Gebärmutter (Uterus)
Die Gebärmutter (Uterus) liegt intraperitoneal im kleinen Becken und zählt zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen. Sie ist ein dickwandiges, muskulöses Hohlorgan und dient als Einnistungsort für die befruchtete Eizelle. In ihrem Inneren wächst während der Schwangerschaft der Fötus heran.
Ihre Muskulatur ist darauf ausgelegt, während der Schwangerschaft mitzuwachsen und beim Geburtsvorgang das Kind mit kräftigen Kontraktionen auszutreiben.
Außerhalb einer Schwangerschaft unterliegt das Gewebe der Gebärmutter innerhalb des Menstruationszyklus charakteristischen morphologischen Schwankungen.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, Histologie und Funktion der Gebärmutter.
Merkmale |
Aussehen: Birnenförmiges, muskuläres Hohlorgan Größe: etwa 7 cm lang und 5 cm breit Gewicht: 30 - 120 g |
Aufbau |
Corpus uteri: Gebärmutterkörper Isthmus uteri: Verbindung zwischen Corpus und Cervix uteri Cervix uteri: Gebärmutterhals, bildet distales Drittel des Uterus |
Gefäßversorgung |
Arterien: A. uterina Venen: Plexus venosus uterinus Lymphabfluss: Nll. iliaci interni |
Innervation |
Sympathisch: Plexus mesentericus inferior, Plexus hypogastricus inferior Parasympathisch: Nn. splanchnici pelvici |
Histologie |
Endometrium (Schleimhaut) Myometriun (Muskelschicht) Perimetrium (Peritonealüberzug) Zyklische Veränderungen: Desquamationsphase, Proliferationsphase, Sekretionsphase |
Funktion | Menstruation, Schwangerschaft, Geburt |
- Aufbau
- Lage
- Gefäßversorgung
- Innervation
- Histologie
- Embryologie und Fehlentwicklung
- Funktion
- Klinik
- Literaturquellen
Aufbau
Die Gebärmutter ist ein birnenförmiges muskuläres Hohlorgan mit einer Länge von ca. 7 cm und Breite von 5 cm und einem Gewicht von ca. 30 - 120 g. Größe und Gewicht schwanken allerdings stark von Frau zu Frau in Abhängigkeit von vorausgegangenen Schwangerschaften, des Alters und Hormonstatus.
Makroskopisch wird die Gebärmutter in Corpus, Isthmus und Zervix unterteilt. Das Lumen des Corpus (Cavum uteri) kommuniziert über die Tuben mit der Bauchhöhle und über den Zervixkanal (Canalis cervicis) mit der Vagina.
Corpus uteri
Der Gebärmutterkörper (Corpus uteri) umfasst die oberen zwei Drittel des Uterus. Es werden eine Vorder- und eine Hinterwand (Facies anterior et posterior) sowie zwei seitliche Ränder (Margo uteri) unterschieden. Kranial der Einmündungen der Tuben am Tubenwinkel bildet das Corpus uteri eine Kuppe (Fundus uteri). Von lateral betrachtet ist das Uteruslumen ein schmaler Spalt, da sich die Vorder- und Hinterwand aneinander lagern.
Cervix uteri
Die Zervix (Gebärmutterhals, Cervix uteri) bildet das distale Drittel der Gebärmutter und umgibt den Zervixkanal. Ihr unterer Abschnitt ragt als Portio (Portio vaginalis) in die Vagina. Richtung Corpus endet der Zervixkanal am Übergang zum Isthmus als innerer Muttermund (Ostium uteri internum). Mit einem Durchmesser von 2-3 mm ist dies die engste Stelle des Zervixkanals.
Isthmus uteri
Zervix und Corpus sind über eine sehr enge Übergangszone verbunden, dem Isthmus uteri. Dieser endet an der Portio und bildet dort mit der vorderen und hinteren Muttermundslippe (Labium anterius et posterius) den äußeren Muttermund (Ostium uteri externum). Er hat eine Länge von 5-10 mm und umfasst den Canalis isthmi, der vom inneren Muttermund ins Uteruslumen reicht.
