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Arten von Nervenzellen

Unser Nervensystem ist ein komplexes Netzwerk, das überwiegend aus unterschiedlichen Nervenzellen (Neurone) und Gliazellen besteht.

Neurone setzten sich aus einem Körper (Soma oder Perikaryon), mehreren Dendriten, einem Axon und seinen Synapsen zusammen.

Basierend auf ihrem Aufbau lassen sich Neurone in fünf Kategorien einteilen, die wir im Folgenden einzeln genauer betrachten werden:

  • Unipolare Neurone
  • Bipolare Neurone
  • Pseudounipolare Neurone
  • Multipolare Neurone
  • Anaxonische Neurone

In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Physiologie der Neurone und ihre Einteilung und werden zudem ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede näher beleuchten.

Kurzfakten zu den Nervenzellen
Einteilung Unipolare Neurone: Ein einziger Fortsatz, das Axon. Hauptsächlich bei Wirbellosen zu finden.
Bipolare Neurone:
Zwei Fortsätze, ein Axon und ein Dendrit. Sensorische Informationsübertragung (Hören, Riechen)
Pseudounipolare Neurone:
Ein kurzes Axon, das sich T-förmig aufteilt (zentral und peripher). Die häufigsten sensorischen Neurone im PNS
Multipolare Neurone:
Ein Axon und mehrere Dendriten. Kommt sehr häufig vor.
Anaxonische Neurone:
 Entweder kein Axon oder das Axon ist nicht von den Dendriten abgrenzbar.
Funktion Motoneurone, Interneurone, sensible Neurone, afferente und efferente Neurone, exzitatorische und inhibitorische Neurone
Inhalt
  1. Unipolare Neurone
  2. Bipolare Neurone
  3. Pseudounipolare Neurone
  4. Multipolare Neurone
    1. Pyramidenzellen
    2. Sternzellen
    3. Purkinje-Zellen
    4. Körnerzellen
  5. Anaxonische Neurone
  6. Weitere Klassifikationen
    1. Funktion
    2. Projektion
    3. Wirkung
    4. Neurotransmitter
  7. Klinik
  8. Literaturquellen
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Unipolare Neurone

Unipolare Neurone besitzen nur einen einzigen Fortsatz, der von ihrem Zellkörper (Soma) hervorgeht und sich dann in Dendriten oder einem Axon verzweigt.

Die unipolaren Neurone kommen hauptsächlich bei den wirbellosen Tieren vor. Sie gelten als nicht vorhanden im ausgewachsenen Nervensystem von Wirbeltieren, demnach auch nicht bei uns Menschen.

Der Vollständigkeit halber wollen wir sie hier jedoch erwähnen, da man früher die Photorezeptoren (spezialisierte Rezeptoren der Retina) als unipolare Neurone eingeteilt hat. Mittlerweise sind diese aber als pseudounipolare Neurone klassifiziert, da sie zwei Fortsätze besitzen. Dennoch gibt es einige Quellen, die diese alte Lehrmeinung zitieren.

Bipolare Neurone

Bipolare Neurone besitzen zwei Fortsätze: ein Axon und ein Dendrit. Sie übertragen beim Menschen sensorische Informationen und sind vor allem in speziellen Sinnesorganen wie dem Riechepithel, der Netzhaut und Ganglienzellen des vestibulocochleären Apparats zu finden.

Der Dendrit empfängt hier die Signale der Sinnesorgane und leitet diese an den Zellkörper (Soma). Das Axon überträgt das Signal vom Zellkörper zum zentralen Nervensystem (ZNS).

Beide Fortsätze weisen axonale Merkmale auf und können von einer Myelinscheide umhüllt sein, die die Geschwindigkeit der Impulsleitung verstärkt.

Pseudounipolare Neurone

Pseudounipolare Neurone besitzen einen kurzen Fortsatz, der vom Zellkörper ausgeht und sich Y-oder T-förmig aufgabelt. Ein Ast zieht in Richtung ZNS und ein Ast in die Peripherie.

