Video: Unterschenkelmuskulatur
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Hallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch zu diesem Tutorial.
Heute werden wir uns die Muskeln des Unterschenkels und Knies anschauen. Bei den Kniemuskeln beschränken wir uns dabei auf ...
Mehr lesenHallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch zu diesem Tutorial.
Heute werden wir uns die Muskeln des Unterschenkels und Knies anschauen. Bei den Kniemuskeln beschränken wir uns dabei auf diejenigen, die in der Knieregion entspringen und distal Richtung Unterschenkel ziehen. Die proximalen Kniemuskeln werden in anderen Tutorials besprochen.
Die Unterschenkelmuskeln werden in drei Gruppen eingeteilt: die vordere Extensorengruppe, die fibulare Extensorengruppe, auch Fibularis- oder Peroneusgruppe genannt und die Flexorengruppe. Letztere wird noch einmal in eine tiefe und oberflächliche Schicht unterteilt.
Beachtet, dass die Begriffe „Fibularis“ und „Peroneus“ Synonyme sind. In diesem Tutorial werden wir durchgehend die Bezeichnung „Fibularis“ verwenden.
In diesem Bild seht ihr auf den Unterschenkel und das Knie von ventral. Einige vordere Extensoren und Muskeln aus der Fibularisgruppe sind hier zu erkennen. Entferne ich nun alle Muskeln, haben wir freie Sicht auf die Bänder, die unmittelbar darunter liegen. Sie sind mit den Unterschenkel- und Fußknochen verbunden und dienen der Muskulatur als Ursprungs- und Ansatzpunkte. Außerdem fungieren sie als Leitstrukturen für deren Sehnen. Bevor wir mit den Muskeln anfangen, möchte ich daher zuerst über die Bänder des Unterschenkels sprechen. Dazu zählen die Membrana interossea cruris, das Retinaculum extensorum inferius und superius, das Retinaculum fibularium inferius und superius, das Retinaculum flexorum pedis und das Ligamentum capitis fibulae.
Hier seht ihr die Membrana interossea cruris, einmal von ventral und einmal von dorsal. „Interossea“ bedeutet nichts anderes als „zwischen den Knochen“, und genau dort befindet sich diese Membran. Sie beginnt an der Margo interosseus der Tibia und verläuft schräg kaudal zur Margo interosseus der Fibula. Sie dient vielen Muskeln als Ursprungs- und Ansatzpunkt.
Die Sehnen der Unterschenkelmuskeln werden am Sprunggelenk durch Haltebänder geführt. Es handelt sich dabei um lokale, ligamentartige Verdichtung der Unterschenkelfaszie. Ihr könnt sie euch als eine Art „Gürtel“ vorstellen, die die Sehnen daran hindern, nach außen zu entgleiten. Sie haften so fest und unbeweglich an den Knochen und können unter der Haut nicht umherwandern. Die Sehnen der Fußheber werden durch zwei Bänder gehalten. Das Y-förmige Halteband hier links im Bild wird Retinaculum musculorum extensorum inferius genannt. Der Name ist furchtbar lang, aber sehr leicht herzuleiten. Es führt nämlich die Sehnen der Extensorengruppe - deshalb musculorum extensorum. Der Zusatz „inferius“ sagt aus, dass es das untere der beiden Haltebänder ist. In der Regel reicht es aber aus, wenn ihr nur „Retinaculum extensorum inferius“ sagt. Es verläuft vom Calcaneus zum Malleolus medialis und zur medialen Seite der Plantaraponeurose.
Das obere Halteband des Fußgelenks wird analog zum unteren als Retinaculum musculorum extensorum superius bezeichnet. Es ist hier im rechten Bild grün markiert. Es zieht vom distalen Ende der Fibula medial zum distalen Ende der Tibia. Übrigens, wie man auf beiden Abbildungen gut sehen kann, laufen nicht nur die Sehnen der ventralen Extensoren, sondern auch einige Blutgefäße und Nerven unter den beiden Retinacula.
