Video: Basalganglien
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Basalganglien - ein Thema, das unter Anatomie-Studierenden schon seit Anbeginn der Zeit Panik auslöst. Die Basalganglien kontrollieren viele unserer Willkürbewegungen und haben offensichtlich auch ...
Mehr lesenBasalganglien - ein Thema, das unter Anatomie-Studierenden schon seit Anbeginn der Zeit Panik auslöst. Die Basalganglien kontrollieren viele unserer Willkürbewegungen und haben offensichtlich auch einen ziemlich großen Einfluss auf unser Stresslevel. Aber keine Sorge, wir werden deine Angst vor Basalganglien besiegen! Und am Ende dieses Videos hast du den Durchblick. Also, lass uns loslegen!
Zu Beginn des Tutorials klären wir, was die Basalganglien überhaupt sind und wo sie sich befinden. Danach schauen wir uns an, welche Strukturen zu den Basalganglien gezählt werden und welche Funktion sie haben. Wir gehen auch auf die Strukturen ein, die entweder aufgrund ihrer anatomischen Lage oder funktionell mit den Basalganglien in Verbindung stehen. Danach besprechen wir noch die Verschaltungen der Basalganglien mit anderen neuronalen Strukturen.
Zum Schluss werfen wir, wie immer, einen Blick in die Klinik und sprechen über eine Erkrankung, von der du sicher schon einmal gehört hast. Na, da haben ja wir einiges vor uns! Also, lasst uns keine Zeit verschwenden und die wichtigste Frage zuerst klären: Was genau sind die Basalganglien eigentlich?
Wie du vielleicht schon weißt, setzt sich ein ‚Ganglion‘ aus grauer Substanz zusammen, da es aus mehreren Nervenzellkörpern gebildet wird. Die Basalganglien befinden sich basal, also tief im zentralen Nervensystem. Genauer gesagt, in den subkortikalen Anteilen der Großhirnhemisphären, lateral des Thalamus. Okay, jetzt wissen wir, wo sie stecken.
Lass uns nun die einzelnen Basalganglien genauer anschauen.
Wir beginnen mit dem Corpus striatum. Das Corpus striatum ist, genau genommen, eine bilaterale Gruppe. Es setzt sich aus drei Kernstrukturen zusammen. Alle drei befinden sich im inferioren Kortex und bestehen aus grauer Substanz. Die ersten beiden sind der Nucleus caudatus und das Putamen, die den dorsalen Anteil des Striatums bilden. Die dritte Struktur ist der Nucleus accumbens, der zum ventralen Anteil zählt.
„Corpus striatum“ heißt wortwörtlich übersetzt übrigens „Streifenkörper“. Der Name kommt von seinem Erscheinungsbild im Querschnitt des Gehirns, bei dem graue und weiße Substanz streifenartig angeordnet sind. Diese Streifenbildung entsteht, weil die Capsula interna, bestehend aus weißer Substanz, die graue Substanz des Nucleus caudatus und des Putamens durchzieht. So entsteht das charakteristische gestreifte Muster, das dem Corpus striatum seinen Namen gibt.
Lass uns nun die einzelnen Kerne genauer anschauen. Der Erste Kern ist der Nucleus caudatus und wird auf Deutsch „Schweifkern“ genannt. Diese lange, C-förmige Struktur hat drei Anteile: einen Kopf, Körper und den Schwanz. Der Kaudatusschwanz verläuft bis zum Corpus amygdaloideum. Das Corpus amygdaloideum ist allerdings eine separate Struktur und kein Bestandteil des Nucleus caudatus.
Anhand dieser drei Anteile kann man sich doch ganz gut orientieren. Der Kaudatuskopf liegt am weitesten anterior.
Der Nucleus caudatus hat viele wichtige Funktionen und ist eines der wichtigsten Basalganglien. Er ist an der Planung und Modulation von Willkürbewegungen beteiligt und unterstützt indirekt deren Geschwindigkeit und Genauigkeit. Er hat auch exekutive Funktionen, wie zum Beispiel bei Entscheidungsfindungen und die damit verbundene Konzentration und Aufmerksamkeit.
Wenn es um Belohnung und Verstärkung geht, ist der Nucleus caudatus auch ganz vorne mit dabei. Er ist nämlich in Prozesse des assoziativen Lernens involviert. Damit sind Handlungen oder Verhaltensweisen gemeint, die mit einer bestimmten Reaktion oder Konsequenz assoziiert sind. Ein Beispiel hierfür ist das Erlernen von Gewohnheiten durch positive Verstärkung, etwa wenn ein Hund jedes Mal, wenn es klingelt, eine Belohnung erhält wie zum Beispiel Essen erhält und so die Handlung des Klingelns mit der positiven Konsequenz des Essenbekommens verknüpft.
