Video: Übersicht über die Zähne
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Hallo, ich bin Steffi von Kenhub und ich begrüße euch zu einem neuen Tutorial. In diesem Tutorial stelle ich euch die verschiedenen Zähne vor.
Auf dieser Abbildung der Mandibula seht ihr, dass die ...
Mehr lesenHallo, ich bin Steffi von Kenhub und ich begrüße euch zu einem neuen Tutorial. In diesem Tutorial stelle ich euch die verschiedenen Zähne vor.
Auf dieser Abbildung der Mandibula seht ihr, dass die Zähne im menschlichen Kiefer ganz unterschiedlich aussehen und sich in ihrer Form, Größe und Funktion deutlich unterscheiden. Für Zahnärzte ist es natürlich wichtig, die verschiedenen Zähne und ihre jeweiligen Aufgaben beim Kauakt zu kennen. Aber auch Humanmediziner sollten mit der Anatomie der Zähne vertraut sein. In diesem Tutorial werden wir über die vier verschiedenen Gruppen von Zähnen sprechen. Dabei werde ich besonders auf ihre klinische Bedeutung eingehen. Bevor ich zu den vier verschiedenen Gruppen von Zähnen komme, möchte ich kurz über die Anatomie und Entwicklung der Zähne sprechen.
Wir ihr wisst, sind Zähne kleine, kalzifizierte Strukturen, die sich im menschlichen Kiefer befinden. Ihre wichtigste Aufgabe besteht darin, den Kauakt durch das Zerkleinern von Nahrung zu unterstützen. Dieser Prozess wird auch als „mechanische Verdauung“ bezeichnet – die Zähne zählen also zum oberen Verdauungssystem. Menschen sind diphyodont - das heißt, wir entwickeln zwei Sätze oder Generationen von Zähnen. Die erste Zahngeneration ist das Milchzahngebiss, das aus etwa 20 Zähnen besteht. Es ist meist um das 3. Lebensjahr herum vollständig ausgebildet. Um das 6. Lebensjahr herum fallen die Milchzähne aus und werden durch die zweite Zahngeneration, das bleibende Gebiss, ersetzt. Das bleibende Gebiss besteht in der Regel aus 32 Zähnen und ist zwischen dem 18. und dem 21. Lebensjahr komplett entwickelt.
Der Prozess des Sichtbarwerdens der bleibenden Zähne wird als Zahndurchbruch bezeichnet. Die Zähne sind im Kieferknochen verankert. Genauer gesagt in den Alveolarkämmen, die von den Processus alveolares des Ober- und Unterkiefers gebildet werden. Im Oberkiefer, auf Latein der Maxilla, finden wir die obere Zahnreihe, auch maxilläre Zahnreihe genannt. Die Maxilla bildet das Dach des Mundes sowie den Boden der Nasennebenhöhlen. Unten gibt es das entsprechende Gegenstück: Den Unterkiefer, auch Mandibula genannt, mit der unteren, mandibulären Zahnreihe.
Bevor wir auf die einzelnen Zähne zu sprechen kommen, möchte ich euch einen kurzen Überblick über die verschiedenen Arten von Zähnen des menschlichen Kiefers geben und erklären, wie diese Zähne zusammenpassen. Übrigens - die Zähne über die wir heute sprechen gehören zum bleibenden Gebiss. Zunächst ist es wichtig zu wissen, dass man die menschlichen Zähne in vier Gruppen einteilen kann. Wir betrachten in dieser Abbildung nur die Zähne der Maxilla, die aber denen der Mandibula entsprechen. Folgende Gruppen von Zähnen kann man unterscheiden: die grün markierten Schneidezähne, die rot markierten Eckzähne, die blau markierten Vormahlzähne und die gelb markierten Backenzähne.
