Zahn (Dens)
Der Zahn (Dens) ist eine komplexe Struktur der Mundhöhle. Die Zähne bilden das Gebiss und damit den Kauapparat, der den ersten Abschnitt des Verdauungstrakts darstellt.
Jeder Zahn ist im Ober- und Unterkiefer jeweils paarig vorhanden, wo er im Zahnhalteapparat (Parodontium) liegt. Diese besondere Art der gelenkigen Verbindung wird als Gomphosis bezeichnet.
Grundkenntnisse zur Anatomie der Zähne sind nicht nur für Zahnmediziner:innen von Bedeutung. Eine übersichtsweise kurze Beurteilung des Zahnstatus ist ein aufschlussreicher Teil jeder vollständigen körperlichen Untersuchung.
In diesem Artikel werden wir die Anatomie und Histologie der Zähne besprechen.
Schema |
Vier Quadranten mit jeweils zwei Schneidezähnen, einem Eckzahn, zwei Backenzähnen und zwei bis drei Mahlzähnen. |
Aufbau |
Krone: sichtbarer Teil des Zahns, Zahnschmelz umgibt Zahnbein (Reich innerviert, bedingt die Schmerzempfindlichkeit der Zähne) und Pulpahöhle Hals: verbindet Krone und Wurzel Wurzel: im Zahnfleisch im Zahnfach des Processus alveolaris des Kiefers verankert Pulpahöhle: enthält Pulpa aus Gefäßen, Nerven und Matrix |
Gefäßversorgung |
Arterien: A. maxillaris (Aa. alveolaris superior anterior und posterior, alveolares inferiores) Venen: entsprechend der Arterien, drainieren in Plexus pterygoideus oder V. facialis |
Innervation | Nn. alveorlares superiores und inferiores (Äste des N. maxillaris und N. mandibularis) |
Histologie |
Zahnschmelz: 1 bis 2,3 mm dick, durch Ameloblasten gebildet die Amelgenin und Enamelin synthesieren Hydroxylapatit wird durch Calcium und Phosphationen mineralisierte Proteine gebildet Dentin: Odontoblasten, Kollagen Typ I und Hydroxylapatit-Kristalle Pulpa: Pulpagewebe aus Fibroblasten, retikuläre Fasern, Immunzellen, Blut- und Lymphgefäße und Nervenfasern Wurzelzement: Fibroblasten und Zementozyten, Hydroxylapatit Kristalle und Sharpey-Fasern |
Funktion |
Zerkauen der Nahrung Struktur- und Formgebung für das Gesicht unterstützen das Sprechen |
- Aufbau
- Gefäßversorgung
- Innervation
- Histologie
- Zahnhalteapparat
- Funktion
- Klinik
- Literaturquellen
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Aufbau
Innerhalb des Mundes werden die Zähne in vier Quadranten eingeteilt.
Die Grenzen verlaufen einerseits horizontal zwischen Ober- und Unterkiefer und vertikal durch die Gesichtsmitte. In einem normalen Gebiss eines Erwachsenen befinden sich in jedem Quadranten bis zu acht Zähne:
- zwei Schneidezähne (Dens incisivus)
- ein Eckzahn (Dens caninus)
- zwei Backenzähne bzw. Prämolaren (Dens premolaris)
- zwei bis drei Mahlzähne bzw. Molaren (Dens molaris).
Der dritte Molar, auch als Weisheitszahn (Dens serotinus) bekannt, ist anatomisch äußerst unregelmäßig aufgebaut oder gar nicht angelegt. Er bricht - wenn überhaupt - erst in der späten Pubertät bzw. Adoleszenz durch und verursacht häufig Beschwerden.
Unabhängig von seiner Form wird jeder Zahn in die folgenden Abschnitte unterteilt:
- Die Wurzel (Radix), die im Alveolarknochen verankert ist. Die Molaren haben dabei jeweils 2-3 Wurzeln.
- Der Hals (Cervix) ist der Übergang zwischen Krone und Wurzel, der an die Zahnwurzel oberhalb des Alveolarknochens anschließt und vollständig von Zahnfleisch bedeckt ist.