Studien haben gezeigt, dass der Nucleus caudatus auch beim Thema Emotionen tätig ist. Und zwar vor allem bei Reaktionen auf Ästhetik und Attraktivität.
Aber nicht nur das, auch das prozedurale Gedächtnis wird durch den Nucleus caudatus gesteuert. Prozedurales Gedächtnis? Damit ist das Erlernen von Aufgaben oder Bewegungsmuster gemeint, die man später immer wieder wiederholen kann, ohne dass man sich bewusst anstrengen oder an vorherige Ausführungen dieser Bewegungen denken muss. Ein gutes Beispiel dafür ist das Zubinden deiner Schnürsenkel.
Die letzte wichtige Funktion des Nucleus caudatus ist die Hemmung von Willkürbewegungen, die auf vorherigen Erfahrungen in ähnlichen Situationen basieren. Das heißt, man ist in der Lage, eine Bewegung bewusst zu unterdrücken, obwohl man sie im Unterbewusstsein ausführen möchte. Zum Beispiel: Sich die Hände an einem Feuer aufzuwärmen, ist ja an sich eine tolle Idee. Wenn du den Flammen aber zu nahe kommst und dich verbrennst, wird dich dein Nucleus caudatus in Zukunft immer daran erinnern, lieber etwas mehr Abstand zu halten.
Der Nucleus caudatus steht räumlich in enger Beziehung zum Seitenventrikel, dessen Verlauf er seitlich anliegend folgt. In dieser Darstellung ist der Seitenventrikel grün markiert.
Hier kann man gut erkennen, wie der Kaudatuskopf seinem Verlauf am Vorderhorn des Seitenventrikels folgt und hier sieht man den Körper des Nucleus caudatus, wie er lateral des Mittelteils des Seitenventrikels liegt. Anschließend erkennt man auf dieser Abbildung die leichte Krümmung des Kaudatusschwanzes, der dem Unterhorn des Seitenventrikels folgt und leicht aufliegt.
Kommen wir zur nächsten Struktur des Striatums, dem Putamen. Es steht mit seinem untersten Anteil räumlich in enger Beziehung zum Kaudatuskopf. Das ist auf der Abbildung gut zu erkennen. Vom Putamen ziehen Fasern zum Nucleus caudatus, und zwar auf seiner gesamten Länge. Die meisten Fasern befinden sich an seinem vorderen Pol.
Das Putamen ist für die Regulation und Kontrolle von Bewegungen zuständig. Es speichert auch Informationen über früher erlernte Bewegungsabläufe. Dazu kommen wir später noch genauer, wenn wir uns die Verschaltungen der Basalganglien anschauen.
Kommen wir als nächstes zum Nucleus accumbens. Auch dieser liegt ganz in der Nähe des Kaudatuskopfes.
Er erscheint im ersten Moment nicht wirklich als separate Struktur und ist auch in makroskopisch-anatomischen Präparaten nicht so leicht zu identifizieren. Er ist aber ein wichtiger Teil des Belohnungssystems und spielt eine große Rolle bei der Wahrnehmung von positiven Stimuli. Ein Beispiel für einen positiven Stimulus ist das Gefühl, wenn du gerade deine Lieblingsschokolade isst oder dein Lieblingslied hörst.
Wie der Nucleus caudatus, spielt also auch der Nucleus accumbens beim Belohnungs- und Verstärkungssystem eine wichtige Rolle. Ebenso bei Störungen der Impulskontrolle wie beispielsweise beim Entstehen von Suchtverhalten.
Ok, das Striatum kennst du jetzt. Die zweite, wichtige Struktur der Basalganglien ist der Globus pallidus. Er liegt medial des Putamens und lateral der Capsula interna. Der Globus pallidus hat zwei Anteile. Er wird in eine innere Pars medialis, die den Globus pallidus medialis bildet, und eine äußere Pars lateralis, die den Globus pallidus lateralis bildet, unterteilt. Beide Segmente werden durch die Lamina medullaris interna voneinander getrennt. Um das besser sehen zu können, wechseln wir kurz die Ansicht. Hier siehst du links einen Koronar- und rechts einen Transversalschnitt des Gehirns.