Um uns die Haltebänder der Fibularisgruppe anzusehen, wechseln wir auf die plantare Ansicht. Durch die Beugung des Fußes sehen wir nun von hinten auf die Fußsohle. Links im Bild ist das Retinaculum fibularium inferius, eine Verstärkung der Fußrückenfaszie dargestellt. Es entspringt von den Retinacula der ventralen Extensoren und zieht zur Außenfläche des Calcaneus. Zudem geht ein extra Faserzug zur Trochlea fibularis, einem Höcker des Calcaneus. Dieser trennt dadurch den Verlauf der beiden Fibularismuskeln, wie wir später lernen werden.
Das obere Halteband wird entsprechend als Retinaculum fibularium superius bezeichnet. Wie ihr hier rechts steht, überspannt es weiter proximal den Bereich zwischen Malleolus lateralis und Calcaneus.
Das kurze Halteband der Unterschenkelflexoren wird Retinaculum flexorum pedis genannt. Es liegt hier oben und spannt sich zwischen Malleolus medialis und Calcaneus. Rechts im Bild seht ihr einige der Strukturen, die unter diesem Halteband ziehen. In diesem Kanal verlaufen vor allem der Nervus tibialis und die Arteria tibialis posterior.
Das letzte Band, welches die Tibia und Fibula miteinander verbindet, heißt Ligamentum capitis fibulae. Es läuft vom Fibulaköpfchen, dem Caput fibulae zum Condylus lateralis tibiae. Es stärkt das proximale Gelenk zwischen Tibia und Fibula, die Articulatio tibiofibularis. Häufig besteht es aus zwei separaten Bändern: dem ventralen Ligamentum capitis fibulae anterius, und dem dorsal gelegenen Ligamentum capitis fibulae posterius. Beide umhüllen gemeinsam das Fibulaköpfchen.
Jetzt haben wir eine gute Grundlage, um mit den ersten Muskeln dieses Tutorials zu starten. Zuerst werden wir uns die vordere und fibulare Unterschenkelmuskulatur ansehen, d.h. die ventrale Extensoren-und die laterale Fibularisgruppe. Die ventrale Extensorengruppe besteht aus insgesamt vier Muskeln: dem Musculus tibialis anterior, den Musculi extensor digitorum und hallucis longus, und dem Musculus fibularis tertius. Letzterer ist lediglich eine Abspaltung des M. extensor digitorum longus und kommt zudem nicht bei allen Menschen vor. Daher werden wir in diesem Tutorial nicht weiter auf ihn eingehen, der Vollständigkeit halber sei er aber hier erwähnt.
Die fibularen Extensoren liegen weiter lateralen und bestehen aus nur zwei Muskeln: dem Musculus fibularis longus und dem Musculus fibularis brevis. Lasst euch nicht verwirren, wenn eure Bücher oder eure Dozenten vom Musculus „peroneus“ longus bzw. „peroneus“ brevis sprechen. Das sind nur synonyme Begriffe, gemeint sind die gleichen Muskeln.
Wir beginnen gleich mit dem ersten Muskel der vorderen Extensorengruppe. In dieser Loge liegt der Musculus tibialis anterior. Im Examen solltet ihr mindestens zwei seiner insgesamt drei Ursprungsorte wissen. Das wären zum einen die laterale Fläche der Tibia, also die Facies lateralis tibiae. Dort entspringt sie besonders in den oberen zwei Drittel bis hin zur lateralen Tibiakondyle. Zum anderen ist der Muskel mit der Membrana interossea cruris verbunden. Weitere Faseranteile entspringen an der oberflächlichen Unterschenkelfaszie, der Fascia cruris superficialis, die ventral eng am Muskel anliegt. Auf dem Bild seht ihr deutlich, wie die Sehne des Tibialis anterior am Sprunggelenk unter dem oberen und unteren Retinaculum extensorum hindurchzieht. Dort angekommen setzt sie an zwei Stellen an: Der erste Ansatzpunkt liegt an der Fußsohle, genauer gesagt am Os cuneiforme mediale. Der zweite liegt indes auf dem Fußrücken, am Os metatarsale des Großzehs.