- Die Krone (Corona) ist der sichtbare Teil des Zahns, die an den Zahnhals anschließt und weitgehend frei von Zahnfleisch ist.
Zahnwurzel, Zahnhals und Zahnkrone umschließen einen Innenraum, der als Pulpahöhle bezeichnet wird. Er enthält die Zahnpulpa, Gefäße und Nerven.
In den folgenden Lerneinheiten bekommst du einen noch besseren Überblick über den Aufbau der verschiedenen Zähne:
Gefäßversorgung
Die Blutversorgung der Zähne stammt aus der Arteria maxillaris, dem größten Endast der Arteria carotis externa. Dieser ist für die Versorgung der tiefliegenden Strukturen des Gesichts verantwortlich.
Die spezifischen Arterien, die die Zähne mit Blut versorgen, verlaufen durch den Wurzelkanal und werden folgendermaßen benannt:
- Arteria alveolaris superior anterior
- Arteria alveolaris superior posterior
- Arteriae alveolares inferiores
Die Venen der Zähne entsprechen denen der Arterien und haben auch ähnliche Namen. Sie fließen in den Plexus pterygoideus oder in die Vena facialis.
Innervation
Die Nerven, die die Zähne versorgen, begleiten die Arterien durch die Wurzelkanäle und stammen von den Nn. maxillaris und mandibularis aus dem fünften Hirnnerven, dem Nervus trigeminus. In der Nähe der Zähne verzweigen sich diese großen Nerven in die zwei folgenden Ästen:
- Nervi alveolares superiores
- Nervi alveolares inferiores
Histologie
Zahnschmelz
Der Zahnschmelz (Enamelum) ummantelt die aus dem Zahnfleisch herausragende Zahnkrone. Als härteste Substanz des menschlichen Körpers kann der Zahnschmelz so den Zahn vor Verschleiß schützen.
Abhängig von der Dicke des Zahnschmelzes, aber auch vom Alter, der Mundhygiene und dem Lebensstil, hat die Zahnkrone eine perlweiße bis gelbliche Farbe.
Gebildet wird die Zahnkrone durch Ameloblasten und deren Fortsätze (Tomes-Fortsätze), die zunächst Schmelzmatrix-Proteine wie Amelgenin und Enamelin synthetisieren, und die im Anschluss durch die Sekretion von Calcium- und Phosphationen mineralisiert werden (Hydroxylapatit).
Auf diese Weise entstehen aus parallelen, entlang der Tomas-Fortsätze der Ameloblasten angeordneten, Hydroxylapatit-Kristallen Schmelzprismen (Schmelzstäbe), die sich von der Schmelz-Dentin-Grenze bis unter die Schmelzoberfläche an der Zahnaußenseite erstrecken. Umgeben werden die Schmelzprismen von interprismatischem Schmelz, der aus anders angeordneten Hydroxylapatit-Kristallen besteht und der ebenfalls durch Ameloblasten gebildet wird.
Insgesamt besteht der Zahnschmelz zu 95% aus Hydroxylapatit, was ihn zum härtesten Material des menschlichen Körpers macht. Mit Durchbruch des Zahns durch das Zahnfleisch degenerieren die Ameloblasten. Folglich befinden sich im Zahnschmelz keine Zellen mehr, wodurch er sich nach Schädigung auch nicht mehr regenerieren kann.
Dentin
Unter dieser harten Außenschicht liegt eine zweite weichere Schicht, das Dentin (Zahnbein), welches eine etwas dunklere Farbe besitzt.
Dentin stellt die Kapsel dar, die das äußere harte Gewebe von der weichen und zerbrechlichen Pulpahöhle trennt. Zahnschmelz und Dentin müssen intakt sein, damit der Zahn lebendig und gesund bleibt. Sobald Bakterien in die Pulpahöhle eindringen, ist der Schaden irreversibel.