Lage
Ventral der Gebärmutter liegt die Harnblase an. Zwischen den beiden Organen befindet sich die Excavatio vesicouterina, eine Ausbuchtung des Peritoneums. Die Rückwand der Gebärmutter zeigt Richtung Rektum, dazwischen liegt die Excavatio rectouterina. Diese auch als Douglas-Raum bezeichnete Peritonealgrube stellt den tiefsten Punkt der weiblichen Peritonealhöhle dar.
Die Ausrichtung der Gebärmutter im kleinen Becken wird durch drei Begriffe beschrieben:
- Flexio: Gegenüber der Zervix.
- Versio: Winkel zwischen der Zervixkanalachse und der vertikalen Körperachse.
- Positio: Lage der Portio im kleinen Becken.
Sie kann dabei u.a. abhängig vom Füllungszustand der Harnblase und des Rektums, krankheits- oder altersbedingt variieren. Gewöhnlich ist die Gebärmutter nach vorne gekippt (Anteversio), der Corpus gegen die Zervix nach ventral geknickt (Anteflexio) und die Portio liegt mittig zwischen den Spinae ischiadicae (Interspinallinie).
Der Uterus befindet sich intraperitoneal und ist daher bis auf die Portio mit Peritoneum überzogen. Durch eine breite und hohe Bindegewebsplatte (Parametrium) wird er im Becken verankert. Der größere mit Peritoneum bedeckte Teil des Parametriums wird als Lig. latum uteri bezeichnet. Nach kaudal setzt sich das Parametrium in das Bindegewebe der Zervix (Parazervix) und der Vagina (Parakolpium) fort.
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Gefäßversorgung
Arterien
Die arterielle Versorgung erfolgt über die A. uterina aus der A. iliaca interna. Sie verläuft im Lig. latum in Höhe der Zervix und gibt hier Äste zur Versorgung der Vagina ab (Rr. vaginales). Am Seitenrand des Uterus läuft sie stark geschlängelt und unter Abgabe der ebenfalls stark geschlängelten Aa. helicinae nach kranial Richtung Fundus. Durch die starke Schlängelung kann sich die Arterie im Falle einer Schwangerschaft an die Größenveränderungen des Uterus anpassen.
Auf Höhe des Fundus gibt die A. uterina beidseitig je einen Ast zum Ovar (R. ovaricus) und zu den Tuben (R. tubarius) ab. Über letzteren besteht eine Anastomose zwischen den Aa. uterina und ovarica. In ihrem Verlauf im Lig. latum überkreuzt die A. uterina den Ureter. Bei der intraoperativen Abklemmung der Arterie ist daher äußerste Vorsicht geboren, um diesen nicht zu verletzten.
Venen
Der venöse Abfluss erfolgt über den kräftig ausgeprägten Plexus venosus uterinus. Er nimmt häufig auch das venöse Blut aus der Vagina auf, bevor er über die Vv. uterinae in die V. iliaca interna mündet. Zusätzlich kann das venöse Blut des Uterus auch über den Plexus ovaricus abfließen.
Lymphabfluss
Die Lymphe der Zervix fließt in die Nll. iliaci interni und sacrales. Die Lymphe des Corpus wird in die Nll. iliaci interni oder direkt in die Nll. lumbales drainiert. Der Fundus hat über das Lig. latum uteri auch Anschluss an die Nll. inguinales superficiales.
Innervation
Die sympathische Innervation erfolgt über die Plexus mesentericus inferior und Plexus hypogastricus inferior. Die Fasern ziehen über den starken paarigen Plexus uterovaginalis (Frankenhäuser-Plexus) zum Uterus.
Die sympathische Wirkung auf das Myometrium ist hormonabhängig entweder kontrahierend oder relaxierend, auf die Gefäße wirkt der Sympathikus konstriktorisch.
Die parasympathischen Fasern bewirken eine Uteruskontraktion und eine Gefäßdilatation. Sie stammen aus dem Sakralmark (S2-S4, Nn. splanchnici pelvici) und ziehen ebenfalls über den Plexus uterovaginalis.
