Plazenta (Mutterkuchen)
Die Plazenta (Mutterkuchen) ist ein vorübergehend auftretendes Organ, welches sich während der Schwangerschaft in der Gebärmutter (Uterus) entwickelt. Sie besteht aus der Basalplatte, der Chorionplatte, den Zottenbäumen und dem intervillösen Raum.
Die Hauptfunktion der Plazenta ist der Stoffaustausch zwischen Mutter und Fötus, da der mütterliche und fetale Kreislauf in der Plazenta aufeinander treffen. Dadurch wird der Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgt, während Abfallprodukte und Kohlendioxid abtransportiert werden können.
Zudem stellt sie ein endokrines Organ dar, dessen Sekrete für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft notwendig sind.
In diesem Artikel werden die Anatomie und die Funktion der Plazenta erläutert.
Aufbau |
Scheibenförmig Durchmesser: 20 cm Gewicht: 350 bis 700 g |
Anteile |
Basalplatte: der mütterlichen Seite zugewandt Chorionplatte: dem Fötus zugewandt Zottenbäume intervillöser Raum |
Blut-Plazenta-Schranke |
Synzytiotrophoblasten Zytotrophoblasten Bindegewebe Endothel |
Funktion |
Versorgung des Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff Abtransport von Abfallprodukten und Kohlenstoffdioxid Schutz des Fötus vor Infektionen Endokrine Funktionen |
Entwicklung
Die Plazenta entwickelt sich aus den mütterlichen Zellen der Gebärmutter-schleimhaut sowie aus den Zellen des Embryos.
Die Ausbildung der Plazenta beginnt mit der Implantation der Blastozyste, die sich aus der befruchteten Eizelle entwickelt, in die Gebärmutterschleimhaut der Mutter. In der zweiten Woche dringen die Zellen des Embryos (Synzytiotrophoblasten) in die Dezidua des Uterus ein. Dabei bildet sich ein Hohlraumsystem aus, das durch Pfeiler von Synzytiotrophoblasten, Trabekel genannt, durchzogen wird. Der Hohlraum wird als Lakunenlabyrinth bezeichnet und ist die Grundlage für die Verbindung von mütterlichem und fetalem Blutkreislauf.
Durch weiteres Wachstum und Veränderungen der Trabekel entstehen erst primäre, anschließend sekundäre und zuletzt tertiäre Zotten. In die Tertiärzotten dringen Kapillaren und Blutzellen des Fötus ein, die zunächst noch keinen Anschluss an das Gefäßsystem des Embryos haben. Über verschiedene Mechanismen finden sie Anschluss an die Gefäße der Chorionplatte und des Haftstiels, die sich dann mit dem fetalen Kreislauf zusammenschließen. Der Haftstiel ist Ausgangspunkt für die Bildung der Nabelschnur, die als Verbindung zwischen der Plazenta und dem Embryo dienen wird.
Das Lakunenlabyrinth wird im Laufe der Zottenentwicklung als intervillöser Raum zwischen den Zotten bezeichnet. Besondere Blutgefäße des Uterus, Spiralarterien genannt, leiten das mütterliche Blut in den intervillösen Raum. Durch Umbau der Gefäßwand entstehen Gefäße mit mütterlichem und fetalem Anteil und somit kommt es zum Zusammenschluss beider Kreisläufe. Durch diesen Umbau erweitern sich die Spiralarterien, die vorher einen vergleichsweise kleinen Durchmesser und einen hohen Widerstand hatten.
Die Plazenta ist erst ab dem 4. Monat vollständig gereift und funktionsfähig. Während der Reifung werden kontinuierlich weitere Chorionzotten gebildet, die in den intervillösen Raum ragen.
Aufbau
Ab dem 4. Monat besitzt die Plazenta ihre ausgereifte Struktur. Zu diesem Zeitpunkt misst sie eine Größe von rund 20 cm, ist scheibenförmig und wiegt zwischen 350 und 700 g.
Sie besteht aus den folgenden Anteilen:
- Basalplatte (der mütterlichen Seite zugewandt)
- Chorionplatte (dem Fötus zugewandt)
- Zottenbäume und intervillöser Raum
Die Basalplatte bildet den Boden der Plazenta und besteht aus der Decidua basalis und den Trophoblasten. Die Chorionplatte bildet die Begrenzung der Plazenta zur Amnionhöhle und ist fetalen Ursprunges. Innerhalb der Chorionplatte verzweigen sich die Nabelschnurgefäße und ziehen zum Rand der Plazenta.
Die Zottenbäume und der intervillöse Raum befinden sich zwischen der Basalplatte und der Chorionplatte. Im intervillösen Raum fließt das mütterliche Blut, während das fetale Blut in den Kapillaren der Zottenbäume strömt. In der ausgereiften Plazenta befinden sich ungefähr 30 - 50 stark verzweigte Zottenbäume.