Der lateral gelegene Globus pallidus und das medial gelegene Putamen werden aufgrund ihrer Form zusammen auch als Nucleus lentiformis, also Linsenkern, bezeichnet. Auch diese beiden Kerngebiete werden durch eine dünne Schicht, die Lamina medullaris lateralis, voneinander getrennt.
Wir sehen uns jetzt die Strukturen an, die funktionell und entwicklungsgeschichtlich, also im weiteren Sinne noch zu den Basalganglien gezählt werden. Eine dieser Strukturen ist der Nucleus subthalamicus. Sein Name verrät uns seine Lage. Ganz genau! Er befindet sich unterhalb des Thalamus. Der Nucleus subthalamicus ist ein Teil des Zwischenhirns, des Diencephalons. Er hat aber zahlreiche Verbindungen zum Globus pallidus. Strukturell besteht sogar eine gewisse Ähnlichkeit zwischen dem Nucleus subthalamicus und dem Globus pallidus.
Aus diesem Grund wird dieser Kern funktionell oft mit den Basalganglien in Verbindung gebracht. Denn der Nucleus subthalamicus ist dafür zuständig, unerwünschte Bewegungen zu kontrollieren. Bei Schäden in diesem Gebiet kommt es auf der kontralateralen Seite zu spontanen, unkontrollierbaren Bewegungen.
Eine weitere Struktur, die aufgrund ihrer Funktion oft mit den Basalganglien assoziiert wird, ist die Substantia nigra. Sie ist im Mittelhirn des Hirnstamms lokalisiert und liegt direkt unterhalb des Corpus striatum. Zwischen der Substantia nigra und dem Corpus striatum gibt es ebenfalls zahlreiche Verbindungen. Die Substantia nigra sendet Signale an die Basalganglien, um Bewegungen zu steigern oder zu verringern. Sie wird deshalb als modulatorische Struktur bezeichnet.
Wir kommen jetzt zu ein paar Strukturen, die zwar optisch so aussehen, als würden sie zu den Basalganglien gehören, es in Wahrheit aber nicht tun. Am auffälligsten ist das Corpus amygdaloideum, denn es hat eine direkte Verbindung zum Kaudatusschwanz. Das Corpus amygdaloideum wird oft auch einfach nur „Amygdala“ genannt. Wegen ihrer Lage wurde die Amygdala ursprünglich als Teil der Basalganglien gesehen. Man ordnet sie aber heute dem limbischen System zu, weil sie an der Verarbeitung von emotional geprägten Gedächtnisinhalten beteiligt ist. Besonders bekannt ist sie für ihre Bedeutung bei der Entstehung von Angst.
Auch das Claustrum ist eine Struktur, die oftmals den Basalganglien zugeschrieben wird. Das Claustrum ist eine dünne Schicht grauer Substanz, die medial an die Capsula externa und lateral an die Capsula extrema angrenzt. Die Funktion des Claustrum ist derzeit immer noch unbekannt, aber neuere Forschungen deuten darauf hin, dass es eine entscheidende Rolle bei der sensorischen Integration und Bewusstsein spielen könnte.
Der Thalamus liegt medial vom Corpus striatum und gehört auch nicht explizit zu den Basalganglien. Aber er erhält efferente Signale von ihnen. Der Thalamus ist sozusagen der letzte Zwischenhalt der Signale, die aus den Basalganglien in den Kortex weitergeleitet werden. Er verarbeitet sensorische Inhalte aus der Körperperipherie und subkortikale motorische Signale, bevor sie in den Kortex gelangen.
Die Funktionen der einzelnen Strukturen haben wir jetzt schon teilweise kennen gelernt und deswegen schauen wir uns nun die Funktionen der Basalganglien als Ganzes, deren Verschaltungen und den Informationsfluss etwas genauer an.
Die verschiedenen Funktionen der Basalganglien kommen durch vier Regelkreise zustande, den sogenannten Basalganglienschleifen. Darüber hinaus gibt es noch einige exzitatorische bzw. inhibitorische Signalwege. Exzitatorisch ist der Fachbegriff für „erregend“ oder „stimulierend“. Inhibitorisch bedeutet genau das Gegenteil, nämlich „hemmend“.
Wir konzentrieren uns heute auf die vier Basalganglienschleifen. Die erste ist die motorische Schleife. Sie ist für erlernte Bewegungsmuster zuständig. Bei der zweiten Schleife, der Lernschleife, dreht sich alles um das Lernen von neuen Bewegungen. Dann gibt es noch die limbische Schleife, die sich mit emotionalen Aspekten von Bewegungen befasst, und die okulomotorische Schleife, die die Fixierung des Blickes und verschiedene Blickbewegungen kontrolliert.
