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Appendix vermiformis (Wurmfortsatz)

Der Dickdarm besteht aus mehreren Abschnitten und weist einige besondere Merkmale, Tänien und Haustren auf. Lerne mehr darüber bei Kenhub!

Die Appendix vermiformis (Wurmfortsatz, umgangssprachlich: "Blinddarm") ist eine Ausstülpung des Caecums und besteht hauptsächlich aus lymphatischem Gewebe.

Sie ist Teil des Verdauungssystems, ist aber an der Resorption von Wasser und Nährstoffen nicht beteiligt.

Ihre primäre Funktion ist die Bereitstellung eines immunaktiven Milieus, daher wird sie auch als Darmtonsille bezeichnet. Desweiteren wird ihre Rolle als Mikrobiom-Reservoir diskutiert, um die Darmflora nach Erkrankungen schneller wieder aufbauen zu können. 

In diesem Artikel werden die Anatomie, Histologie und Funktion der Appendix vermiformis erläutert.

Kurzfakten zur Appendix vermiformis
Definition Ausstülpung des Caecums
Lage Intraperitoneal hinter dem Caecum
Variationen in vielen Fällen möglich
Schmerzprojektion McBurney-Punkt: zwischen dem äußeren und mittleren Drittel der Verbindungslinie zwischen Spina iliaca anterior superior und Bauchnabel
Lanz-Punkt: auf Verbindungslinie zwischen rechter und linker Spina iliaca anterior superior, auf der rechten Seite etwa 5–6 cm medial 
Histologie Einschichtiges hochprismatisches Epithel mit Becherzellen
Lamina propria, reich an Lymphfollikeln
Lamina muscularis mucosae
Tela submucosa
Tunica muscularis (innere Ring- und äußere Längsmuskelschicht)
Tela subserosa
Tunica serosa
Funktion Immunologische Funktion
Physiologisches Bakterienreservoir
Inhalt
  1. Aufbau
  2. Lage 
  3. Versorgung und Lymphabfluss 
    1. Arterien
    2. Venen
    3. Lymphabfluss
  4. Innervation
    1. Vegetative Innervation
    2. Schmerzübertragung
  5. Histologie
    1. Tunica mucosa
    2. Tunica muscularis
    3. Tunica serosa/Tunica adventitia
  6. Embryologie
  7. Funktion
  8. Klinik
  9. Literaturquellen
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Aufbau

Die Appendix ist ein etwa 7 bis 8 cm langer, bleistiftdicker, blind endender Anhang des Caecums. Beide sind über eine Schleimhautfalte, die Gerlach-Klappe (Ostium appendicis vermiformis), verbunden. Die blind endende Lage ist der Grund für die häufig fälschliche Bezeichnung als "Blinddarm", dass das Caecum selbst bezeichnet.

Die drei Tänien des Colons vereinigen sich kurz vor dem Übergang zur Appendix zu einer einheitlichen Muskelschicht, sodass diese hier nicht mehr sichtbar sind, was als makroskopisches Unterscheidungsmerkmal gilt. Auch die für das Colon typische Haustren, Plicae semilunares und Appendices epiploicae fehlen.

Lage 

Normalerweise liegt die Appendix vermiformis intraperitoneal hinter dem Caecum (= retrozäkal) in aufsteigender Lage und besitzt ein eigenes Gekröse, die Mesoappendix vermiformis.

Sie liegt in etwa 30° Neigung zur Körpermitte und verläuft einige Zentimeter parallel mit dem terminalen Ileum. Bei Frauen besteht häufig eine enge topographische Nähe zum rechten Ovar

Es sind jedoch zahlreiche Größen- und Lagevariationen bekannt: präzäkal, parazäkal, retroperitoneal, absteigend sowie mit deutlicher Abweichung von der Größennorm (Größen von 1 bis 30 cm sind bekannt). Des Weiteren werden gelegentlich Fälle mit mittiger oder linksseitiger Lage beobachtet sowie mit Abstieg bis in das Becken.

Beim Lernen des Verdauungssystems mit all seinen Organen kann man am Anfang leicht den Überblick verlieren. Unser Arbeitsblatt zum Beschriften hilft dir dabei! :-)

Versorgung und Lymphabfluss 

Bei intraperitonealer Lage verlaufen die Leitungsbahnen (Arterie, Vene, Lymphgefäße, Nerv) in der Mesoappendix vermiformis. Liegt jedoch eine der zahlreichen extraperitonealen Lagevariationen vor, sind die Gefäße freiliegend.

Arterien

Die Versorgung mit arteriellem Blut erfolgt über die A. appendicularis. Diese ist ein Ast der A. ileocolica, welche aus der A. mesenterica superior entspringt. Es handelt sich um eine funktionelle Endarterie, Gefäßarkaden wie beim Dünndarm, werden nicht ausgebildet.

Venen

Venöses Blut fließt über die gleichnamige V. appendicularis in die V. ileocolica ab, von dort weiter in die V. mesenterica superior und anschließend in die Pfortader (V. portae hepatis). Da in der Appendix keine Resorptionsvorgänge stattfinden, ist das Blut nährstoffarm.