Die Plazenta liegt normalerweise an der Vorder- oder Hinterwand der Gebärmutter und kann sich im Laufe der Schwangerschaft bis zur Seitenwand ausdehnen.
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Plazentaschranke
Die Blut-Plazenta-Schranke beschreibt alle Strukturen, die den mütterlichen vom fetalen Blutkreislauf trennen. Diese wird von den Chorionzotten gebildet und stellt eine funktionelle Barriere dar, die nur bestimmte Substanzen vom mütterlichen Blut zum fetalen Blut übertreten lässt.
Die Blut-Plazenta-Schranke besteht aus den folgenden Schichten:
- Synzytiotrophoblast
- Zytotrophoblast
- Bindegewebe
- Endothel
Die Plazentaschranke verändert sich im Laufe der Schwangerschaft und wird in den letzten Monaten dünner und durchlässiger. Somit ist die Versorgung des wachsenden Fötus besser gewährleistet.
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Ablösung
Während der Geburt löst sich die Basalplatte entlang einer präformierten Zone innerhalb der Decidua von der Gebärmutterwand. Es handelt sich dabei um eine Sollbruchstelle. Unmittelbar nach der Geburt verbleibt das Plazentabett, ein Teil der Decidua, im Uterus. Er wird nachgeburtlich durch postpartale Blutungen ausgestoßen.
Die Fläche, an der sich die Plazenta löst, ist durch etwa 10 bis 40 Wölbungen, die Kotyledone, gekennzeichnet. Auf jeden Kotyledonen der Mutter projizieren 1 bis 4 Zottenbäume. Dieses Ineinandergreifen von Wölbungen und Zottenbäumen ähnelt einem Reißverschlusssystem.
Funktion
Die reife Plazenta besitzt zwei Hauptfunktionen: den Austausch von Stoffwechselprodukten und Gasen zwischen mütterlichem und fetalem Blut sowie die Bildung von Hormonen.
Die Blut-Plazenta-Schranke gewährleistet, dass alle Transportfunktionen der Plazenta ausgeführt werden. Der Fötus wird mit Sauerstoff versorgt, während Kohlenstoffdioxid abtransportiert wird. Weiterhin erhält der Fötus Wasser, Nährstoffe, Elektrolyte und Antikörper, die ihn vor Infektionen schützen.
Die Plazenta ist stark hormonaktiv. Alle Hormone werden im Synzytiotrophoblasten der Chorionzotten gebildet. Das humane Chorion-Gonadotropin (HCG) verhindert den Abbau des Gelbkörpers (Corpus luteum) und kann im Urin der Schwangeren nachgewiesen werden. Progesteron und Östrogen sind entscheidend für die Aufrechterhaltung der Schwangerschaft und wirken auf die Gebärmutterschleimhaut. Das humane Plazentalaktogen (HPL) fördert das Wachstum der Brustdrüse und beeinflusst Stoffwechselabläufe der Mutter.
Die Plazenta ist ein sehr wichtiges während der Schwangerschaft gebildetes Organ. Mit den nachfolgenden Lernmedien kannst du dein Wissen zu den Geschlechtsorganen der Frau vertiefen und erweitern, die eine Schwangerschaft überhaupt erst ermöglichen!
Klinik
Zwei Pathologien der Plazenta sind für die Mutter und das Kind von besonderer Bedeutung, da sie mit erheblichen Gefahren einhergehen können: die Fehlimplantation (Placenta praevia) und die vorzeitige Plazentalösung.
Die Placenta praevia ist die vollständige oder teilweise Implantation der Plazenta im unteren Segment des Uterus, wobei der Muttermund mit einbezogen wird. Normalerweise liegt sie im oberen bis mittleren Drittel der Gebärmutter. Je nach Lage der Plazenta werden vier Formen der Placenta praevia unterschieden. Die Fehllage der Plazenta führt je nach Lokalisation zu einem relativen oder absoluten Geburtshindernis. Es bedarf dann ggf. der operativen oder interventionellen Geburtshilfe.
Während die Placenta praevia üblicherweise mit einem normalen Geburtstermin einhergeht, stellt die vorzeitige Plazentalösung Mutter und Kind vor das Problem einer früher einzuleitenden Geburt.
Bei der vollständigen vorzeitigen Plazentalösung ist die Plazenta komplett von der Gebärmutter abgelöst. Sie wird nicht mehr durchblutet und das Ungeborene droht innerhalb kürzester Zeit zu sterben. Bei der teilweisen vorzeitigen Plazentalösung ist die Versorgung abhängig von der verbliebenen Fläche sowie der Auswirkung des Hämatoms.
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