Starten wir mit der motorischen Schleife und ihren Verbindungen.
Afferente Signale werden vom Motorkortex zum Striatum gesendet. Das Striatum leitet diese Signale an den Globus pallidus weiter, und zwar an das innere und an das äußere Segment. Ab dem Striatum verzweigt sich die motorische Schleife in zwei Signalwege. Der erste Signalweg ist die direkte Kommunikation zwischen dem Globus pallidus internus und dem Thalamus. Beim zweiten Signalweg gibt es einen indirekten Informationsfluss vom Globus pallidus externus, über den Nucleus subthalamicus, zum Globus pallidus internus, der das Signal dann an den Thalamus weiterleitet. Vom Thalamus verläuft der Signalweg wieder zurück zum Motorkortex. Somit ist der Kreislauf geschlossen. Wenn dir das jetzt zu schnell war, kein Problem. Wir schauen uns die einzelnen Signalwege jetzt nochmal genauer an.
Dieses Bild zeigt die motorische Schleife. Die Verbindungen zwischen den Strukturen werden mit blauen und roten Pfeilen dargestellt. Die blauen Pfeile symbolisieren exzitatorische, also erregende Neurone, die ihre Zielstruktur über den Neurotransmitter Glutamat aktivieren. Die roten Pfeile zeigen inhibitorischen Neurone, die ihre Zielstruktur hemmen. Der Neurotransmitter hier ist Gamma-Aminobuttersäure, kurz GABA genannt. Was hier genau passiert, zeige ich dir jetzt im Detail. Das Signal wird im Motorkortex initiiert und aktiviert das Striatum, das sich aus dem Nucleus caudatus und dem Putamen zusammensetzt.
Bei Aktivierung haben die Neurone des Striatums eine hemmende Wirkung. Zum einen auf den Globus pallidus internus, hier mit „GPi“ abgekürzt, und zum anderen auf einen Teil der Substantia nigra, genauer gesagt, auf die Pars reticulata. Dieser Bereich wird auf unserer Abbildung als SNr abgekürzt. Da wir hier die ganze Zeit von Hemmung sprechen, ist GABA der entscheidende Neurotransmitter.
Ist ein Mensch im Ruhezustand, wird die Aktivität des Thalamus vom Globus pallidus internus und der Pars reticulata der Substantia nigra, inhibiert. Auch hier ist der Neurotransmitter wieder GABA.
Wenn aber der Globus pallidus internus durch das Striatum gehemmt wird, kann dieser den Thalamus nicht mehr inhibieren. Diesen Prozess nennt man Disinhibition des Thalamus. Der Thalamus kann dadurch erregende Signale in Richtung Motorkortex schicken und ihn aktivieren. So kommt es zu Muskelkontraktionen, damit wir z.B. beim Tanzen vollen Körpereinsatz zeigen können.
Beim indirekten Weg sind die gleichen Strukturen involviert, wie beim direkten Weg. Es gibt aber eine zusätzliche Station: den Nucleus subthalamicus. Das Ziel des indirekten Weges ist genau das Gegenteil im Vergleich zum direkten Weg. Der Thalamus soll nämlich inhibiert werden, damit den Motorkortex kein aktivierendes Signal erreicht.
Der indirekte Weg beginnt damit, dass der Motorkortex ein exzitatorisches Signal in das Striatum sendet. Aber Achtung: Das Signal stammt diesmal aus einem anderen Areal des Motorkortex und ist eine Bewegung, die zu diesem Zeitpunkt nicht erwünscht ist. Sie würde nämlich einen gewünschten Bewegungsablauf stören oder verhindern. Über den indirekten Weg können solche gegensätzlichen Bewegungen gehemmt werden. Und wie genau funktioniert das?
Das Putamen und der Globus pallidus haben somatotopisch angeordnete Areale, die jeweils für bestimmte Regionen oder Teile des Körpers zuständig sind. Die Mitteilung bestimmter Bewegungssignale erfolgt zu diesen Körperregionen deshalb über den direkten Weg. Gleichzeitig können hemmende Signale über den indirekten Weg in andere Regionen gesendet werden. Das ist ganz schön clever, stimmt’s?
