Musculus sphincter ani externus und internus
Die beiden Muskeln Mm. sphincter ani externus und internus bilden gemeinsam ein muskuläres System, welches dem Verschluss des Rektums dient.
Man zählt sie aufgrund ihrer Funktion auch zum sogenannten "Kontinenzorgan" dazu, welches aus mehreren Weichteilstrukturen besteht.
Obwohl es sich anatomisch um zwei vollkommen eigenständige Strukturen handelt, werden wir sie hier aufgrund der funktionellen Wechselwirkung gemeinsam besprechen.
Du erfährst in diesem Artikel alles über die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, Anatomie und Funktionen der beiden Schließmuskeln.
M. sphincter ani externus | Muskelzylinder aus quergestreifter Muskulatur Umgibt des gesamten Analkanal Drei Abschnitte (Mm. sphincter ani externus subcutaneus, superficialis et profundus, M. puborectalis) Innervation: N. pudendus |
M. sphincter ani internus | Muskulärer Schlauch aus glatter Muskulatur Geht aus Ringmuskelschicht des Rektums hervor Umgibt obere 2/3 des Analkanals Verschluss des Anus durch dauernde Kontraktion Vegetativ innerviert |
Musculus sphincter ani internus
Der M. sphincter ani internus besteht aus glatter Muskulatur. Es handelt sich dabei weniger um einen einzelnen Muskel als vielmehr um einen muskulären Schlauch. Er geht ohne scharfen Übergang aus der Ringmuskelschicht des Rektums hervor und umgibt die oberen 2/3 des Analkanals. Er liegt äußerlich dem Corpus cavernosum recti an. Unterhalb der Linea pectinata ist er fest mit der Haut verwachsen.
In dem Bereich, wo der M. sphincter ani internus dem Analkanal anliegt, findet sich eine Besonderheit: im Plexus myentericus und im Plexus submucosus fehlen die normalerweise vorhandenen Nervenzellen. Oberhalb des Sphinkters sind diese Zellen in den Schichten des Analkanals wieder reichlich vorhanden. Dort finden sich in den Plexus unterschiedliche Typen von Neuronen, die jeweils einen voneinander verschiedenen Transmittergehalt aufweisen. Diese Besonderheit scheint für die Funktion des Sphinkterapparates von Bedeutung zu sein.
Der M. sphincter ani internus befindet sich in einem Zustand dauernder Kontraktion. Da er aus glatter Muskulatur besteht, erfolgt die Innervation durch vegetative Fasern, die keiner willkürlichen Kontrolle bedürfen.
Musculus sphincter ani externus
Der M. sphincter ani externus ist ein System quergestreifter Muskulatur, welches den gesamten Analkanal von außen umgibt. Im Gegensatz zum M. sphincter ani internus beschränkt er sich nicht auf einen Teil des Analkanals. In Bereichen, in denen auch der M. sphincter ani internus ausgebildet ist, liegt der Externus dem Internus von außen an.
Der durch den M. sphincter ani externus gebildete Muskelzylinder ist etwa 3 bis 4 cm lang und wird in drei Abschnitte unterteilt:
- Direkt unterhalb der Perianalhaut liegt der M. sphincter ani externus subcutaneus. Seine Fasern umgeben den Anus, inserieren in der Subcutis und bilden insgesamt einen tastbaren Muskelkörper, der durch Muskel- und Bindegewebsbündel durchsetzt und septiert wird.
- Weiter in der Tiefe gelegen folgen der M. sphincter ani externus superficialis et profundus.
- Kranial schließt sich der paarige M. puborectalis an, der den Enddarm von kaudal wie eine Schlinge umgreift. Durch den rechten und linken M. puborectalis entsteht eine Schlinge, die den Analkanal an seinem Anfang (oberhalb der der Flexura perinealis) zusammenzieht.
Die Fasern des M. sphincter ani externus werden vom N. pudendus innerviert, der durch den Alcock-Kanal tritt und von lateral an den Muskel heranläuft.
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Funktion
Die Kontinenz sowie die Möglichkeit der bedarfsweisen Defäkation wird durch mehrere verschiedene Strukturen gewährleistet, die gemeinsam als "Kontinenzorgan" zusammengefasst werden.
Das Kontinenzorgan umfasst:
- Anus mit der spezialisierten Haut des Analkanals
- M. sphincter ani internus
- M. sphincter ani externus
- M. puborectalis und M. levator ani
- Corpus cavernosum recti
- Rektum
- die zu den Strukturen zugehörigen Bahnen und Kerngruppen im Gehirn und Rückenmark
Normalerweise ist der Anus durch Dauerkontraktion des M. sphincter ani internus mechanisch verschlossen. Größere und kleinere Bestandteile können nicht passieren. Dieser Verschluss wird durch das Corpus cavernosum recti verstärkt, welches ihn gasdicht macht.
Eine mechanische Dehnung des Analkanals (sowie eine Reizung der Haut der Zona alba) führt zur reflektorischen Kontraktion der Sphinkteren und der Beckenbodenmuskulatur, die diesen Verschluss verstärken und aufrecherhalten.
Die Defäkation ist ein komplexer Vorgang, der durch ein Zusammenspiel von sakralen Afferenzen, parasympathischen und somatischer Efferenzen und spinalen Reflexen zustande kommt.
