Mimische Muskulatur
Die mimische Muskulatur besteht aus etwa 20 flachen Skelettmuskeln, die unter der Gesichtshaut liegen. Sie entspringen meist am Schädel oder an bindegewebigen Strukturen und strahlen mit elastischen Sehnenfasern in die Haut ein.
Im Gegensatz zu den anderen Skelettmuskeln sind sie nicht von einer Faszie umgeben (mit Ausnahme des Musculus buccinator). Somit können die mimischen Muskeln besonders gut Emotionen und Stimmungen verdeutlichen.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Aufbau und die Funktion der mimischen Muskulatur.
Muskeln des Mundes |
Musculus orbicularis oris Musculus buccinator Musculus levator labii superioris Musculus depressor labii inferioris Musculus mentalis Musculus risorius („Lachmuskel“) Musculus levator anguli oris Musculus depressor anguli oris Musculus zygomaticus major et minor |
Muskeln der Nase |
Musculus nasalis Musculus procerus Musculus levator labii superioris alaeque nasi |
Muskeln der Lidspalte |
Musculus orbicularis oculi Musculus depressor supercilii Musculus corrugator supercilii |
Muskeln des Schädeldachs und Halses |
Musculus epicranius ( M. occipitofrontalis, M. temporoparietalis) Platysma |
Muskeln des äußeren Ohrs | Musculi auriculares |
Innervation | Nervus facialis |
Gruppierung und Verlauf
Die mimischen Muskeln ordnen sich entweder um die Öffnungen des Gesichts herum (Mund, Auge, Nase und Ohr) oder erstrecken sich breitflächig über den Schädel und Hals.
Muskeln des Mundes
- Musculus orbicularis oris: umschließt den Mund.
- Musculus buccinator: Ober- und Unterkiefer, Raphe pterygomandibularis → Mundwinkel. Er bildet die muskuläre Grundlage der Wange.
- Musculus levator labii superioris: Unterhalb des Foramen infraorbitale → Oberlippe
- Musculus depressor labii inferioris: Unterkiefer unterhalb des Foramen mentale → Unterlippe
- Musculus levator labii superioris alaeque nasi: Processus frontalis der Maxilla → Nasenrücken und Nasenflügel
- Musculus mentalis: bildet die Furche zwischen Kinn und Lippe. Mandibula → Kinnhaut
- Musculus risorius („Lachmuskel“): Wangenhaut, Faszie des M. masseters, Parotisfaszie → Mundwinkel.
- Musculus levator anguli oris: Fossa canina der Maxilla → Mundwinkel
- Musculus depressor anguli oris: Basis der Mandibula → Mundwinkel
- Musculus zygomaticus major/minor: Jochbogen → Mundwinkel
Muskeln der Nase
- Musculus nasalis: Maxilla auf Höhe des Eck- und Schneidezahns → Naselflügel, Nasenrücken
- Musculus procerus: Nasenrücken → Haut zwischen den Augenbrauen
Muskeln der Lidspalte
- Musculus orbicularis oculi: umschließt das Auge.
- Musculus depressor supercilii: Processus frontalis der Maxilla, Arcus superciliaris des Os frontale → Haut der Augenbraue und Glabella
- Musculus corrugator supercilii: Pars nasalis des Os frontale → Haut über dem Margo supraorbitalis des Os frontale
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Muskeln des Schädeldachs und Halses
-
Musculus epicranius: Margo supraorbitalis (Os
frontale), Haut über den Augenbrauen), Linea nuchalis suprema (Os
occipitalis) → Sehnenplatte der Kopfschwarte (Galea aponeurotica) - Platysma: Haut und Faszien im Bereich der Regio infra- und supraclavicularis → Margo inferior der Mandibula, Haut und Bindegewebe der unteren Gesichtshälfte
Muskeln des äußeren Ohrs
- Musculi auriculares: Galea aponeurotica, Processus mastoideus (Musculus auricularis posterior) → Ohrmuschel
Innervation
Alle mimischen Muskeln stammen aus dem 2. Schlundbogen und werden daher vom Nervus facialis innerviert. Ursprünglich waren sie eine einheitliche Muskelplatte, die sich jedoch im Laufe der embryologischen Entwicklung aufteilt.
Funktion
Die mimischen Muskeln unterscheiden sich von den anderen Skelettmuskeln, da sie keine Gelenke bewegen, sondern die Haut.
Die Muskeln des Mundes sind hauptsächlich für das Heben und Senken der Mundwinkel, Ober- und Unterlippe und das Öffnen und Schließen des Mundes verantwortlich. Der Levator labii superioris alaeque nasi kann zudem den Nasenflügel nach oben ziehen und die Nasen öffnen. Der Risorius sowie die Zygomaticus major und minor stellen die wichtigsten Lachmuskeln dar.
Die Muskeln der Nase rümpfen die Nase und verengen die Nasenlöcher.
Die Kontraktion des Orbicularis oculi schließt die Augenlider, kneift die Augen zu und unterstützt den Fluss der Tränenflüssigkeit. Die beiden anderen Muskeln der Lidspalte senken die Augenbraue und Stirnfalten. Der Epicranius hebt dagegen die Augenbrauen und das Ohr. Das Platysma schiebt den Mundwinkel seitlich nach unten und dient der Hautstraffung.
Die Muskeln des äußeren Ohrs bewegen das Ohr, sind jedoch höchst variabel, weshalb nicht jeder Mensch mit dem Ohr wackeln kann.
Die mimischen Muskeln regulieren nicht nur die Stellung und Weite der Öffnungen des Gesichts, sondern verleihen dem ihm auch einen Ausdruck. Hiermit übermitteln sie Emotionen und spiegeln das seelische Befinden der Person wider, was eine außerordentlich wichtige Rolle in der non-verbalen Kommunikation zwischen Menschen spielt.
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Klinik
Die Lähmung der Gesichtsmuskeln ist das klassische Symptom einer Fazialisparese. Dabei lässt sich klinisch gut zwischen einer periphen und zentralen Störung unterscheiden.
Bei der peripheren Fazialisparese kommt es auf der betroffenen Seite zu einer kompletten Lähmung der Gesichtsmuskeln. Beim Versuch, das Auge zu schließen, lässt sich eine Drehung des Auges nach oben beobachten, sodass die Skleren sichtbar werden (Bell-Phänomen). Bei der zentralen Parese dagegen ist ein Stirnrunzeln beidseitig möglich, was daran liegt, dass die motorischen Fasern der Stirnmuskeln sowohl aus dem ipsi- als auch kontralateralen Fazialiskern stammen.
Bei beiden Typen der Fazialisparesen sind das Sprechen, Kauen und die Mimik erheblich beeinträchtigt. Je nach Läsionsort kommen Störungen der Tränen- und Speichelsekretion, des Gehörs und Geschmacks hinzu.
Ursachen einer Fazialisparese können Entzündungen (z.B. Herpes zoster), Hirninfarkte, Felsbeinfrakturen oder Tumore (z.B. Akustikusneurinom) sein, doch in den meisten Fällen ist sie ungeklärt (idiopathische Fazialisparese).
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