Der Tibialis anterior bewegt in erster Linie das obere Sprunggelenk. Dort bewirkt er eine Dorsalextension. Das ist, wenn ihr den Fußrücken Richtung Tibia zieht, so wie es der Pfeil hier anzeigt. Über das untere Sprunggelenk vermittelt der Tibialis anterior eine Bewegung, die Supination oder Inversion genannt wird. Erinnert ihr euch noch an die Ansatzpunkte des Muskels? Einer liegt auf dem Fußrücken, der andere aber an der Fußsohle, am Os cuneiforme mediale. Die Supination im unteren Sprunggelenk entsteht durch den Zug an diesem Knochen. Die Fußinnenseite wird dabei angehoben, als ob ihr auf der Außenkante stehen wolltet. Abseits seiner Bewegungsfunktion erfüllt der Tibialis anterior noch eine weitere wichtige Aufgabe. Er dient nämlich als Leitmuskel der Gefäß-Nerven-Straße am ventralen Unterschenkel. Wir sprechen hier vom Nervus fibularis profundus sowie der Arteria und Vena tibialis anterior.
Etwas weiter lateral des Tibialis anterior liegt der Musculus extensor digitorum longus. Sein Ursprung erstreckt sich vom Condylus lateralis der Tibia über die vordere Fibulakante bis zur Membrana interossea cruris. Letztere könnt ihr hier sogar noch ein Stück sehen, nachdem wir den Tibialis anterior entfernt haben. In manchen Lehrbüchern wird das Fibulaköpfchen ebenfalls zu den Ursprüngen des Extensor digitorum longus gezählt, wie man auf dem Bild angedeutet sieht. Wenn ihr bei der nächsten Prüfung also punkten möchtet, dann merkt euch dieses zusätzliche Detail. Auf dem Weg Richtung Fußrücken teilt sich seine Ansatzsehne in vier Teilsehnen auf. Diese laufen anschließend in einer gemeinsamen Sehnenscheide unter dem oberen und unteren Retinaculum extensorum hindurch. Weiter distal verbreitern sie sich zu den Dorsalaponeurosen der zweiten bis fünften Zehe, die deshalb als Ansatzpunkte gelten. Außerdem inserieren die Teilsehnen an den Basen des zweiten bis fünften Zehenendglieds.
Wie der Tibialis anterior hebt auch der Extensor digitorum longus den Fuß an. Er macht also ebenfalls eine Dorsalextension im oberen Sprunggelenk. Anders sieht es im unteren Sprunggelenk aus: Dort bringt er den Fuß nicht in Supinations-, sondern in Pronationsstellung. Diese Bewegung wird auch als Eversion bezeichnet. Das kommt dadurch zustande, dass seine Sehnen erstens nur am Fußrücken ansetzen und zweitens weiter lateral als der Tibialis anterior. So hebt er also die Außenkante des Fußes an, sodass man auf der Fußinnenseite steht. Seine vier Ansatzsehnen haben aber nicht nur Auswirkungen auf die Sprunggelenke. Da sie bis zur Zehenspitze reichen, werden diese bei der Kontraktion ebenfalls Richtung Tibia gezogen. Es kommt also zu einer Dorsalextension in den Grund-, Mittel- und Endgelenken des zweiten bis fünften Zehs.
Ein dritter Muskel der vorderen Extensorengruppe ist der Musculus extensor hallucis longus. Normalerweise wird er vollständig von seinen beiden Vorgängern, dem Tibialis anterior und dem Extensor digitorum longus, bedeckt. Deshalb habe ich diese beiden Muskeln auf diesem Bild für euch entfernt. „Hallucis“ bedeutet übrigens so viel wie „großer Zeh“. Seine Ursprungsfläche liegt einerseits an der Innenseite des Fibula. Zusätzlich entspringt der Muskel wie die anderen ventralen Extensoren auch an der Membrana interossea. Ihr merkt also, dass diese Membran so einigen Muskeln als Ursprungs- und Ansatzfläche dient. Die Sehne des Extensor hallucis longus verläuft unter dem oberen und unteren Retinaculum extensorum hindurch Richtung Großzeh. Dort setzt sie in der Regel direkt an der Phalanx distalis an, also am Endglied. Sehr häufig kommt es jedoch vor, dass sie sich distal noch einmal in zwei kleinere Sehnen aufspaltet, die jeweils seitlich am Großzeh inserieren.