Ein Beispiel. Du stehst vor einem Regal und greifst mit der Hand nach einem Buch. In dieser Situation willst du natürlich nicht, dass sich deine Beine in die entgegengesetzte Richtung bewegen. Die Basalganglien erkennen das Problem und hemmen diese Bewegung. So kann der Bewegungsablauf korrekt stattfinden.
In diesem Fall wird nämlich ein inhibitorisches Signal zum Globus pallidus externus geschickt, nicht zum Globus pallidus internus. Der Neurotransmitter ist wieder GABA. Anstelle einer direkten Verbindung zum Thalamus, ist hier der Nucleus subthalamicus zwischengeschaltet. In Ruhe schickt der Globus pallidus externus stetig inhibitorische Signale an den Nucleus subthalamicus.
Wenn der Globus pallidus externus aber vom Striatum selbst gehemmt wird, entfällt seine Wirkung auf den Nucleus subthalamicus. Der Nucleus subthalamicus wird dadurch enthemmt und schickt ein exzitatorisches Signal an den Globus pallidus internus. Wie du weißt, hat der Globus pallidus internus eine direkte hemmende Wirkung auf den Thalamus. Der Thalamus wird also inhibiert und kann keine Signale zum Motorkortex weiterleiten. Voilà! Die unerwünschten Bewegungen werden gehemmt.
Jetzt möchte ich dir noch einen weiteren Signalweg vorstellen, den nigrostriatalen Weg. Er ist für die Modulation des direkten und indirekten Weges innerhalb der motorischen Schleife wichtig. Es geht dabei um die Verbindung der Pars compacta der Substantia nigra zum Striatum. Der entscheidende Neurotransmitter ist hier Dopamin. Die Modulation der motorischen Schleife erfolgt über zwei Mechanismen: Der direkte Weg wird aktiviert und der indirekte Weg inhibiert.
Warum es zu diesen gegensätzlichen Wirkungen kommt, liegt am unterschiedlichen Dopamin-Rezeptorenbesatz der striatalen Neurone. Es gibt nämlich zwei Typen von Dopamin-Rezeptoren: D1- und D2-Rezeptoren. Beide reagieren nach einer Dopamin-Bindung unterschiedlich. D1-Rezeptoren werden aktiviert, D2-Rezeptoren werden gehemmt. D1-Rezeptoren befinden sich auf den striatalen Neuronen, die am direkten Weg beteiligt sind. Die D2-Rezeptoren findet man dagegen bei Neuronen des indirekten Weges. Wenn das Dopamin also von der Pars compacta der Substantia nigra freigesetzt wird, wird der direkte Weg aktiviert und der indirekte Weg gleichzeitig inhibiert. Auf diesen Mechanismus kommen wir später im Klinikteil nochmal zu sprechen.
Jetzt besprechen wir die Lern- oder assoziative Schleife. Die afferenten Signale stammen hier hauptsächlich aus dem dorsolateralen präfrontalen Kortex. Sie werden zum einen an den Nucleus accumbens und zum anderen über den Nucleus caudatus zum Thalamus weitergeleitet. Der Thalamus schickt dann efferente Signale an den Kortex zurück. Die motorische Schleife und die Lernschleife arbeiten zusammen, so wie zwei Personen auf einem Tandem. Denn wenn wir eine neue Bewegung lernen, müssen wir spezifische Strategien erarbeiten, um die geplante Bewegung umzusetzen. Dabei ist unsere Lernschleife aktiv. Wenn wir die neue Bewegung nach einer gewissen Zeit gemeistert haben, und sie ohne Nachzudenken ausführen können, nimmt die Aktivität der Lernschleife ab. Dann wird die motorische Schleife aktiv, um den Bewegungsablauf auszuführen.
Die limbische Schleife ist für emotional geprägte Bewegungen verantwortlich. Damit sind Bewegungen gemeint, die wir in bestimmten emotionalen Zuständen ausführen. Wir lächeln zum Beispiel, wenn wir froh sind und können körperlich aggressiv wirken, wenn wir wütend sind. In dieser Schleife werden Informationen aus mehreren Strukturen des limbischen Systems verarbeitet. Beispielsweise aus dem Corpus amygdaloideum, dem Hippocampus, dem orbitofrontalen Kortex, dem Gyrus cinguli und dem Temporallappen. Diese Informationen gelangen in den Nucleus caudatus und den Nucleus accumbens. Von dort werden sie über den direkten oder indirekten Weg an den Thalamus weitergeleitet. Der Thalamus schickt die Signale dann in die kortikalen Areale des limbischen Systems zurück.