Um jeden Zahn eindeutig benennen zu können, gibt es Nummerierungssysteme. Ich werde hier zunächst auf das System eingehen, was in Deutschland üblicherweise verwendet wird. Gegen Ende der Präsentation werde ich dann noch kurz auf andere Nummerierungssysteme eingehen, die beispielsweise in den USA und Großbritannien üblich sind. Nun zu unserer Abbildung: Ihr seht, dass das Zahlenschema und die Position der Zähne auf beiden Seiten der Mittellinie identisch sind. Für diese Nummerierung wird der Kiefer gedanklich halbiert beziehungsweise in vier Quadranten geteilt, wenn man den Unterkiefer auch berücksichtigt. Möchte man nun von einem bestimmten Zahn sprechen, nennt man zunächst den Quadranten, zum Beispiel „zwei“ für den linken Oberkiefer und dann den Zahn, zum Beispiel „7“. Damit wäre jetzt der mittlere Backenzahn im linken Oberkiefer gemeint.
Um euch zu zeigen wie unterschiedlich die Zähne bezüglich ihrer Form und Größe sind, schauen wir uns nun die Zähne außerhalb ihrer Alveolarfortsätze an. Der hier grün markierte Zahn und sein direkter Nachbar sind Schneidezähne. Rechts daneben sehen wir den Eckzahn. Die nächsten zwei zählen zu den Vormahlzähnen und das hier sind die Backenzähne. Beginnen wir mit den Schneidezähnen, den Dentes incisivi. Dies sind die am weitesten vorne gelegenen Zähne, im Falle dieser Abbildung der Maxilla. Sie sind wie Meißel geformt und haben das Abbeißen der Nahrung zur Aufgabe. Ausgehend von den eben beschriebenen Quadranten des Kiefers kann man sagen, dass sich in jedem Quadranten zwei Schneidezähne befinden, also insgesamt vier pro Kiefer. Noch einmal zur Erinnerung: Der rechte Oberkiefer wird als erster Quadrant, der linke Oberkiefer als zweiter Quadrant bezeichnet. In der Mandibula gibt es natürlich die entsprechenden vier Schneidezähne des Unterkiefers. Jeder Mensch besitzt also acht Schneidezähne. Die Schneidezähne können weiter in zwei Subtypen unterteilt werden: die zentralen und die lateralen Schneidezähne.
Bezogen auf die Quadranten des Kiefers heißt das, das es einen zentralen und einen lateralen Schneidezahn pro Quadrant gibt. Also zwei zentrale und zwei laterale Schneidezähne je im Unter- und im Oberkiefer. Zurück zu unserer Abbildung der Zähne außerhalb ihrer Alveolarfortsätze. Die Schneidezähne sind die Zähne hier links, die grün markiert sind. Der linke ist der zentrale und der rechte der laterale Schneidezahn. Wie ihr seht, haben diese Zähne in der Regel nur eine Wurzel.
Behaltet im Hinterkopf, dass wir hier immer ventrale Ansichten besprechen – ihr betrachtet die Zähne also von vorne! Der obere Teil des Zahns, der sich im Kiefer befindet, wird als Wurzel bezeichnet - davon kann es pro Zahn auch mehrere geben. Das ist der Anteil, der hier in der Abbildung in den nicht grün markierten Zähnen eher bräunlich dargestellt ist. Den unteren Teil, der im Mund sichtbar ist, bezeichnet man als Krone. Die zweite Gruppe von menschlichen Zähnen sind die Eckzähne, die Dentes canini. Wie ihr in dieser Abbildung sehen könnt, sind das die Zähne, die sich lateral der Schneidezähne befinden. Insgesamt gibt es vier Eckzähne: zwei im Oberkiefer und zwei im Unterkiefer. Die Hauptaufgabe dieser Zähne ist das Halten und Reißen von Nahrung. In dieser Abbildung der isolierten Zähne ist der Eckzahn grün markiert. Seine Krone mündet in einer Spitze, er wird daher als einhöckriger Zahn bezeichnet. Wie auch die Schneidezähne besitzen die Eckzähne in der Regel nur eine Wurzel, allerdings ist diese länger.
