen Rand des Corpus befindet sich eine kleine Einbuchtung. Direkt dorsal davon befindet sich die Papilla nervi optici. Lateral davon befindet sich eine Ausbuchtung vom Corpus, die in die Fovea centralis ragt.
Embryologie
In der 4. Woche entwickeln sich Ausstülpungen des ersten Hirnbläschens, die Augenbläschen. Ihre Entwicklung induziert die Ausbildung der Linsenplakode.
Im späteren Verlauf stülpt sich das Augenbläschen zum Augenbecher ein und die Linsenplakode zum Linsenbläschen.
Die äußere Schicht des Augenbechers bildet das Pigmentepithel, die innere die Retina. Der Stiel des Augenbechers entwickelt sich zum N. opticus um.
Die Einstülpung des Augenbechers besitzt eine Fortsetzung, die Augenbecherspalte. Durch diese tritt die A. hyaloidea ein. Dieses Gefäß ist nur in der Embryonalzeit vorhanden und versorgt das Corpus vitreum und die Linse. Im Laufe der weiteren Entwicklung bildet sie sich zur A. centralis retinae um, die nur noch die Retina arteriell versorgt.
Altersphysiologie
Mit zunehmendem Alter unterliegt der Glaskörper natürlichen Veränderungen. Durch degenerative Prozesse kommt es zum Abbau des Kollagenfasernetzes.
Dadurch wird er weniger formstabil und Lichtstrahlen werden teilweise in ihrem Brechungsverhalten verändert. Zudem kommt es im Laufe des Lebens zur geringgradigen Einlagerung verschiedener Stoffwechselendprodukte.Ein geringgradiges Nachlassen der Sehleistung durch degenerative Veränderungen des Kollagennetzes sowie durch leichte Eintrübung des Glaskörpers ist daher, insbesondere im höheren und hohen Lebensalter, physiologisch und nicht als Erkrankung zu werten.
Der Verlauf solcher Veränderungen erstreckt sich in der Regel über mehrere Jahrzehnte.
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Klinik
Degenerative Veränderungen der Zusammensetzung des Glaskörpers, die deutlich schneller voranschreiten, fallen nicht mehr in den Bereich der altersphysiologischen Veränderungen, sondern sind als Erkrankung zu werten.
Ist die Geschwindigkeit hoch genug, kommt es gehäuft zur Verflüssigung des Glaskörpers. Im weiteren Verlauf kann es dann zum Kollaps des Glaskörpers mit Abhebung von seiner Unterlage (Glaskörperabhebung) kommen. Meist verläuft dieser Vorgang asymptomatisch.
Häufig einzigstes Symptom sind Mouches volantes ("fliegende Fliegen"), die Wahrnehmung von dunklen punkt-, strich-, schlangen- oder fadenförmigen Strukturen, die mit der Blickrichtung wandern und ihre Position im Gesichtsfeld verändern. Sie treten bei Betrachtung heller, homogener Flächen intensiver auf.
Im Rahmen einer Glaskörperabhebung kann es auch zur Netzhautläsion mit Glaskörpereinblutung kommen. Leitsymptom sind das plötzliche Eintreten von Symptomen in Form von "Rußregen" bzw. schwarzen Trübungen. Eine Netzhautläsion mit Einblutung in den Glaskörper kann spontan erfolgen, auch ohne die Symptome einer Glaskörperabhebung. Eine solche Blutung kann grundsätzlich resorbiert werden, sodass ein abwartendes Verhalten häufig angezeigt ist.
Bei fehlender Rückbildungstendenz oder schwerem Verlauf besteht ggf. die Indikation zur Vitrektomie, einer operativen Entfernung des Glaskörpers mit Ersatz durch Silikon-Öl, Ringerlösung oder Gas. Silikon-Öl wird wegen hoher Komplikationsraten in der Regel nach einigen Monaten wieder entfernt und durch eine Elektrolytlösung ersetzt. Diese wiederum wird rasch resorbiert und durch eine körpereigene Flüssigkeit ersetzt.
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