Pseudounipolare Neurone sind Variationen der bipolaren Neurone. Während ihrer Entwicklung verbinden sich die gegenläufigen Fortsätze bestimmter bipolarer Neurone proximal des Soma und vereinigen sich zu einem einzigen, kurzen Fortsatz. Der Ast, der in die Peripherie zieht, ist meist der längere. Der zweite Ast ist in der Regel kürzer und endet im ZNS, wo er Impulse an afferente Neurone zweiter Ordnung weiterleitet.

Man findet die pseudounipolaren Neurone in den Spinalganglien und den sensiblen Ganglien der Hirnnerven.

Multipolare Neurone

Multipolare Neurone sind die am zahlreichsten vertretenen Nervenzellen. Sie besitzen mehrere Dendriten und ein Axon.

Die Dendriten entspringen aus den vielen verschiedenen Regionen des Zellkörpers und sind für die Aufnahme der neuronalen Signale und deren Weiterleitung Richtung Soma und schließlich dem Axon zuständig.

Die multipolaren Neurone sind in ihrer Form und Größe sehr vielfältig, sowohl im Bereich ihrer Dendriten als auch im Soma selbst. Ihre Zellkörper können dabei im Durchmesser sehr stark variieren, von 5 μm bis zu 100 μm (Betz-Zellen in der Area 4, Gyrus praecentralis).

Eine Besonderheit der multipolaren Neurone stellen axonlose Neurone wie die Körnerzellen im Bulbus olfactorius oder die amakrinen Zellen der Netzhaut dar, die mehrere Dendriten, aber kein Axon aufweisen.

Einige häufige Subtypen multipolarer Neuronen mit charakteristischer Morphologie sind Pyramiden-, Stern-, Purkinje- und Körnerzellen (Bulbus olfactorius).

Pyramidenzellen

Pyramidenzellen gehören zu den multipolaren Neuronen und zeichnen sich durch ihren besonders geformten Zellkörper aus, der, wie der Name schon vermuten lässt, pyramidenförmig ist.

Sie besitzen einen sogenannten Apikaldentriten, der von der Spitze der Pyramide ausgeht, sehr lang werden kann und mehrere dendritische Verzweigungen aufweist. An der Pyramidenbasis findet man die basalen Dendriten, die dornenförmige Aufzweigungen aufweisen, an denen Axone anderer Neurone enden und dort so synaptische Kontakte enstehen.

Die Pyramidenzellen findet man in der Großhirnrinde und Amygdala. Aufgrund ihrer Vielfalt gibt es auch bei ihnen Untertypen. Die Betz-Zellen beispielsweise befinden sich in der motorischen Großhirnrinde und gelten als Ursprung für unsere Pyramidenbahn, die die Willkürbewegungen steuert.

Sternzellen

Die Sternzellen besitzen ein kurzes Axon und viele gleich lange Dendriten, die in alle Richtungen ausstrahlen und ihnen ihre Sternen-ähnliche Form verleiht.

Diese kleinen multipolaren Neuronen kommen überwiegend als hemmende Interneurone im Stratum moleculare des Kleinhirns vor.

Purkinje-Zellen

Der Zellkörper der Purkinje-Zellen befindet sich im gleichnamigen Stratum purkinjense (Purkinje-Zellschicht) der Kleinhirnrinde.

Sie sind dort die einzigen Efferenzen und ziehen mit ihren Axonen bis zu den Kleinhirnkernen, auf welche sie über den Neurotransmitter "GABA" inhibitorisch wirken. Ihre Dendriten reichen bis ins Stratum moleculare, wo sie sich schließlich verzweigen.

Körnerzellen

Körnerzellen gehören ebenfalls zu den multipolaren Interneuronen und weisen histologisch eine Körnung auf, nach der sie benannt sind. Sie kommen in mehreren Arealen des Gehirns vor und können je nach Lage unterschiedliche Funktionen und neurochemische Eigenschaften ausüben.

