Musculus obliquus superior
Der Musculus obliquus superior (oberer schräger Augenmuskel) ist der längste aller äußeren Augenmuskeln. Diese sind für die Bewegung des Auges und damit für die Blickrichtung zuständig.
Seine Fasern entspringen, wie die der meisten Augenmuskeln, am Anulus tendineus communis und zusätzlich am Os sphenoidale. Sie ziehen schräg nach vorn und setzen oben im hinteren lateralen Quadranten des Augapfels an.
Seine Kontraktion bewirkt eine Senkung, Innenrotation und Abduktion des Auges.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie, den Verlauf und die Funktion des M. obliquus superior.
Ursprung | Corpus ossis sphenoidale Anulus tendineus communis |
Ansatz | Oben im hinteren lateralen Quadranten am Bulbus oculi (hinter dem Äquator) |
Innervation | N. trochlearis |
Funktion | Innenrotation und Abduktion des Auges, Senkung des Bulbus |
Verlauf
Der M. obliquus superior hat seinen Ursprung am Körper des Keilbeins (Corpus ossis sphenoidalis), und zusätzlich am Anulus tendineus communis (Zinn-Sehnenring). Er verläuft gerade zwischen dem Orbitadach, der medialen Orbitawand und dem Bulbus nach rostral. Der Muskel geht etwa 30 mm von seinem Ursprung entfernt in eine verhältnismäßig lange, im Querschnitt runde Sehne über.
Diese zieht dann durch die Trochlea und ändert dabei ihre Richtung nach okzipital und temporal. Bei der Trochlea musculi obliqui superioris (Rollknorpel) handelt es sich um einen kleinen, festen Knorpelring, der über Bindegewebe am Stirnbein verankert und innenseitig von einer glatten Synovialmembran überzogen ist. Dank dieser aus Gelenken bekannten Membran kann sich die Sehne des Muskels reibungslos verschieben.
Die Sehne führt, nachdem sie umgelenkt wurde, über den Bulbus, passiert die Tenon-Kapsel des Auges, fächert sich auf und unterkreuzt den M. rectus superior. Dort setzt der Muskel oben im hinteren lateralen Quadranten dorsal des Bulbusäquators an.
Versorgung
Der M. obliquus superior ist der einzige äußere Augenmuskel, der durch den N. trochlearis innerviert wird. Der Nerv zieht kraniomedial mit dem Muskel von dessen Ursprung am Keilbein durch die Orbita Richtung Trochlea.
An der Unterseite des Muskels verlaufen Äste der A. ophthalmica, von der einige Ziliararterien für die Blutversorgung zuständig sind.
Funktion
Der M. obliquus superior ist einer der sogenannten schrägen Vertikalmotoren und arbeitet in seiner Hauptfunktion antagonistisch zum M. obliquus inferior. Besonders ist seine Wirkung über die Trochlea: Diese dient ihm als Hypomochlion, also als Drehpunkt, sodass der Muskel seine Funktionen über eine Hebelwirkung nach dem Flaschenzugprinzip ausübt.
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Er bewirkt hauptsächlich eine Innenrotation, die besonders bei Abduktion des Auges deutlich wird, und zusätzlich die Abduktion selbst. Zusätzlich unterstützt er die Depression (Senkung des Bulbus), wobei diese Wirkung mit zunehmender Adduktion steigt, jedoch nicht über die des Hauptmuskels (M. rectus inferior) hinausgeht.
Es gibt sechs extraokuläre Augenmuskeln: Vier gerade verlaufende (M. rectus superior, inferior, lateralis und medialis) und zwei schräg verlaufende (M. obliquus superior und inferior).
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Klinik
Der M. obliquus superior ist der Augenmuskel, der am häufigsten Anomalien aufweist. So kann beispielsweise die Sehne fehlen oder nur verdünnt vorhanden sein, ihr Ansatz kann verfrüht innerhalb der Tenon-Kapsel oder am M. rectus superior liegen. Darüber hinaus kann eine Aplasie der Trochlea oder eine Zweiteilung des Muskels bestehen. Oftmals ist auch die Breite des Muskelansatzes variabel.
Das in der Folge auftretende klinische Erscheinungsbild wird als Strabismus sursoadductorius (Blickwendung nach oben bei Adduktion) bezeichnet, welches sich durch Hypertropie (Höherstand) des betroffenen Auges äußert. Überprüft werden kann dies am besten, indem Patient:innen nacheinander nach rechts und links schauen, wobei das betroffene Auge bei Blickrichtung nasal-unten höher steht und Patient:innen in diesem Blickwinkel den größten Abstand der vorhandenen Doppelbilder feststellen werden. Diese Form des Schielens tritt häufig beim frühkindlichen Schielsyndrom auf.
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