Lymphabfluss

Obwohl sich in der Appendix keine Lymphknoten befinden, verhält sie sich funktionell wie einer. Im Regelfall fließt die Lymphe direkt in die Nll. mesenterici superiores, von dort weiter in die Trunci intestinales, die Cisterna chyli und letztendlich in den Ductus thoracicus. Eigene Lymphknoten, Nll. appendiculares, sind inkonstant vorzufinden.

Innervation

Vegetative Innervation

Die Appendix wird sympathisch und parasympatisch über Nerven des Plexus mesentericus superior versorgt, die vegetative Innervation entspricht somit der des Caecums.

Darüber hinaus ist sie mit sensiblen Fasern verbunden, die zum Spinalnervensegment Th10 ziehen und sie sehr schmerzempfindlich machen.

Schmerzübertragung

Schmerzen der Appendix werden in den rechten Anteil der Regio umbilicalis sowie die Regio abdominalis lateralis dextra übertragen.

Im Falle einer akuten Appendizitis und normalen Lageverhältnissen der Appendix zeigt sich außerdem klassischerweise ein Druckschmerz an 2 Punkten auf der Bauchdecke. Der McBurney-Punkt liegt zwischen dem äußeren und mittleren Drittel der Verbindungslinie zwischen Spina iliaca anterior superior und Bauchnabel. Der Lanz-Punkt liegt rechts etwa etwa 5–6 cm medial auf der Verbindungslinie zwischen rechter und linker Spina iliaca anterior superior. Bei Lagevariationen der Appendix kann ein Druckschmerz an diesen Punkten ausbleiben.

Histologie

Die Appendix vermiformis ist ein epitheliales Organ mit starkem lymphatischen Besatz. Ihr Aufbau entspricht dem Grundaufbau des Magen-Darm-Traktes, die aus den folgenden Schichten besteht:

  • Tunica mucosa
  • Tela submucosa
  • Tunica muscularis aus glatter Muskulatur
  • Tunica serosa bei intraperitonealer Lage bzw. Tunica adventitia bei retroperitonealer Lage

Tunica mucosa

Die Tunica mucosa besteht aus einem einschichtigen hochprismatischen Epithel mit Becherzellen und einer darunter liegenden Lamina propria mit vielen Lymphfollikeln und retikulären Fasern. Die Lymphfollikel besitzen einen gut abgrenzbaren Lymphozytenwall und können die gesamte Tunica mucosa durchspannen.

Unter den Gipfeln der Follikel fehlen die Krypten, an dieser Stelle liegt das "Domepithel" mit M-Zellen (microfold cells), welche Antigene aus dem Lumen aufnehmen. Der Lamina propria folgt die Lamina muscularis mucosae, welche aus glatter Muskulatur besteht und sehr zart angelegt ist.

Die nächste Schicht wird von der Tela submucosa aus lockerem kollagenen Bindegewebe gebildet, welche den Übergang zur Tunica muscularis darstellt und die Ganglienzellen des Plexus submucosus (Meissner-Plexus) enthält.

Tunica muscularis

Die mittlere Schicht besteht aus einer inneren Ring- und einer äußeren Längsmuskelschicht. Zwischen beiden findet sich eine schmale Schicht lockeren kollagenen Bindegewebes, welche die Ganglienzellen des Plexus myentericus (Auerbach-Plexus) enthält. Anders als im Caecum ist die Längsmukulatur hier jedoch nicht in Tänien gegliedert, sondern bildet einen zusammenhängenden Mantel.

Auf die Muskelschicht folgt eine schmale Schicht aus lockerem kollagenen Bindegewebe, die Tela subserosa (bei intraperitonealer Lage).

Tunica serosa/Tunica adventitia

Bei Normlage (intraperitoneal) wird die äußerste Schicht durch ein einschichtiges Plattenepithel gebildet. Bei retroperitonealer Lage entfällt eine gesonderte Tela subserosa und die Tunica adventitia aus lockerem Bindegewebe umschließt das Organ.

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Embryologie

Da die Appendix eine Erweiterung des Caecums ist, entspricht ihre Entwicklung während der embryonalen Phase weitestgehend der des Caecums. Sie zeigt sich ab der 8. Fetalwoche und rotiert mit der Drehung des fetalen Darmrohrs in den rechten unteren Quadranten.

Funktion

Die primäre Funktion ist die Bereitstellung eines vergleichsweise abgeschotteten immunaktiven Milieus. Durch die Trennung vom Caecum durch die Gerlach-Klappe wird eine solche Isolation erreicht. Im Falle von Durchfallerkrankungen können physiologisch vorkommende Bakterien hier geschützt durch Abwehrzellen überleben. Des Weiteren können Erreger, die den Magen-Darm-Trakt erreichen, hier abseits des normalen Flusses an Chymus bekämpft werden.

Die Entfernung der Appendix bewirkt bei gesunden Menschen keine herabgesetzte Immunfunktion oder eine höhere Anfälligkeit gegenüber Magen-Darm-Erkrankungen. Unter hygienisch schwierigen Bedingungen und bei zusätzlichen Belastungen des Organismus kann sich die Leistungsfähigkeit des Darmimmunsystems jedoch nach einer Appendektomie verschlechtern.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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