Als nächstes möchte ich mit euch die Vormahlzähne besprechen, die Dentes praemolares. Sie sind hinter den Eckzähnen lokalisiert und es gibt auf jeder Seite jedes Kiefers zwei von ihnen. Insgesamt also acht Vormahlzähne. Die Vormahlzähne sind Übergangszähne, da sie sowohl Eigenschaften der Eck- als auch der Backenzähne aufweisen. Wie ihr seht, haben die Vormahlzähne zwei spitze Höcker an ihren Kauflächen, woher auch ihre Bezeichnung als „zweihöckrige“ Zähne stammt. Funktionell dienen sie wie die Eckzähne dem Zerkleinern und wie die Backenzähne dem Kauen. Sie bewegen die Nahrung während des Kauprozesses vom vorderen zum hinteren Teil des Mundes.
Kommen wir noch einmal konkreter zu den zwei Höckern: in der Regel unterscheidet man einen anterioren von einem posterioren Höcker. Der anteriore Höcker, die Cuspis anterior, wird auch Cuspis buccalis genannt, da er sich näher an der Wange befindet. Der posteriore Höcker, die Cuspis posterior, wird dementsprechend Cuspis lingualis genannt, da er näher an der Zunge liegt. Hier seht ihr die Vormahlzähne in grün markiert: außerhalb der Mundhöhle und aus der ventralen Ansicht. Die Cuspis buccalis ist daher gut zu sehen. Die Vormahlzähne haben in der Regel nur eine Wurzel, die maxillären Vormahlzähne weisen jedoch manchmal zwei Wurzeln auf. Wie gesagt gibt es zwei Vormahlzähne in jedem Quadranten – den ersten und den zweiten Vormahlzahn. Die ersten Vormahlzähne, die Dentes premolares I, befinden sich lateral der Eckzähne. In der unteren Abbildung ist ein erster Vormahlzahn außerhalb der Mundhöhle dargestellt. Die zweiten Vormahlzähne liegen zwischen den ersten Vormahlzähnen und den Backenzähnen. Auch hier seht ihr einen Vertreter dieser Gruppe in der unteren Grafik außerhalb der Mundhöhle.
Die vierte und letzte Gruppe der Zähne, sind die Backenzähne, die Dentes molares. Wie ihr seht, gibt es pro Quadrant drei Backenzähne, also sechs im Ober- und sechs im Unterkiefer und insgesamt 12 Stück. Ihre Größe nimmt ab, je weiter dorsal sie liegen. In der Abbildung erkennt ihr, dass die 12 Backenzähne in der Regel vier, manchmal aber auch mehr, Höcker aufweisen. Ihre Hauptaufgabe besteht darin, die Nahrung während des Kauakts zu vermalen. Der am weitesten dorsal gelegene Backenzahn ist der Weisheitszahn. Da diese erst später durchbrechen oder häufig operativ entfernt werden, sind oft nur zwei Backenzähne pro Quadrant sichtbar. Ich werde später noch etwas genauer auf die Weisheitszähne eingehen.
Hier seht ihr die Backenzähne außerhalb der Mundhöhle. Sie weisen stets mehr als eine Wurzel auf. Zwei ihrer Höcker sind gut zu erkennen. In dieser ventralen Ansicht sind die dem Betrachter zugewandten Höcker die buccalen, die ihm abgewandt liegenden, die lingualen Höcker. Wie die Vormahlzähne können auch die Backenzähne in Subtypen unterteilt werden: der erste Backenzahn, der zweite Backenzahn und der dritte Backenzahn oder auch der Weisheitszahn. Der erste Backenzahn des Unterkiefers ist hier in grün markiert. Er befindet sich zwischen dem zweiten Vormahlzahn und dem zweiten Backenzahn. Der zweite Backenzahn ist hier in grün markiert. Er befindet sich zwischen dem ersten und dem dritten Backenzahn. Beachtet, dass der zweite Backenzahn kleiner ist als der erste!
Zu guter Letzt zeige ich euch jetzt den dritten Backenzahn. Sicherlich ist er euch als Weisheitszahn bekannt. Die meisten Menschen haben pro Quadrant einen dritten Backenzahn, also insgesamt vier Weisheitszähne. Allerdings können auch weniger oder sogar mehr Weisheitszähne vorliegen! Diese Zähne brechen in der Regel zwischen dem 15. und dem 25. Lebensjahr durch. Manchmal nehmen die Weisheitszähne beim Durchbrechen zu flache Winkel ein und müssen entfernt werden. Wenn neben den dritten Backenzähnen noch weitere Zähne durchbrechen, werden diese als überzählige Zähne bezeichnet. In dieser Abbildung eines Weisheitszahns außerhalb der Mundhöhle könnt ihr erkennen, dass der Zahn kleiner ist als der zweite Backenzahn zu seiner linken.