Die Hauptfunktion des Extensor hallucis longus ist die Streckung des Großzehs. Es kommt also zu einer Dorsalextension im Grund- und Endgelenk des Großzehs, der dadurch Richtung Tibia gezogen wird. Gleichzeitig führt dies zu einer Dorsalextension im oberen Sprunggelenk, wie wir es von den anderen vorderen Extensoren bereits kennen. Im unteren Sprunggelenk gibt es eine kleine Besonderheit: Abhängig von der Ausgangsstellung kann er sowohl den Fuß supinieren als auch pronieren, da seine Ansatzsehne nur minimal von der Bewegungsachse abweicht. Bei leicht supiniertem Fuß unterstützt er die Pronation und bei bereits proniertem Fuß die Supination.
Alle vorderen Extensoren des Unterschenkels werden vom gleichen Nerven versorgt, dem Nervus fibularis profundus. Ihr seht ihn hier rechts auf dem Bild. Er zweigt sich aus dem Nervus fibularis communis ab, der dem Nervus ischiadicus entstammt. Vom Knie zieht er ventral über den gesamten Unterschenkel bis zum hin Fußrücken. Wie wir vorhin gelernt haben, dient ihm dabei der Musculus tibialis anterior als Leitstruktur.
Das waren sie schon, die Muskeln der vorderen Extensorengruppe. Als nächstes wenden wir uns den fibularen Extensoren zu. Zu ihnen gehören zwei Muskeln: der Musculus fibularis longus und der Musculus fibularis brevis. Beide liegen in einer extra Fibularisloge am lateralen Unterschenkel. Ihr könnt sie dort besonders gut ertasten, wenn ihr euren Fuß so weit wie möglich beugt.
Diesmal starten wir zuerst mit der Innervation, da auch diese beiden Muskeln durch ein- und denselben Nerv innerviert werden. Für ihre Versorgung ist der Nervus fibularis superficialis zuständig, der zweite Ast des Nervus fibularis communis.
Der Fibularis longus, der größere von den beiden Muskeln, hat drei Ursprungsflächen: Hier oben am Wadenbeinköpfchen entspringt ein Teil, wie ihr seht. Einen weiteren Ursprungsort bildet die laterale Fläche der Fibula, hauptsächlich im oberen Drittel. Darüberhinaus sind die Ursprungsfasern ebenfalls mit den Septa intermuscularia verbunden. Damit sind die Bindegewebsschichten gemeint, die den Unterschenkel und seine Muskeln umhüllen. Der Fibularis longus besitzt eine lange Sehne, die am Unterschenkel Richtung Fuß zieht. Dabei verläuft sie hinter dem Malleolus lateralis und anschließend unter den oberen und unteren Retinacula fibularium. Am Fuß angekommen setzt sie schließlich am Os cuneiforme mediale und am ersten Os metatarsale an.
Fragt ihr euch jetzt, wie denn die Ansatzsehne von lateral kommen und medial ansetzen kann? Ich möchte euch erklären, wie das funktioniert. Nachdem die Sehne um den Malleolus lateralis gebogen ist, zieht sie um ihn herum und verläuft, seht her an der Unterseite des Fußes weiter. Hier ist der Malleolus lateralis und hinter ihm verläuft die Sehne des Fibularis longus. Sie zieht anschließend quer über die Fußsohle und inseriert plantar hier am Os cuneiforme mediale und am Os metatarsale des Großzehs.
Da die Fibularisloge nur zwei Muskeln enthält und sie sehr ähnliche Funktionen haben, stelle ich euch zunächst den zweiten Muskel vor, den Musculus fibularis brevis. Anschließend besprechen wir die Funktionen der beiden Fibularismuskeln. Wie ihr seht, hat dieser Muskel nicht umsonst den Zusatz „brevis“, das soviel bedeutet wie „kurz“. Da er normalerweise vom relativ langen Fibularis longus überlagert wird, habe ich diesen in diesem Bild entfernt. So sieht man den einzigen Ursprungsort des Fibularis brevis, nämlich die Fibula selbst. Von dort aus verläuft er nach distal, bis seine Ansatzsehne schließlich gemeinsam mit der des Fibularis longus am Malleolus lateralis ankommt und um diesen herumzieht. Aufgrund seiner Größe liegt der Ansatzpunkt dieses Muskels nicht weit von seinem Ursprung entfernt. Nachdem seine Sehne um den Malleolus lateralis gezogen ist, setzt sie an einem knöchernen Höckerchen an der Fußaußenkante an, genauer gesagt an der Tuberositas des fünften Os metatarsale.
