Achillessehne
Die Achillessehne (Tendo calcanei) ist die dickste und stärkste Sehne des Menschen, denn sie muss beim Gehen ein Vielfaches des eigenen Körpergewichts auffangen und abfedern. S ie hält extremen Belastungen stand und ermöglicht Bewegungen im oberen und unteren Sprunggelenk, wie die Supination und Plantarflexion des Fußes.
Sie ist die Ansatzsehne des M. triceps surae, die aus dem Zusammenfluss der Sehnen der beiden Köpfe des M. gastrocnemius sowie des M. soleus entsteht.
Im Rahmen der neurologischen Untersuchung dient die Achillessehne als Reflexprüfung für das Spinalnervensegment S1.
Es existiert eine spannende Geschichte, wie die Achillessehne zu ihrem Namen kam: Sie bezieht sich auf den Helden der griechischen Mythologie, Achilles. Dem Mythos zufolge war sein gesamter Körper unverwundbar, mit Ausnahme seiner Fersensehne. Er starb schließlich im Trojanischen Krieg, als ein Pfeil diese Sehne durchbohrte. Aufgrund dieses Mythos erhielt die Fersensehne den Namen Achillessehne und wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch zur Beschreibung der schwächsten Stelle eines Menschen verwendet.
In diesem Artikel werden die Anatomie, Funktion und die klinische Relevanz der Achillessehnenruptur erläutert.
Verlauf |
Ursprung: Muskelanteile des M. triceps surae Ansatz: Calcaneus |
Funktion |
Trägt die Hauptlast bei der Kraftübertragung im Sprunggelenk Beteiligt an Supination und Plantarflexion Testung beispielsweise mit Hilfe des Thompson-Tests |
Klinik | Achillessehnenruptur |
Aufbau
Die Achillessehne, die als Ansatzsehne des M. triceps surae dient, verläuft von etwa der Hälfte des Unterschenkels bis zum Tuber calcanei.
Es ist schwierig, einen genauen Punkt des Ursprungs der Achillessehne festzulegen, da der Übergang des M. triceps surae in die Achillessehne diesen Ursprung kennzeichnet. Jedoch zieht sich der muskulotendinöse Übergang des M. triceps surae und der Achillessehne fast bis zu ihrem Ansatz am Calcaneus.
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Zahlen und Fakten
- 15-25 cm beträgt die durchschnittliche Länge der Achillessehne eines Erwachsenen.
- 80 mm² beträgt der mittlere Querschnitt.
- Das 2,5 bis 10-Fache des Körpergewichts kann sie auffangen. Das ist eine Tragfähigkeit von bis zu 800 kg.
- Den geringsten Durchmesser hat sie etwa 4 cm oberhalb des Ansatzes, diese Stelle wird auch als Achillessehnentaille bezeichnet. Dies ist auch der Ort, an dem die meisten pathologischen Veränderungen, wie die Achillessehnenruptur, vorkommen. Kranial und kaudal der Achillessehnentaille wird sie breiter. Am Tuber calcanei setzt sie in ihrer vollen Breite an.
Veränderungen im Alter
Die Degeneration der Achillessehnen erfolgt bereits ab dem 20. Lebensjahr.
In diesem Alter nehmen die elastischen Fasern im Gewebe langsam ab und eine verminderte Durchblutung ist zu erkennen.
Doch obwohl die Degeneration bereits in jungen Jahren beginnt, ist der Progress individuell sehr verschieden. Die Leistungsfähigkeit der Achillessehne des Einzelnen im Alter ist nicht vorhersagbar.
Durch die degenerative Veränderung der Achillessehnen verringert sich ihre Belastbarkeit und spontane Sehnenrupturen treten mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auf. Der häufigste Grund einer Achillessehnenruptur sind Fehlbelastungen oder Überlastungen. Diese können im Rahmen sportlicher Aktivitäten oder auch im beruflichen Umfeld auftreten.