Nach außen liegen dem Raschkow-Plexus und der Zahnpulpa an der Pulpa-Dentin-Grenze Odontoblasten auf, welche das Dentin synthetisieren. Dieses besteht aus Kollagen Typ I–Fasern und wird durch die Anlagerung von Hydroxylapatit-Kristallen mineralisiert und erhärtet.
Das neu gebildete Dentin wird stets Richtung Zahnaußenseite angelagert, weswegen sich die periphere Dentingrenze (auch als Schmelz-Dentin-Grenze in der Zahnkrone beziehungsweise als Zement-Dentin-Grenze im Zahnhals und in der Zahnwurzel bezeichnet) mit zunehmender Dentinbildung immer weiter von der Pulpahöhle entfernt.
Die Odontoblasten, die sich ausschließlich an der Grenze zur Zahnpulpa befinden, haben jedoch Zellfortsätze, die als Tomes-Fasern bezeichnet werden, und mit denen sie die gesamte Dentinschicht des Zahns durchziehen und Dentinkanälchen bilden. Diese Dentinkanälchen werden teilweise auch von Axonen der Nervenfasern durchzogen und bedingen damit die Schmerzempfindlichkeit der Zähne.
Nach außen an die Dentinschicht grenzt
- an der Zahnkrone die Schmelzschicht,
- am Zahnhals koronal (Richtung Zahnkrone) eine dünne Schmelzschicht und apikal (Richtung Zahnwurzel) eine Schicht von azellulärem Zement,
- an der Zahnwurzel eine Schicht von zellulärem Zement.
Wurzelzement
Die Zahnwurzeln liegen im Zahnfach (Alveole) des Processus alveolaris des Ober- bzw. Unterkiefers. Die Schneide- und Eckzähne, auch Frontzähne genannt, haben jeweils nur eine Wurzel, wobei die der Eckzähne deutlich länger sind. Backenzähne haben in der Regel ebenfalls eine Wurzel, können allerdings vereinzelt im Oberkiefer auch zwei aufweisen. Mahlzähne besitzen im Oberkiefer drei Wurzeln, im Unterkiefer dagegen nur zwei.
Die Dentinschicht der Zahnwurzel wird nach außen von einer nach apikal dicker werdenden zellulären-fibrillären Zementschicht umgeben. Sie hat eine Dicke von 100-500 µm und wird durch Fibroblasten und Zementozyten gebildet, die sich durch die Zementsynthese selber einmauern.
Sie synthetisieren ähnlich wie bei der desmalen Knochenbildung zunächst Matrixproteine, die dann durch die Anlagerung von Hydroxylapatit-Kristallen mineralisiert werden. Diese machen 60% des Zahnzements aus. Die Zementozyten entstehen durch Differenzierung aus Mesenchymzellen des Zahnsäckchens, welches die initiale Zahnknospe umgibt. Des Weiteren sind in die Zementschicht Sharpey-Fasern eingelagert.
Zahnpulpa
In der Pulpahöhle liegt die mesenchymal-gallertartige Pulpa, bestehend aus Blutgefäßen, Nerven und einer Matrix aus Bindegewebe (v.a. Kollagenfasern Typ II) und Zellen (v.a. Odontoblasten und Fibroblasten). Der Ein- und Austritt der Arterien, Venen und Nervenfasern geschieht durch die Wurzelöffnung (Foramen apicale dentis). Die Nervenfasern bilden am äußeren Rand der Zahnpulpa Geflechte aus, die als Raschkow-Plexus bezeichnet werden, und von denen Axone in die angrenzende Dentinschicht ziehen.
Zahnhals
Am koronalen Teil des Zahnhalses grenzt als äußerste Schicht des Zahns an die Dentinschicht noch eine dünne Schicht von Zahnschmelz, auf der sich teilweise Zungen und Inseln aus azellulärem-afibrillärem Zement befinden können. Sie enthalten weder Ameloblasten oder Zementozyten noch Kollagenfasern.