Im Verlauf um den Malleolus lateralis herum werden die Sehnen beider fibularen Extensoren von den Retinacula fibularium gehalten. Durch den zusätzlichen Faserzug der Retinacula zur Trochlea fibularis calcanei entstehen dabei zwei osteofibröse Kanäle. Während die Sehnen beider Muskel bis dahin noch in einer gemeinsamen Sehnenscheide verliefen, werden sie also hier voneinander getrennt. Die Sehne des Fibularis brevis zieht dabei über die Trochlea, die des Fibularis longus dagegen darunter.
Machen wir weiter mit der Funktion der beiden Muskeln. Im oberen Sprunggelenk lösen sie eine Plantarflexion aus. Das ist, wenn ihr den Fuß beugt, d.h. nach unten drückt, zum Beispiel, wenn ihr euch auf die Zehenspitzen stellt. Jetzt fragt ihr euch zurecht, warum wir dann überhaupt von fibularen „Extensoren“ sprechen, wenn sie doch den Fuß beugen! Das liegt daran, dass die Muskelbäuche der fibularen Extensoren ventral, also in der Streckseite des Unterschenkels liegen. Da ihre Sehnen jedoch bogenförmig um den Malleolus lateralis verlaufen, gelangen sie so hinter die Beuge-Streck-Achse des Fußes. Die Bezeichnung „fibulare Extensoren“ ist also eine rein anatomische, aber keine funktionelle Zuordnung. Das solltet ihr euch unbedingt merken! Des Weiteren machen der Fibularis longus und brevis eine Pronation im unteren Sprunggelenk. Sie heben also die Außenseite des Fußes an.
Der Musculus fibularis longus erfüllt außerdem noch eine weitere wichtige Aufgabe: Seine lange Ansatzsehne, die quer über die Fußsohle läuft, unterstützt aktiv das Quergewölbe des Fußes. Ein Absinken dieses Gewölbes könnte zu einem Plattfuß oder Spreizfuß führen.
Wir drehen das Bein noch einmal herum und wollen auf den nächsten Folien die dorsale Muskulatur des Unterschenkels besprechen. Die dort verlaufenden Beugemuskeln werden in zwei Gruppen eingeteilt: die oberflächlichen und tiefen Flexoren. Zu den oberflächlichen Flexoren zählen der Musculus triceps surae und der Musculus plantaris. Die Gruppe der tiefen Flexoren umfasst den Musculus popliteus, den Musculus tibialis posterior sowie den Musculus flexor digitorum und hallucis longus.
Der erste und wichtigste oberflächliche Flexor im Unterschenkel ist der dreiköpfige Musculus triceps surae. Er setzt sich aus zwei einzelnen Muskeln zusammen: dem zweiköpfigen Musculus gastrocnemius und dem darunter liegenden Musculus soleus. Der Triceps surae verläuft so großflächig am dorsalen Unterschenkel, dass er die Konturen der Wade maßgeblich formt. Besonders Wanderer und Fahrradfahrer haben in der Regel eine ausgeprägte Wadenmuskulatur.
Als zweiköpfiger Muskel hat der Musculus gastrocnemius auch zwei Ursprungsorte. Sein medialer Kopf, das Caput mediale, entspringt am Epicondylus medialis des Femurs. Genau am gegenüberliegenden Epicondylus lateralis femoris beginnt das Caput laterale, der lateraler Kopf des Muskels. Aufgrund dieses schönen symmetrischen Aufbaus wird der Gastrocnemius übrigens auch gerne „Zwillingsmuskel“ genannt.