Funktionstest
Die Funktionsfähigkeit der Achillessehne kann man beispielsweise mit Hilfe des Thompson-Tests oder des Achillessehnenreflexes beurteilen.
Für den Thompson-Test liegen Patient:innen auf dem Bauch und die Füße hängen über die Kante der Untersuchungsliege hinaus. Der oder die Untersucher:in umfasst mit einer Hand die Wade des zu untersuchenden Beins und komprimiert kräftig und ruckartig die Wadenmuskulatur. Dieser Anpressdruck provoziert im Normalfall eine schnelle und passive Plantarflexion. Fehlt diese, deutet das auf eine Ruptur der Achillessehne hin.
Der Achillessehnenreflex ist unspezifischer und wird auch für die Vermutung eines Bandscheibenvorfalls oder neurologischer Erkrankungen ausgelöst. Dieser Reflex kann bei Patient:innen im Sitzen oder Liegen ausgelöst werden. Sitzen Patient:innen, sollten sie bequem die Beine baumeln lassen können, sodass der oder die Untersucher:in den Fuß in eine leichte Dorsalextension bringen kann. Dann wird der Reflex durch einen deutlichen, aber nicht zu starken Schlag auf den distalen Anteil der Achillessehne ausgelöst, etwas über dem Calcaneus. Wie auch beim Patellarsehnenreflex kann man sich hier den Jendrassik-Handgriff zur Hilfe nehmen, um den Reflex zu erleichtern, falls er schwer auslösbar ist. Der Fuß sollte sich durch den ausgelösten Reflex spürbar in eine Plantarflexion bewegen.
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Klinik
Eine der häufigsten Erkrankungen der Achillessehne ist ihre Ruptur (Achillessehnenruptur). Eine solche Ruptur wird durch eine verringerte Stabilität und durch degenerative Veränderungen des Sehnengewebes hervorgerufen. Jedoch reicht das alleine meist noch nicht, da die Sehne wie oben beschrieben in der Lage ist, bis zu 800 kg Gewicht zu kompensieren. Hinzu kommen indirekte Gewalteinwirkungen oder Fehl- bzw. Überbelastung, um die Sehne zu ruptieren.
Unterschieden werden partielle und komplette Rupturen. Prädilektionsstelle ist der Bereich etwa 2 bis 5 cm oberhalb des Calcaneus, da dieser Bereich am schlechtesten versorgt ist.
Eine Ruptur bemerkt die betroffene Person durch einen plötzlichen Ruck, der zumeist mit einem knallenden Geräusch ("Peitschenknall") einhergeht. Anschließend ist das Stehen auf der Fußspitze nicht mehr möglich, weil keine Plantarflexion mehr durchgeführt werden kann.
Häufig ist die Ruptur von starken Schmerzen begleitet, die allerdings durch die situationsbedingte stark erhöhte Adrenalinausschüttung maskiert sein können. In der Kontur der Achillessehne findet sich eine Delle oberhalb des Calcaneus, die von einem Hämatom begleitet sein kann.
Die Diagnose der Ruptur wird zunächst klinisch durch den Thompson-Test gestellt und kann sonographisch bestätigt werden.
Die Therapie erfolgt chirurgisch. Schnellstmöglich nach dem Rupturereignis sollte die Sehne durch eine Naht zusammengeführt werden (End-zu-End-Verknüpfung). Dabei werden die Sehnenenden zunächst so rekonstruiert, dass die anschließende Naht hinreichend stabil ist.
Im Anschluss an die operative Versorgung muss der Fuß in Spitzfußstellung durch einen Gips fixiert werden, damit die genähte Achillessehne geschont und die Naht verwachsen kann.
Konservative Therapieversuche werden nicht mehr unternommen, da die Ergebnisse praktisch durchweg schlecht sind und mit einer reduzierten Plantarflexion einhergehen.
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