Histologie
Die etwa 2 cm dicke Gebärmutterwand besteht von innen nach außen aus drei Schichten :
- Endometrium (Schleimhaut)
- Myometriun (Muskelschicht)
- Perimetrium (Peritonealüberzug)
Endometrium
Das Endometrium (Tunica mucosa) besteht aus einem einschichtigen prismatischen Oberflächenepithel und besitzt tubulöse Drüsen (Glandulae uterinae), die die gesamte Höhe der Schleimhaut durchspannen.
Beim Endometrium wird zwischen einer zyklusabhängigen und –unabhängigen Schicht unterschieden.
Das Stratum functionale (Funktionalis) ist je nach Zyklusphase bis zu 5 mm hoch und wird periodisch abgestoßen.
Das Stratum basale (Basalis) ist der schmale unterste Bereich (ca. 1 mm), der kaum zyklische Veränderungen durchläuft und nicht abgestoßen wird.
Zyklusphasen
Histologisch können drei Phasen unterschieden werden:
- Desquamationsphase (1.-3. Zyklustag): Die Funktionalis zerfällt, Blutgefäße werden eröffnet, die lokale Blutgerinnung wird herabgesetzt, Blut und Trümmer der Funktionalis erscheinen als Menstruationsblut. Die Basalis bleibt mit einer Wundfläche zurück.
- Proliferationsphase (4.-14. Zyklustag): Schon vor Stillstand der Blutung beginnt die Deckung der Wundfläche mit neuem Epithel, Proliferation des Drüsenepithels, Zunahme der Dicke der Schleimhaut.
- Sekretionsphase (15.-28. Zyklustag): Proliferation kommt zum Stillstand, Drüsen und Stroma differenzieren sich, "Sägeblattform" der Drüsen, im Stroma Ausbildung von Spiralarterien, Dezidualisierung (Einlagerung von Glykogen, Lipiden und Proteinen).
Myometrium
Die Gebärmutterschleimhaut sitzt dem Myometrium (Tunica muscularis) direkt auf. Dieses besteht aus einem komplizierten System von longitudinalen, schrägen und zirkulären Fasern glatter Muskulatur, die von gefäßführendem Bindegewebe durchsetzt ist.
Während der Schwangerschaft passt sich das Myometrium durch Hyperplasie und Hypertrophie dem Wachstum des Feten an, sodass die Muskelzellen dadurch von 50 µm auf bis zu 800 μm lang wachsen.
Perimetrium
Das Perimetrium (Tunica serosa) ist der Serosaüberzug, der Fundus, Corpus und die Rückseite des Zervix bedeckt. Es setzt sich beidseitig in das Ligamentum latum uteri fort, welches den Uterus seitlich an der Beckenwand anhängt. Die Vorderseite der Zervix und die Portio liegen dagegen extraperitoneal und werden von einer subserösen Bindegewebsschicht (Tela subserosa) umgeben.
Die Funktion der Gebärmutter wird maßgeblich durch Hormone gesteuert. Suchst du noch eine Zusammenfassung zu den Hormondrüsen des Körpers? Dieses Arbeitsblatt könnte das passende sein!
Embryologie und Fehlentwicklung
Bis zur achten Embryonalwoche liegen beide Genitalanlagen im Körper vor, der Müller-Gang (Ductus paramesonephricus) und der Wolff-Gang (Ductus mesonephricus). Durch die Abwesenheit des Y-Chromosoms differenzieren sich die Keimdrüsen zu Ovarien, die ihrerseits Östrogene ausschütten. Dies regt die Verschmelzung der beiden Müller-Gäge zu einem Uterovaginalkanal an. Bei der Annäherung der unteren Abschnitte wird das Peritoneum dabei in die Länge gezogen und das Lig. latum uteri entsteht.
Durch mangelhafte Aneinanderlagerungen können Doppelbildungen des Uterus entstehen, z.B. Uterus bicornis bicollis (Gebärmutter mit zwei Hörnern und zwei Zervices). Wenn das Septum zwischen den verschmolzenen Müller-Gängen (teilweise) erhalten bleibt, liegt ein Uterus (sub-)septus vor. Uterusanomalien können zu Dysmenorrhoe, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, Infertilität und Komplikationen bei der Schwangerschaft verursachen, bleiben häufig aber auch unentdeckt.