Unter dem Gastrocnemius liegt der Musculus soleus, auf Deutsch Schollenmuskel genannt. Er entspringt großflächig an der dorsalen Fläche der Fibula einschließlich Fibulahals- und kopf und an der dorsalen Fläche der Tibia. An der Tibia hinterlässt er dabei eine ausgeprägte Knochenleiste, die Linea musculi solei. Drittens ist der Muskel an einem Sehnenbogen befestigt, der direkt unter der Kniekehle zwischen den beiden Unterschenkelknochen verläuft. Dieser heißt passenderweise „Arcus tendineus musculi solei“. Etwa im unteren Drittel des Unterschenkels gehen der Gastrocnemius und der Soleus in eine gemeinsame Ansatzsehne über. Diese etwa 20 bis 25 cm lange Sehne, die ihr leicht über eurer Ferse ertasten könnt, ist die Achillessehne. Sie inseriert an einem Höcker des Fersenbeins, dem Tuber calcanei. Sie wird deshalb auch als „Tendo calcaneus“ bezeichnet.
Die Achillessehne ist die dickste und kräftigste Sehne des Menschen und kann ein vielfaches des eigenen Körpergewichts tragen. Gleichzeitig ist sie aber auch die am stärksten belastete und stellt somit eine Schwachstelle dar. Wusstet ihr übrigens, dass die Achillessehne nach Achilles benannt wurde, einem griechischen Halbgott? Der Sage nach wurde er durch ein Bad in der Unterwelt am ganzen Körper unverwundbar. Nur seine Ferse blieb dabei unbenetzt und wurde dadurch zu seiner einzigen, verletzbaren Stelle. So ist die Sehne des Triceps surae zu ihrem recht ungewöhnlichen Namen gekommen.
Die Innervation des Musculus triceps surae erfolgt über den Nervus tibialis. Er ist die Fortsetzung des Nervus ischiadicus und verläuft direkt unter dem Soleus durch den Unterschenkel, wie ihr hier seht.
Der Triceps surae ist der kräftigste Fußbeuger, er macht also eine Plantarflexion im oberen Sprunggelenk. Des Weiteren verhindert der Muskel durch die Fixierung des Sprunggelenks, dass wir im freien Stand mit dem Oberkörper nach vorne zu kippen. Darüber hinaus gilt der Muskel als stärkster Supinator im unteren Sprunggelenk. Erinnert ihr euch noch daran, wie diese Bewegung aussieht? Die Innenseite des Fußes wird angehoben und ihr steht auf dessen Außenkante. Das soll es aber noch nicht gewesen sein. Da der Triceps surae auch über das Kniegelenk zieht, bewirkt er bei der Kontraktion gleichzeitig eine Flexion im Knie.
Kommen wir nun zum zweiten oberflächlichen Flexor des Unterschenkels. Dieser wirklich sehr dünne, lange Muskel wird Musculus plantaris genannt. Er verläuft zwischen dem Gastrocnemius und dem Soleus. Manche bezeichnen ihn sogar als vierten Kopf des Triceps surae. Sein kleiner Muskelbauch entspringt am Ligamentum popliteum obliquum auf der Rückseite des Knies und am Epicondylus lateralis des Femurs. Schon knapp unterhalb der Kniekehle geht sein Muskelbauch in eine lange Ansatzsehne über. Im Präpkurs wird diese gerade von Anfängern oft für einen Nerven gehalten, weshalb sie im Englisch den Spitznamen „freshman’s nerve“ trägt. Im unteren Drittel des Unterschenkels strahlt diese in der Regel in die Achillessehne ein und inseriert über diese ebenfalls am Tuber calcanei. Selten kann die Sehne des Plantaris auch eigenständig am Calcaneus ansetzen.
Wie der Triceps surae wird auch der Plantaris vom Nervus tibialis innerviert. Diesen könnt ihr noch einmal auf den beiden Bildern in grün sehen.
