Sesambein
Sesambeine, oder Ossa sesamoidea, sind kleine, sowohl konstant als auch inkonstant angelegte knöcherne Strukturen.
Sie sind meist in der Umgebung von Gelenken zu finden und dort in Sehnen eingebettet. Beispielsweise liegt die Patella, also die Kniescheibe in der Sehne des M. quadriceps femoris eingebettet.
Die gelenknahe Einbettung hat auch einen logischen Hintergrund, denn Sesambeine wirken oftmals als Hypomochlion, also als eine Unterstützung der Hebelwirkung an den ihnen angrenzenden Gelenken.
In diesem Artikel gehen wir genauer auf die Anatomie, die Variationen und die Funktion dieser spannenden Knochen ein.
Funktion |
Abstandhalter zwischen Gelenken und Sehnen Verhindern Schädigung von Sehnen Optimieren biomechanische Wirkung der Sehne |
Konstante Sesambeine |
Bei nahezu jedem Menschen Beispiele: Patella, Fabella, Sesambeine am Caput ossis metatarsale I oder Caput ossis metatarcarpale I, Os pisiforme |
Inkonstante Sesambeine |
Angeboren oder bei regelmäßiger Fehlbelastung ausgebildet Können Bewegung einschränken oder Druck auf umliegende Strukturen ausüben |
Klinik | Sesamoiditis |
Funktion
Sie wirken als Abstandhalter und verhindern, dass Sehnen bei ihrem Verlauf über ein Gelenk durch zu hohe Druckbelastung geschädigt werden.
Desweiteren optimieren sie die biomechanische Wirkung der Sehne, da durch das Anheben der Sehne deren Ansatzwinkel vergrößert wird (Hypomochlion).
Konstante Sesambeine
Konstante Sesambeine sind bei nahezu jedem Menschen vorhanden.
Das größte Sesambein ist die Patella, die in die Sehne des M. quadriceps femoris eingelagert ist. Die Fabella stellt ein Sesambein des lateralen Kopfes des M. gastrocnemius dar.
Auf der Unterseite des Köpfchens des Os metatarsale I befinden sich zwei Rinnen für Sesambeine, die in den M. abductor hallucis und den M. flexor hallucis brevis eingelagert sind.
Im Bereich der Mittelhand liegen sie in den Sehnen des M. adductor pollicis und M. flexor pollicis brevis auf der Palmarseite des Caput ossis metacarpale I.
Das Os pisiforme der Hand ist ein Sesambein für die Sehne des M. flexor carpi ulnaris.
All diese Sesambeine können zwei- oder mehrteilig angelegt sein. Häufig sind diese anatomischen Variationen klinisch stumm, können aber auch Beschwerden verursachen.
Inkonstante Sesambeine
Inkonstante Sesambeine können angeboren sein oder sich dort ausbilden, wo eine regelmäßige Fehlbelastung auftritt.
Klinisch sind sie so lange ohne Bedeutung, bis sie vorhandene Strukturen an der Bewegung hindern oder Druck auf umliegende Strukturen ausüben.
Wichtige Strukturen, die dafür sorgen, dass wir uns bewegen können, sind Knochen, Gelenke und Muskeln. Mit unseren Lerneinheiten kannst du dein Wissen dazu prima wiederholen und festigen!
Klinik
Jedes Sesambein kann sich entzünden (Sesamoiditis) oder frakturieren (Sesambeinfraktur). Beides tritt zumeist dann auf, wenn in der Extremität, in der ein Muskel mit seinem Sesambein liegt, eine ungewohnte bzw. ausgeprägt unphysiologische Fehlbelastung auftritt. Diese muss nicht notwendigerweise mit einer Überlastung einhergehen.
Eine Sesamoiditis tritt vor allem im Fußbereich auf und gehört zu den häufigen Ursachen von Fußschmerzen, speziell der Metatarsalgelenke (Metatarsalgien).
Sie äußert sich durch Schmerzen neben dem I. Metatarsalköpfchen, die sich beim Gehen und beim Tragen dünnbesohlter oder flexibler Schuhe verstärken. Auch eine klassische Entzündung mit Überwärmung, Schwellung und Rötung ist möglich.
Die Diagnose erfolgt zunächst durch die klinische Untersuchung. Bei Verdacht auf Frakturen, Arthrosen oder Dislokation kann eine Röntgen- oder MRT-Aufnahme indiziert sein.
Die Therapie besteht in einer Anpassung des Schuhwerks, sodass eine Druckentlastung auf die Füße wirkt. Sofern eine nicht dislozierte Fraktur diagnostiziert wird, kann eine konservative Therapie mit nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR), kurzzeitiger Immobilisation und gezielter Mobilisation ausreichend sein. Eine operative Therapie muss sehr sorgfältig abgewogen werden, weil Eingriffe in diesem Bereich auch bei sorgfältiger chirurgischer Präparation durchaus gehäuft Einflüsse auf das Gewebe und damit auf die Biomechanik und die Mobilität des Fußes haben können.
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