Jetzt haben wir alle Gruppen von Zähnen besprochen. Lasst uns kurz zusammenfassen: In dieser Abbildung des Oberkiefers, die ihr schon zu Beginn des Tutorials gesehen habt, befinden sich beidseitig der Mittelinie jeweils zwei Schneidezähne. Der Zahn direkt neben der Mittellinie ist der zentrale, der daneben der laterale Schneidezahn. Lateral der Schneidezähne befinden sich auf beiden Seiten des Kiefers die Eckzähne, die hier in rot markiert sind. Insgesamt gibt es also zwei Eckzähne pro Kiefer. Lateral der Eckzähne seht ihr jeweils zwei Vormahlzähne, also insgesamt vier pro Kiefer. Der Vormahlzahn neben dem Eckzahn ist der erste Vormahlzahn, der daneben der zweite. Auf jeder Seite des Kiefers gibt es zudem noch je drei Backenzähne – den ersten, den zweiten und den dritten Backenzahn, den Weisheitszahn. Das sind die 16 Zähne des Oberkiefers. Der Unterkiefer enthält dieselbe Anzahl und Verteilung von Zähnen, sodass wir insgesamt auf 32 bleibende Zähne kommen.
Zum Ende dieses Tutorials möchte ich noch ein paar Anmerkungen zur klinischen Relevanz der Zähne machen. Zuerst möchte ich dabei auf das Krankheitsbild der Hypodontie eingehen. Das beschreibt das Fehlen von einem oder mehrerer Zähne. Am häufigsten fehlen einer oder mehrere Weisheitszähne, seltener der zweite Vormahlzahn. Dem gegenüber steht die Hyperdontie, bei der es zur Anlage von mehr als 32 Zähnen kommt. Häufig befindet sich dabei ein zusätzlicher Zahn zwischen den zentralen Schneidezähnen. Er wird als „Mesiodens“ bezeichnet. Wissenswert zum Thema Zähne sind zudem die Zahnformeln, die ich vorhin schon einmal als Nummerierungssystem erwähnt habe. Zahnärzte benutzen diese Bezeichnungssysteme, um Informationen bezüglich bestimmter Zähne zu dokumentieren. Es gibt drei Formeln, die häufig verwendet werden: das ISO System, das Palmer-Zahnschema und das Universal Numbering System.
Ich erkläre euch alle Systeme kurz: Das ISO System ist eine international weit verbreitete Zahnformel, die von der World Health Organization entwickelt wurde. Wie sie funktioniert habe ich euch bereits ganz am Anfang des Tutorials erklärt. Zur Erinnerung: Erst wird die Nummer des Quadranten, dann die Zahl des konkreten Zahns genannt. Die Palmer-Zahnformel ist das älteste Bezeichnungssystem und wird vor allem im Vereinigten Königreich verwendet. Es ordnet den bleibenden Zähnen ausgehend von der Mittellinie die Zahlen 1-8 zu und verwendet Symbole, um zu kennzeichnen, in welchem Quadranten des Kiefers der jeweilige Zahn liegt. Im Milchgebiss werden die Buchstaben A-E zur Kennzeichnung der Zähne ausgehend von der Mittellinie benutzt. Die letzte Zahnformel ist das Universal Numbering System, das heutzutage vor allem in den USA Anwendung findet. Es nutzt die Zahlen 1-32 für die bleibenden Zähne und beginnt rechts im Oberkiefer mit der Nummerierung. Im Unterkiefer zählt man von links weiter. Der maxilläre dritte Backenzahn rechts ist somit die Nummer „1“ und der mandibuläre dritte Backenzahn rechts ist die „32“. Das Milchgebiss wird analog mit den Buchstaben A – T bezeichnet.