Der Plantaris ist kein typischer Skelettmuskel. Durch seinen ähnlichen Verlauf macht er theoretisch zwar die gleichen Bewegungen wie der Triceps surae, d.h. eine Flexion im Kniegelenk und eine Plantarflexion im oberen Sprunggelenk. Ich setze dies jedoch lieber in Klammern, da es praktisch keine Rolle spielt. Der Muskel ist viel zu klein und schwach, um eine nennenswerte Bewegung durchzuführen. Höchstwahrscheinlich ist die Hauptfunktion des Plantaris die Propriozeption. Durch seine ungewöhnlich hohe Dichte an Muskelspindeln leitet er verstärkt Informationen über die Position des Unterschenkels und Fußes an das zentrale Nervensystem weiter. Dies wird dann weiterverarbeitet, um u.a. die Motorik der anderen Unterschenkelmuskeln zu optimieren. Des Weiteren geht man davon aus, dass der Plantaris ebenfalls dem Schutz der Gefäße und Nerven dient, die in der Kniekehle verlaufen.
Nachdem wir über die oberflächlichen Flexoren des Unterschenkels gesprochen haben, machen wir weiter mit den tiefen Flexoren. Zur Wiederholung: Das sind der Musculus popliteus, tibialis posterior, flexor digitorum longus und flexor hallucis longus. Sie alle liegen in einer gesonderten Muskelloge unter den oberflächlichen Flexoren. Auch die tiefen Flexoren werden vom Nervus tibialis versorgt. Zusammenfassend könnt ihr euch also merken: ALLE Flexoren des Unterschenkels, ob in der oberflächlichen oder tiefen Loge, werden durch den Nervus tibialis innerviert.
Dieser kleine, schmale Muskel hier hat seinen Namen aufgrund seiner Lage. Denn „Poples“ bedeutet „Kniekehle“ und genau dort befindet sich auch der Musculus popliteus. Da er so weit proximal liegt, wird er manchmal auch zur Oberschenkelmuskulatur gezählt. Sehen wir uns seine Ursprünge an: Er entspringt sowohl am Condylus lateralis des Femurs und gleich nebenan am Außenmeniskus, dem Meniscus lateralis. Von dort aus zieht er nach mediokaudal und setzt nicht weit weg von seinem Ursprung an der Facies posterior der Tibia an.
Die Hauptaufgabe des Popliteus besteht in der Stabilisierung der dorsalen Knieregion. Außerdem kann er über das Kniegelenk den Unterschenkel nach innen rotieren. Dadurch hebt er die sogenannte „Schlussrotation“ auf. Damit ist die leichte Außenrotation gemeint, die physiologisch vorliegt, wenn die Tibia und das Femur bei der Kniestreckung miteinander verkanten. Eine weitere Funktion des Popliteus ist es, bei der Beugung des Knies den Außenmeniskus nach hinten zu ziehen. Dadurch verhindert er eine Einklemmung im Kniegelenk. Ihr merkt also, der Popliteus ist zwar ein verhältnismäßig kleiner Unterschenkelmuskel, übernimmt jedoch zahlreiche wichtige Aufgaben. Übrigens, auch wenn er zu den UnterschenkelFLEXOREN zählt, ist seine Beugefunktion im Knie vernachlässigbar klein.
Als nächstes wollen wir den Musculus tibialis posterior besprechen. Seine Ursprungsfläche liegt großflächig auf der Rückseite des Unterschenkels, und zwar an der Membrana interossea, der Rückseite der Tibia und der Rückseite der Fibula. Die Ansatzsehne des Tibialis posterior zieht dorsal um den Malleolus medialis und unter dem Retinaculum flexorum pedis und setzt im Bereich des Fußes an verschiedenen Strukturen an: an der Tuberositas des Os naviculare sowie an allen drei Ossa cuneiformia, also am inneren, mittleren und äußeren Keilbein. Hier könnt ihr ansatzweise sehen, wie sich die Sehne über alle drei Knochen erstreckt. Die Sehnenscheide des Tibialis posterior reicht in der Regel noch viel weiter bis zum lateralen Fußrand. Typisch für die Flexoren macht der Tibialis posterior eine Beugung des Fußes, also eine Plantarflexion im oberen Sprunggelenk. Im unteren Sprunggelenk bewirkt er zusätzlich eine Supination des Fußes. Außerdem unterstützt er - ähnlich wie der Fibularis longus - die Verspannung des Längs- und Quergewölbe des Fußes.