Voraussetzung für den Vorgang ist ein Anstieg des intraabdominellen Druckes durch Anspannung der Bauchwandmuskulatur und Senkung des Zwerchfells infolge Kontraktion der Thorakalmuskulatur in Inspiration mit geschlossener Glottis. Das führt zur Senkung des Beckenbodens und zum Ausstoßen der Kotsäule aus Colon descendens, Sigmoid und Rektum.
Die Ursache der Steigerung des intraabdominellen Druckes kann verschiedener Art sein: zum einen das bewusste "Stuhlpressen" oder auch eine erhebliche Ansammlung von Stuhl im Darm. Auch Luft im Darm kann diese Drucksteigerung bewirken, sowie eine erhebliche Magenfüllung (postprandialer Stuhldrang).
Ein gesunder Mensch kann bis zu einer Rektumfüllung von etwa 2 L Volumen die Kontinenz bewahren. Bei weiterer Füllung durch peristaltische Kontraktionen des Colon descendens kommt es zur Aktivierung von Dehnungssensoren in der Wand des Rektums und in der Folge zur Erschlaffung des M. sphincter ani internus. Letzteres wird über das Darmnervensystem auf spinaler Ebene reflektorisch vermittelt.
Gleichzeitig kommt es durch afferente Impulse von Sensoren in der Kolon- und Rektumwand zur Bildung des Gefühls des Stuhldrangs.
Nach einigen Sekunden – ohne Stuhlentleerung – kommt es zum Nachlassen der Relaxation des M. sphincter ani internus und zur Adaptation der Sensoren mit Anpassung an die Füllung. In der Folge nimmt die Wandspannung ab und der Stuhldrang lässt nach. Wie beschrieben ist die Defäkation ein komplexer Vorgang, bei der mehrere Strukturen beteiligt sind.
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Klinik
Eine häufiges Problem – über alle Alters- und Patientengruppen hinaus – ist die Stuhlinkontinenz. Sie ist gekennzeichnet durch die Unfähigkeit, Winde oder Stuhl zu halten.
Es handelt sich dabei nicht um eine eigenständige Erkrankung, sondern immer die Folge einer anderen Erkrankung. Diese können unterteilt werden nach:
- Störungen der Sensibilität
- Störungen der spinalen Fortleitung
- zerebrale Erkrankungen
- Störungen der Muskulatur
Neben den Ursachen, die anatomisch und damit bildmorphologisch greifbar sind, existieren zwei weitere Kategorien:
- medikamentöse Ursachen
- psychogene / psychovegetative Ursachen
Störungen der Sensibilität betreffen den afferenten Schenkel in Höhe des Rektums, bedingt beispielsweise durch Hämorrhoiden, Dickdarmentzündungen oder Rektumprolaps. Im Falle solcher Erkrankungen sind die sensiblen Nervenfasern in ihrer Funktion gestört, sei es durch mechanischen Druck oder entzündliche Reizung. Infolge dessen kommt es entweder zur Entstehung von Stuhldrang ohne Füllung oder zu fehlender Aktivierung der sensiblen Nervenendigungen und damit zur Überfüllung des Rektums, die zum unfreiwilligen, deutlich verspäteten Stuhlabgang führt.
Störungen der spinalen Fortleitung sind bedingt durch neurologische Erkrankungen mit Schäden der spinalen Bahnen, wie sie beispielsweise bei Multipler Sklerose oder einer Querschnittslähmung vorkommen. Hier sind die aszendierenden Bahnen, die nach dem Spinalganglion liegen, geschädigt, sodass die empfangenen Impulse zwar aufgenommen, aber nicht mehr hinreichend fortgeleitet werden können – sowohl auf spinaler Ebene, als auch Richtung Kortex. Häufig kommt es zum unfreiwilligen Stuhlabgang bei deutlich überfüllter Ampulle (Überlaufinkontinenz).
Zerebrale Erkrankungen betreffen vor allem die Entstehung der Empfindungen, allen voran des Stuhldrangs. Dabei sind alle anatomischen Strukturen bis unterhalb des Gehirns intakt, die kortikale Verarbeitung ist jedoch gestört. Ursachen sind beispielsweise Hirntumore, Morbus Alzheimer oder Spätfolgen eines Schlaganfalls. In der Regel kommt es zur Überlaufinkontinenz.
Muskuläre Erkrankungen führen zur fehlenden Funktionalität der Sphinktermuskulatur. Ursachen dafür können Tumore, jegliche Formen abgelaufener Operationen im Sphinkterbereich, infiltrierende Abszesse oder eine altersbedingte Schwächung der Beckenbodenmuskulatur sein. Die Muskulatur ist hier nicht mehr in der Lage die Kontinenz zu wahren und den Stuhl an der Passage zu hindern. Häufig kommt es hierbei zum kleinkotigen und unvollständigen Abgang von Stuhl, noch bevor das Rektum überhaupt hinreichend gefüllt ist.
Auch im Rahmen einer ausgeprägten Obstipation kann es zur Überdehnung mit "Aufbrechen" der Muskulatur kommen. Die beteiligten Muskeln können dann dem Druck der Kotsäule nicht mehr standhalten. So kann es trotz Obstipation zu Durchfällen und ungewolltem Stuhlabgang kommen.
Alle Formen der Stuhlinkontinenz werden durch eine Therapie der Grunderkrankung behandelt. Kann die Grunderkrankung nicht kausal behandelt werden, kommen verschiedene unterstützende Maßnahmen zum Einsatz: Physiotherapie, pflegerische Hilfestellung und in ausgewählten Fällen minimalinvasive chirurgische Verfahren.
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