Nebenschilddrüse (Glandula parathyroidea)
Die Nebenschilddrüsen, auch bekannt als Glandulae parathyreoideae oder Epithelkörperchen, sind kleine, endokrine Drüsen, die in der Regel als vier separate Einheiten hinter der Schilddrüse angeordnet sind. Diese Drüsen liegen typischerweise auf der Dorsalfläche der Schilddrüse, wo sie eng in das feine Gewebe eingebettet sind und durch eine dünne Kapsel von ihr getrennt werden.
Die Hauptfunktion der Nebenschilddrüsen ist die Produktion und Sekretion von Parathormon (PTH), einem Hormon, das eine zentrale Rolle in der Regulierung des Calcium- und Phosphatstoffwechsels im Körper spielt.
Dieser Artikel erläutert die Anatomie, Histologie und Funktion der Nebenschilddrüsen (Glandulae parathyreoideae).
Lage/Topographie | Dorsal zwischen beiden Blättern der Schilddrüsenkapsel |
Anteile | Obere und untere Nebenschilddrüsen |
Versorgung |
Arterien: A. thyroidea superior (obere), A. thyroidea inferior (untere) Venen: Vv. thyroideae Vegetative Innervation: Fasern aus dem Ganglion cervicale medium (sympathisch), N. laryngeus superior sowie N. laryngeus recurrens (parasympathisch) |
Histologie | Epithelialer Aufbau |
Funktion | Produktion von Parathormon |
Aufbau
Normalerweise besitzt der Mensch vier Nebenschilddrüsen. Sie sind reiskorn- bis linsengroße (ca. 5 mm lang) Gebilde, die beim Jugendlichen eine rotbraune Farbe einnehmen. Im Laufe des Alters bekommen sie eine zunehmend weiche Konsistenz und färben sich gelblich-braun. Ihr Gewicht beträgt im Durchschnitt 25 bis 50 mg.
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Lage
Die Nebenschilddrüsen liegen dorsal zwischen den beiden Blättern der Schilddrüsenkapsel im umliegenden Fettgewebe eingelagert. Aufgrund ihrer Lage in der Organkapsel der Schilddrüse ist die Gefahr groß, bei einer Schilddrüsenoperation versehentlich die Nebenschilddrüsen mit zu entfernen.
Je nach Lage wird unterschieden zwischen den oberen Nebenschilddrüsen (Gll. parathyroideae superiores) in Nachbarschaft des Ringknorpels und den unteren Nebenschilddrüsen (Gll. parathyroideae inferiores) auf Höhe des 3. bis 4. Trachealrings. Lagevariabilitäten sind zwar sehr häufig, doch in der Regel befinden sich die oberen kranial der A. thyreoidea inferior und die unteren kaudal der Arterie und ventral des N. recurrens. Auch akzessorische Nebenschilddrüsen oder Stränge von Epithelkörperchen sind möglich.
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Versorgung
Blutgefäße und Lymphabfluss
Die oberen Nebenschilddrüsen werden über Äste der A. thyroidea superior versorgt. Die unteren Nebenschilddrüsen versorgt die A. thyroidea inferior. Der venöse Abfluss erfolgt über die Vv. thyroideae in die Vv. brachiocephalicae und V. jugularis interna. Die Lymphe fließt über die regionalen Nll. paratracheales und Nll. cervicales profundi.
Innervation
Die Nebenschilddrüsen werden vegetativ autonom über den Sympathikus und Parasympathikus innerviert. Die sympathische Innervation erfolgt über Fasern aus dem Ganglion cervicale medium, die um die A. thyroidea superior verlaufen. Die parasympathischen Fasern entstammen dem N. laryngeus superior und N. laryngeus recurrens (Äste des N. vagus).
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Histologie
Ein histologisches Merkmal sind die auffallend kleinen Epithelzellen. Das Parenchym wird von den Hauptzellen und den sehr viel selteneren oxyphilen Zellen gebildet. Die Hauptzellen sind polygonal, 4-8 μm im Durchmesser, besitzen einen runden Zellkern und sezernieren Parathormon. Je nach Funktionszustand können sie hell oder dunkel erscheinen. Die oxyphilen Zellen sind etwas größer als die Hauptzellen, dafür ist ihr Kern kleiner. Grund für die Oxyphilie (Azidophilie) des Zytoplasmas ist das große Vorkommen von Mitochondrien. Die Funktion dieser Zellen ist unbekannt.
Die Zellen des Parenchyms sind in Strängen angeordnet, zwischen denen feine Bindegewebsstraßen mit Kapillaren und Fettzellen liegen, wobei die Anzahl der Fettzellen mit dem Alter zunimmt.
Embryologie
Die oberen Nebenschilddrüsen entstehen in der 5. und 6. Entwicklungswoche aus den dorsalen Knospen der 4. Schlundtasche. Die unteren Nebenschilddrüsen leiten sich aus der dorsalen Knospe der 3. Schlundtasche ab und steigen gemeinsam mit dem Thymus abwärts. Auf Grund des gemeinsamen Descensus mit dem Thymus finden sich nicht selten akzessorische Nebenschilddrüsen an der Thymuszunge oder im Mediastinum.
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Funktion
Die Hauptzellen der Nebenschilddrüsen bilden das Parathormon. Es stimuliert die Aktivität der Osteoklasten und sorgt somit für einen erhöhten Knochenabbau. Zudem steigert es die Resorption von Calcium im Darm sowie in der Niere. Beides führt zu einem Anstieg des Calciumspiegels im Blut. Das Parathormon ist somit der Antagonist zum in der Schilddrüse gebildeten Calcitonin. Beide fördern gemeinsam die Ausscheidung von Phosphat in der Niere und wirken somit im Bezug auf den Phosphatstoffwechsel agonistisch.
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Klinik
Bei einer Überfunktion der Nebenschilddrüsen kommt es zu einer erhöhten Parathormonsekretion (Hyperparathyreoidismus), was zu verstärktem Knochenabbau und somit zu einem erhöhten Blutcalciumspiegel führt. Folge können Herzrhythmusstörungen, Polyurie, Nierensteine bis hin zu Bewusstseinsstörungen und Koma sein. Die Überfunktion ist häufig durch einen gutartigen Tumor (Nebenschilddrüsenadenom) bedingt, der jedoch auf Grund der vielfältigen Symptomatik oft jahrelang unentdeckt bleibt.
Davon abzugrenzen ist die kompensatorische Überfunktion der Nebenschilddrüsen, der durch einen erniedrigten Calciumspiegel im Blut bedingt ist (sekundärer Hyperparathyreoidismus). Bei einer Unterfunktion der Nebenschilddrüsen, z. B. nach einer Entfernung der Drüsen im Zusammenhang mit einer Schilddrüsen-OP, kommt es zu einem Mangel an Parathormon (Hypoparathyreoidismus).
Dadurch ist der Blutcalciumspiegel erniedrigt, was das Auftreten von Muskelkrämpfen auslösen kann. Diese sogenannte parathyreoprive Tetanie kann ohne ausreichende Substitution tödlich sein.
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