An der medialen Seite des dorsalen Unterschenkels liegt der Musculus flexor digitorum longus. Er entspringt im mittleren Drittel der Facies posterior der Tibia. Wenn ihr genau hinschaut, dann könnt ihr hier noch ein Stück der Tibiarückseite entdecken. Das ist sein einziger Ursprungsort. Wie der Tibialis posterior zuvor, zieht seine Sehne hinter dem Malleolus medialis und unter dem Retinaculum flexorum pedis hindurch. Anschließend umrundet sie das Os naviculare und teilt sich in vier Endsehnen auf. Diese inserieren an der Basis des zweiten bis fünften Zehenendglieds. Ihr könnt euch also merken, dass der Flexor digitorum longus von allen tiefen Flexoren zwar am medialsten entspringt, an den Zehen jedoch am lateralsten ansetzt.
Eine weitere Besonderheit über die Ansatzsehne des Flexor digitorum longus solltet ihr euch für die Prüfung unbedingt merken. Sie dient nämlich einem kurzen Fußmuskel als Ansatzfläche, genauer dem Musculus quadratus plantae. Das kann ich euch besser demonstrieren, wenn wir auf den Fuß von plantar schauen. Hier in grün markiert ist der Quadratus plantae. Und hier seht ihr, wie er am Calcaneus entspringt und anschließend an der Sehne des Flexor digitorum longus ansetzt. Das ist eines der wenigen Beispiele, wo ein Muskel nicht an einem Knochen oder Band ansetzt, sondern an einem komplett anderen Muskel.
Zurück zum Flexor digitorum longus: Seine Bewegungsfunktion am Sprunggelenk unterscheidet sich nicht von der des Tibialis posterior. Im oberen Sprunggelenk macht er eine Plantarflexion und im unteren Sprunggelenk eine Supination. Die Hauptfunktion des Flexor digitorum longus ist jedoch die Beugung der Zehen, wie ihr vermutlich an seinem Namen bereits gemerkt habt. Er macht also eine Flexion in den Grund-, Mittel- und Endgelenken des zweiten bis fünften Zehs. Hier im Bild seht ihr, wie das aussehen würde. Die vier kleinen Endsehnen, die an den Endgliedern inserieren, ziehen die Zehen bei Kontraktion Richtung Fußsohle.
Der große Zeh wird indes durch einen eigenständigen Muskel gebeugt, dem Musculus flexor hallucis longus. Er soll gleichzeitig der letzte Muskel dieses Tutorials sein. Er entspringt am weitesten distal von allen tiefen Flexoren und ist zudem der stärkste unter ihnen: Seine Ursprungsfläche liegt an der Rückseite der Fibula und angrenzend an der Membrana interossea. Die Ansatzsehne des Flexor hallucis longus verläuft dorsal des Malleolus medialis und später unter dem Sustentaculum tali. Das ist ein Knochenvorsprung an der medialen Seite des Calcaneus. Anschließend inseriert er plantar an der Basis des Großzehenendglieds, also an der ersten Phalanx distalis.
Und wie alle tiefen Flexoren so veranlasst auch der Flexor hallucis longus eine Plantarflexion im oberen Sprunggelenk und eine Supination im unteren Sprunggelenk. Seine Hauptfunktion bleibt jedoch die Beugung des Großzehs. Er macht also eine Plantarflexion im Grund- und Endgelenk. Da sich seine Sehne auf Höhe des Os naviculare mit der des Flexor digitorum longus überkreuzt, wird dabei letztere passiv mitbewegt. Dadurch kommt es bei der Kontraktion des Flexor hallucis longus gleichzeitig zu einer passiven Flexion des zweiten und dritten Zehs. Ihr könnt das einmal an auch selbst testen: Versucht euren großen Zeh zu beugen, ohne dass sich die benachbarten Zehen mitbewegen. Gar nicht so einfach, oder? Diese Kreuzungsstelle der beiden Sehnen heißt übrigens „Chiasma plantare“. Ihr seht sie hier schön im Bild. Eine letzte Funktion hat noch der Flexor hallucis longus. Durch den Verlauf seiner Ansatzsehne über der Fußsohle unterstützt er aktiv die Verspannung des Längs- und Quergewölbe des Fußes.