Im apikalen Teil des Zahnhalses wird die Dentinschicht von einer dünnen und azellulär- fibrillären Zementschicht umgeben. Das bedeutet, dass die zementbildenden Zellen nicht in die Zementschicht eingelagert sind, sondern dieser nur von außen aufliegen. Es lassen sich außerdem Kollagenfasern (Sharpey-Fasern) finden, die zur Verankerung des Zahns im Alveolarknochen beitragen (zemento-alveoläres Faserbündel).
Zahnhalteapparat
Der Zahnhalteapparat umfasst
- Das Zement, das der Dentinschicht des Zahnhalses und der Zahnwurzel aufliegt. In ihm sind die Sharpey-Fasern verankert, die durch die Wurzelhaut hindurchziehen und schließlich in den Alveolarknochen und in das Zahnfleisch inserieren. Auf diese Weise wird der Zahn in seiner Umgebung fixiert.
- Die Wurzelhaut, die etwa 200 µm breit ist und den Raum zwischen Zementschicht und Alveolarknochen ausfüllt. Sie wird von den Sharpey-Fasern, Gefäßen und Nerven durchzogen.
- Das Zahnfleisch, das entweder durch Sharpey-Fasern mit dem Alveolarknochen und dem Zahnhals verwachsen und somit unverschieblich ist (Pars fixa) oder durch Saumepithel am zervikalen Teil des Schmelzes haftet (Pars libera). Histologisch handelt es sich hierbei um verhorntes Plattenepithel.
Vertiefe dein Wissen über die Zähne und Mundhöhle mit unseren interaktiven Lernmaterialien:
Funktion
Im Laufe der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen findet ein einmaliger vollständiger Zahnwechsel statt, wobei die 20 Milchzähne (Dentes decidui) durch die 32 bleibenden Zähne (Dentes permanentes) ersetzt werden.
Die Hauptaufgabe der Zähne besteht im Zerkauen der Nahrung zu einem Brei, der leicht geschluckt und besser verdaut werden kann. Die Schneidezähne werden zum Schneiden und Beißen verwendet, die Eckzähne dienen dem Halten und die Prämolaren und Molaren dem Zermahlen.
Dazu sind die einander berührenden Oberflächen der Zahnkronen je nach Funktion des Zahns geformt. So besitzen die Frontzähne vom rechten Eckzahn bis zum linken Eckzahn eine einzelne Schneidekante, die ein Stück Nahrung einklemmen und daran reißen kann, während die Prämolaren und Molaren Zacken, Vertiefungen und Klüfte aufweisen, die eine Portion Nahrung zerreiben und zerquetschen können, damit sie essbar wird.
Außerdem geben die Zähne dem Gesicht Struktur und Form, stützen das Hautgewebe und unterstützen die Aussprache verschiedener Laute beim Sprechen.
Die Zähne enthalten viele Begriffe und neue Terminologie. Bereitet dir das Lernen manchmal Schwierigkeiten? Unsere Lernstrategien des aktiven Erinnerns helfen dir dabei!
Probier zum Schluss unser Quiz, damit du die neu erlernten Kenntnisse zur Anatomie des Zahns festigen kannst:
Klinik
Karies (Zahnfäule) gehört zu den häufigsten und deutlich sichbarsten Erkrankungen des Zahnapparats. Sie wird durch kariogene Bakterien verursacht, die Speisereste an den Zähnen (v.a. verschiedene Zucker) verstoffwechseln und dabei einen Belag (Plaque) bilden. Dieser Biofilm enthält Säuren, die den Zahnschmelz demineralisieren, wodurch die Bakterien in den Zahn eindringen und angreifen können.
Bei Nichtbehandlung kann sie die gesamte Zahnstruktur zerstören und in schweren Fällen sogar die angrenzenden Gewebe des Kopfes und Halses beeinträchtigen, auch Infektionen der Herzinnenhaut (Endokard) des Herzens sind möglich.
Neben der richtigen Mundhygiene sollten folgende Risikofaktoren möglichst vermieden werden, um den Ausbruch der Karies vorzubeugen: Rauchen, Alkoholgenuss, ein hoher Zuckerkonsum und der Verzehr von stark säurehaltigen Lebensmitteln.
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