Sie sind vor allem in der Großhirnrinde, im Bulbus olfactorius im Gyrus dentatus und im Stratum granulosum des Kleinhirns zu finden. Im Stratum granulosum corticis cerebelli sind sie die einzigen exitatorischen (erregenden) Zellen. Ihre Axone projizieren bis ins Stratum moleculare und bilden dort Synapsen mit den Purkinje-, Korb-, Stern- und Körnerzellen.

Anaxonische Neurone

Anaxonische Neurone besitzen entweder kein Axon oder das Axon ist nicht von den Dendriten abgrenzbar.

Das besondere an anaxonischen Neuronen ist, dass sie kein Aktionspotential erzeugen können, sondern Signale nur über Dendriten übertragen (dendrodendritische Signalübermittlung). 

Anaxonische Neurone befinden sich im Gehirn und in der Retina, zum Beispiel als amakrine Zellen oder Horizontalzellen der Netzhaut.

Weitere Klassifikationen

Neurone können auch anhand anderer Merkmale wie ihrer Funktion, Projektion, Wirkung und der genutzten Neurotransmitter einteilen.

Funktion

Funktionell gesehen können Neuronen in die folgende Kategorien eingeteilt werden:

  • Motorneurone vermitteln Efferenzen aus dem ZNS an die Effektoren, beispielsweise Muskeln oder Drüsen
  • Interneurone sind sozusagen die Verschaltungen zwischen zwei Neuronen (afferent und efferent)
  • Sensible Neurone nehmen Afferenzen aus der Peripherie auf und leiten sie an das ZNS weiter

Die meisten Neuronen im ZNS kann man weder komplett den motorischen noch den sensorischen Neuronen zuordnen. Da viele von ihnen Signale empfangen, integrieren, kombinieren, verarbeiten und an andere Hirnregionen weiterleiten, ordnet man sie den Interneuronen zu.

Projektion

Die Nervenzellen lassen sich auch aufgrund ihrer Verbindungen unterteilen:

  • Afferente Neurone, die Informationen aus der Peripherie empfangen
  • Efferente Neurone, die Informationen in die Peripherie leiten
  • Interneurone, die ihre Rolle als Vermittler zwischen anderen Neuronen ausüben.

Wirkung

In folgende Kategorien lassen sich Neurone aufgrund ihrer Wirkung aufteilen:

  • Exzitatorische Neurone: erregende Neurone, die die Übertragung von Signalen erleichtern und in benachbarten Neuronen eine Depolarisation auslösen. Die Depolarisation ist die Anstiegsphase der Entstehung des Aktionspotentials.
  • Inhibitorische Neurone: hemmende Neurone, die durch Hyperpolarisation der synaptischen Zellmembrane dafür sorgt, dass die Übertragung des Signals gehemmt wird.

Neurotransmitter

Neurone kann man auch nach den von ihnen ausgeschütteten Neurotransmittern wie folgt einteilen:

  • Glutaminerge Neurone produzieren und sezernieren Glutamat, den wichtigsten erregenden Neurotransmitter des ZNS. Beispiel hierfür sind die Pyramidenzellen.
  • Cholinerge Neurone befinden sich sowohl im PNS als auch im ZNS und sezernieren Acetylcholin.
  • GABAerge Neurone, wie die Purkinje-Zellen und viele Interneuronen, sind hemmende Neurone. Ihr Neurotransmitter ist GABA (Gamma-Aminobuttersäure), der wichtigste inhibitorische Neurotransmitter des ZNS.
  • Dopaminerge Neuronen produzieren und sezernieren den Neurotransmitter Dopamin. Sie befinden sich hauptsächlich im Mittelhirn (Pars compacta der Substantia Nigra), im Hypothalamus und im Bulbus olfactorius.

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Kim Bengochea Kim Bengochea, Regis University, Denver
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