Eine Verschaltung der Basalganglien fehlt uns noch: die okulomotorischen Schleife. Es werden vier Arten von Augenbewegungen unterschieden. Die „Sakkade“ ist eine davon und beschreibt eine schnelle Augenbewegung von einem Fixationspunkt zum anderen. Augenfolgebewegungen finden dagegen eher langsam und kontrolliert statt.
Willkürliche Sakkaden werden durch zwei kortikale Areale generiert: dem frontalen und dem parietalen Augenfeld. Diese Areale können, mithilfe von Informationen aus dem primären visuellen Kortex, Gegenstände zur Fixierung festlegen. Aus beiden Arealen ziehen Neurone in den Colliculus superior. Von dort werden Signale zu verschiedenen Kernen des Hirnstamms weitergeleitet, zum Beispiel an den Nucleus oculomotorius, den Nucleus trochlearis und den Nucleus abducens.
Der Colliculus superior wird allerdings die meiste Zeit kontinuierlich von der Pars reticularis der Substantia nigra gehemmt. Das heißt, er ist also stets in einem inhibierten Zustand. Diese Inhibition verhindert, dass irrelevante visuelle Stimuli unerwünschte Sakkaden auslösen. So wird eine dauerhafte Fixation sichergestellt.
Wenn der Fixationspunkt aber doch durch eine Sakkade geändert werden sollte, wird die okulomotorische Schleife eingebunden. Die Entscheidung darüber, welche Sakkade zu einem bestimmten Zeitpunkt erwünscht ist, wird größtenteils im dorsolateralen präfrontalen Kortex getroffen. Es werden exzitatorische Signale in den Nucleus caudatus gesendet, der wiederum inhibitorische Signale an die Pars reticularis der Substantia nigra weiterleitet.
Ok, wir wissen ja aber, dass die Substantia nigra den Colliculus superior im Ruhezustand kontinuierlich inhibiert. Diese Inhibition fällt jedoch aus, wenn das inhibitorische Signal vom Nucleus caudatus kommt. Dadurch unterliegt der Colliculus superior wieder dem frontalen und dem parietalen Augenfeld. So kommen Augenbewegungen und Sakkaden zustande, die durch visuelle Stimuli ausgelöst werden. Dieser Prozess wird als Disinhibition des Colliculus superior bezeichnet.
Jetzt kennst du alle vier Basalganglienschleifen mit ihren Verschaltungen. Bevor wir das Tutorial beenden, lass uns noch einen kurzen Blick in die Klinik werfen.
Das Parkinson-Syndrom ist eine neurodegenerative Erkrankung, von der du sicher schon gehört hast. Ein sehr charakteristisches Symptom dieser Krankheit ist das unwillkürliche Zittern des Patienten, auch Tremor genannt. Ein weiteres Symptom ist die Bradykinesie. Damit ist die Verlangsamung von Körperbewegungen gemeint. Was wir über diese Erkrankung wissen ist, dass die Substantia nigra betroffen ist. Und, dass es zu einer Reduktion der dopaminergen Neurone kommt. Dopaminerge Neurone sind Neurone, die Dopamin sezernieren. Wie sich das auf den direkten Weg der motorischen Schleife auswirkt, schauen wir uns jetzt an.
Beim direkten Weg werden durch die Substantia nigra Neurone aktiviert, damit eine willkürliche Bewegung ausgeführt werden kann. Wenn allerdings die Dopamin-Freisetzung der Substantia nigra reduziert ist, werden die striatalen Neuronen dadurch weniger aktiviert. Die Basalganglien sind dann nicht mehr in der Lage, die Ausführung willkürlicher Bewegungen zu fördern. Die Folge ist die Verlangsamung der Körperbewegungen, der sogenannten Bradykinesie.
Wenn die Substantia nigra weniger aktiv ist, hat das auch Auswirkungen auf den indirekten Weg. Denn dadurch wird die Inhibition des Thalamus reduziert. Wegen der fehlenden Inhibition kommen zu viele ungewollte exzitatorische Signale im Kortex an. Das führt dann zum Auftreten unerwünschter Bewegungen, wie dem Tremor beispielsweise.
Jetzt kennst du alle wichtigen Fakten zu den Basalganglien.
Du hast es geschafft! Das waren jetzt echt viele Infos auf einmal. Mach eine kurze Pause und dann schau dir unser Quiz an und teste dein gelerntes Wissen! Das wird dir nachweislich helfen, das Gelernte zu erinnern. Bis zum nächsten Mal und viel Spaß beim Lernen!