Nun hast du schon viel über die Anatomie des Uterus erfahren! Teste dein Wissen mit dem folgenden Quiz:
Funktion
Schwangerschaft
Der Uterus dient während der Schwangerschaft als Fruchthalter und erfüllt eine Schutzfunktion für das sich entwickelnde Kind. Am 6.-7. Tag post conceptionem (nach der Befruchtung der Eizelle) beginnt der Keim mit der Implantation, meist geschieht dies an der Rückwand des Uterus. Von da an reguliert der Keim selbst die Erhaltung des Endometriums.
Er sezerniert das LH-artig wirkende humane Choriongonadotropin (hCG), das die Rückbildung des Corpus luteum im Ovar verhindert und es größer werden lässt. Infolgedessen steigt die Progesteronsekretion stark an, wodurch das Endometrium überlebt und die Menstruationsblutung ausbleibt.
Geburtsvorgang
Vor der Geburt sorgt das im Uterus und in der Plazenta gebildete Hormon Relaxin zur Auflockerung der Symphysenfuge und der Zervix. Die Wehen (rhythmische Kontraktionen des Myometriums) werden durch das im Hypophysenhinterlappen freigesetzte Hormon Oxytocin ausgelöst.
Die Dichte der Oxytocin-Rezeptoren im Myometrium ist gegen Ende der Schwangerschaft 200-mal höher als vor der Schwangerschaft. Im zweiten Teil der Austreibungsphase wird die Wehentätigkeit reflektorisch durch die Bauchpresse unterstützt (Presswehen).
Mit den folgenden Lernressourcen kannst du dein Wissen über Uterus und Ovarien, sowie das weibliche Fortpflanzungssystem vertiefen:
Klinik
Endometriose
Die Endometriose ist durch ektopes (d.h. außerhalb des Uterus) Endometriumgewebe gekennzeichnet, z.B. am Peritoneum, an umliegenden Bändern oder den Ovarien. Die versprengten Endometrium-„Inseln“ sind nichtsdestrotrotz hormonsensitiv und nehmen am Menstruationszyklus teil, was zu starken Schmerzen, Blutungen, Verwachsungen bis hin zu Infertilität führen kann. Die Ursache dieser Erkrankung ist unklar und die Therapie erweist sich häufig als schwierig.
Myome
Gutartige Tumore des Myometrium, sogenannte Myome, sind sehr häufig, v.a. im Bereich des Corpus. Je nach Lage und Größe können sie verschiedene Auswirkungen haben, z.B. Druck auf Harnblase und Rektum, Störung des Menstruationszyklus oder Minderung der Fruchtbarkeit.
Eine mögliche Komplikation bei sehr großen Myomen ist eine Thrombose aufgrund der Abklemmung der Beckengefäße. Therapiert werden müssen Myome nur bei Beschwerden und sehr schnellem Wachstum.
Vena-cava-Kompressionssyndrom
In der Spätschwangerschaft wiegt der Uterus 7-8 kg. Im Liegen kann er die Vena cava inferior komprimieren und den Rückfluss des venösen Bluts zurück ins Herz mindern. Dies führt zu Kreislaufversagen mit Tachykardie, Schweißausbrüchen, Blutdruckabfall und Bewusstlosigkeit. Da die Vena cava inferior rechts liegt, verschwinden die Symptome in linker Seitenlage.
Zervixinsuffizienz
Kommt es im Laufe einer Schwangerschaft zu einer frühzeitigen Erweiterung oder Erweichung des Muttermundes, spricht man von einer Zervixinsuffizienz. Ein erhöhtes Risiko liegt bei Infektionen, Mehrlingsschwangerschaften und Frauen, die schon mehrere Kinder geboren haben, vor.
Um einen vorzeitigen Blasensprung (Platzen der Fruchtblase) und eine Frühgeburt zu verhindern, ist neben einer medikamentösen Wehenhemmung (Tokolyse) eine sogenannte Cerclage (Umschlingen und dadurch Verschließen der Zervix) in Erwägung zu ziehen.
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