Hodensack (Skrotum)
Der Hodensack (Skrotum oder Scrotum) liegt in der Regio urogenitalis und bildet zusammen mit dem Penis die äußeren männlichen Geschlechtsorgane.
Der Hodensack ist ein muskulöser Hautsack, der die Hoden (Testis), Nebenhoden (Epididymis) sowie die unteren Anteile des Samenstrangs (Funiculus spermaticus) enthält. Seine Hauptfunktion besteht darin, die Hoden außerhalb des Körpers zu positionieren, sodass die ideale Temperatur für die Spermatogenese aufrechterhalten werden kann.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, den Inhalt und die Funktion des Hodensacks.
Schichten | Haut
Tunica dartos (Dartos-Faszie) |
Gefäß-Nerven-Versorgung | Aa. scrotales anteriores (aus der A. pudenda externa profunda) Aa. scrotales posteriores (aus der A. pudenda interna) A. cremasterica (aus der A. epigastrica inferior) Vv. pudendae externae (in die V. femoralis) Plexus pampiniformis N. genitofemoralis (R. genitalis) Nn. scrotales anteriores (Endäste des N. ilioinguinalis) Nn. scrotales posteriores (Endäste der Nn. perineales) |
Inhalt | Hoden (Testis)
Nebenhoden (Epididymis) Ductus deferens (Samenstrang) |
Funktion | Aufrechterhaltung der idealen Temperatur für die Spermatogenese |
Embryologie
Im Embryo entwickelt sich der Hodensack aus einem Paar von Erhebungen, den sogenannten labioskrotalen Schwellungen, die sich auf beiden Seiten des embryonalen Tuberculum genitale (Genitalhöcker) bilden. Aus dem Tuberculum genitale entwickelt sich bei der Frau die Klitoris und beim Mann der Penis, genauer die Corpora cavernosa.
Während der weiteren embryonalen Entwicklung verschmelzen beim männlichen Fötus die beiden getrennten labioskrotalen Schwellungen an der Mittellinie und bilden den Hodensack. Der Abstieg der Hoden (Descensus testis) beginnt etwa in der 11. Entwicklungswoche und ist erst gegen Ende der Schwangerschaft abgeschlossen, wobei die Hoden durch den Leistenkanal (Canalis inguinalis) in den Hodensack wandern.
Aufbau
Aufgrund des Abstiegs der Hoden durch die vordere Bauchwand werden diese von mehreren Faszien- und Muskelschichten umgeben, die aus den entsprechenden Strukturen der Bauchwand hervorgegangen sind.
Der Hodensack hingegen hat nur zwei Schichten, da er sich getrennt von den Hoden entwickelt. Außen befindet sich die Skrotalhaut, eine sehr dünne, dunkler pigmentierte Hautschicht, die viele Talgdrüsen und Haare enthält. Darunter befindet sich eine fettfreie Gewebeschicht aus glatten Muskelzellen und Bindegewebe, die als Tunica dartos oder Dartos-Faszie bezeichnet wird. Die glatten Muskelzellen werden als Musculus dartos zusammengefasst. Da die Faszienschicht, einschließlich der Muskelfasern, an der darüber liegenden Haut anhaftet, erhält der Hodensack sein faltiges Aussehen, wenn sich der Musculus dartos zusammenzieht.
Innen teilt das Septum scroti, das aus Tunica dartos und Tela subdartoica besteht, den Hodensack in ein rechtes und ein linkes Kompartiment, in denen jeweils die Hoden untergebracht sind. Diese innere Faszienscheidewand ist von außen als bindegewebige Verwachsungslinie sichtbar und heißt Raphe scroti (Hodennaht).
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Gefäß-Nerven-Versorgung
Der Hodensack wird arteriell von den folgenden Gefäßen versorgt:
- Arteriae scrotales anteriores (aus der Arteria pudenda externa profunda)
- Arteriae scrotales posteriores (aus der Arteria pudenda interna)
- Arteria cremasterica (aus der Arteria epigastrica inferior)
Der venöse Abfluss erfolgt über die Venae pudendae externae, die in die Vena femoralis fließen sowie über den Plexus pampiniformis.
Der Hodensack wird durch die Nervi scrotales anteriores (Endäste des Nervus ilioinguinalis), Nervi scrotales posteriores (Endäste der Nervi perineales) und den Ramus genitalis des Nervus genitofemoralis sensibel innerviert.
Inhalt
Der Hodensack enthält die Hoden, Nebenhoden und Teile des Samenstrangs. Die Hoden sind der Ort der Spermienproduktion und bilden somit den wesentlichen Bestandteil des männlichen Fortpflanzungssystems. Die Spermien verlassen die Hoden über die Nebenhoden, die anschließend in die Samenleiter (Ductus deferens) münden. Diese ziehen im Samenstrang durch den Leistenkanal in die Beckenhöhle.
Funktion
Die Hauptfunktion des Hodensacks ist die Aufrechterhaltung der idealen Temperatur für die Spermatogenese, also die Spermienproduktion. Diese ist nur innerhalb eines kleinen Temperaturbereichs am effizientesten. Da sich die Hoden im Hodensack befinden, liegen sie außerhalb des Körpers und sind somit um zwei bis fünf Grad Celsius kühler als die Körperinnentemperatur.
Sinkt die Temperatur der Hoden zu weit ab, kontrahieren der Musculus dartos des Hodensacks und der Musculus cremaster, eine der Schichten, die die Hoden bedecken, und ziehen Hodensack und Hoden näher an den Körper heran. Dadurch erhöht sich die Temperatur wieder in den Hoden. Ist die Temperatur in den Hoden hingegen zu hoch, relaxieren Musculus dartos und Musculus cremaster, wodurch Hodensack und Hoden sich vom Körper entfernen und die Temperatur folglich sinkt.
Klinik
Die Lage des Hodensacks und der Hoden außerhalb des Körpers ist besonders wichtig für Eltern neugeborener Jungen, denn bei etwa 3 % der reifgeborenen und 30 % der frühgeborenen Jungen steigen die Hoden nicht in den Hodensack ab, sondern verbleiben im Körper. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Hodenlageprotokoll durchzuführen, welches Hinweise auf ein- oder beidseitige Fehlstände der Hoden geben kann.
Ein Hodenhochstand, auch als Hodendystopie oder Kryptorchismus bezeichnet, erhöht das Risiko einer tumorösen Entartung oder einer Infertilität.
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