Conus medullaris und Cauda equina
Der Conus medullaris (Markkegel) bildet das kegelförmige Endstück des Rückenmarks. Typischerweise endet er auf Höhe von L1/L2, kann jedoch individuell bis L3 reichen.
Unterhalb des Conus medullaris befindet sich die Cauda equina, eine Ansammlung von Spinalnervenwurzeln, die unterhalb von L1 aus dem Rückenmark hervorgehen und in Richtung des Steißbeins ziehen. Sie setzt sich aus den ventralen und dorsalen Wurzeln der lumbalen (L2–L5), sakralen (S1–S5) und coccygealen (Co1) Spinalnerven zusammen. Der lateinische Name bedeutet „Pferdeschwanz“, da ihre Struktur optisch an einen Schweif erinnert.
Die von Conus medullaris und Cauda equina entspringenden Spinalnerven sind für die motorische und sensible Innervation der unteren Extremitäten, des Perineums und des Beckens verantwortlich. Darüber hinaus vermitteln die sakralen Nervenwurzeln die parasympathische Steuerung der Beckenorgane, einschließlich der Blase, des Rektums und der Genitalorgane.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und Funktion des Conus medullaris und der Cauda equina.
Definition |
Conus medullaris: kegelförmiges Endstück des Rückenmarks Cauda equina: Spinalnervenwurzeln (L2-S5, Co1) |
Funktion |
Motorisch: Tiefe Rückenmuskulatur, Muskeln des Beckenbodens, Muskeln der unteren Extremität Sensibel: Unterer Rücken, Perineum, untere Extremität Parasympathisch: Beckenorgane (Colon descendens, Colon sigmoideum,, Rektum, Harnblase, innere und äußere Geschlechtsorgane) |
Lage
Der Conus medullaris ist das verjüngte distale Ende des Rückenmarks und umfasst die Ursprungszonen der sakralen (S1-S5) und des kokzygealen (Co1) Rückenmarkssegments. Beim Erwachsenen liegt er meist auf Höhe von L1, kann aber zwischen Th12 und L3 variieren.
Während der embryonalen Entwicklung füllt das Rückenmark den gesamten Wirbelkanal aus. Durch das schnellere Längenwachstum der Wirbelsäule gegenüber dem Rückenmark wandert der Conus medullaris nach oben. Dadurch werden die Spinalnerven der lumbosakralen Region länger und verlaufen zunehmend vertikal. Das daraus entstehende, lose Bündel von Nervenwurzeln bildet die Cauda equina. Die Cauda equina besteht aus den Spinalnervenwurzeln L2-S5 und dem Nervus coccygeus.
Vom Apex des Conus medullaris zieht das Filum terminale nach distal. Dieses dünne, etwa 20 cm lange Bindegewebsband, gliedert sich in zwei Abschnitte: das Filum terminale internum, das bis S2 reicht und noch von der Dura mater umhüllt ist, und das Filum terminale externum, das sich von S2 bis zum Steißbein erstreckt. Dort verankert es das distale Ende des Rückenmarks und seine Meningen.
Funktion
Der Conus medullaris und die Cauda equina geben die Spinalnerven L2-S5 sowie den Nervus coccygeus ab. Die vorderen Äste (Rami anteriores) dieser Nerven tragen zur Bildung des und Plexus sacralis bei, die die motorische und sensible Innervation der gesamten unteren Extremität, des Beckens und des Perineums übernehmen. Die hinteren Äste (Rami posteriores) versorgen die Haut und tiefen Muskeln des unteren Rückens.
Die Cauda equina innerviert außerdem parasympathisch die Beckenorgane und das Perineum, das Colon descendens und sigmoideum, das Rektums sowie der inneren und äußeren Geschlechtsorgane. Sie spielt eine wichtige Rolle für die Steuerung der Schließmuskeln von Harnröhre und After und damit für die Kontinenz.
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Mehr über den Aufbau des Rückenmarks und die Anatomie der Spinalnerven erfährst du in den folgenden Lerneinheiten:
Klinik
Das Cauda-equina-Syndrom entsteht durch die Kompression oder Reizung der lumbosakralen Spinalnervenwurzeln, häufig infolge eines lumbalen Bandscheibenvorfalls. Typische Symptome sind Rückenschmerzen im unteren Rücken, die in die Beine ausstrahlen, sowie bilaterale motorische und sensible Ausfälle. Diese äußern sich oft als asymmetrische Sattelanästhesie (Dermatome S2-S5) und asymmetrische Schwäche der unteren Extremitäten. Zusätzliche Beschwerden können Harnverhalt, Stuhlinkontinenz und erektile Dysfunktion sein. Diese treten jedoch seltener auf und sind meist Spätsymptome. Das Cauda-equina-Syndrom ist ein Querschnittssymptom und ein neurologischer Notfall, da es unbehandelt zu irreversiblen Schäden kommen kann.
Das Conus-medullaris-Syndrom ist klinisch vom Cauda-equina-Syndrom zu unterscheiden, obwohl beide ähnliche Symptome aufweisen. Es ist seltener und wird meist durch Tumoren oder Gefäßanomalien im Wirbelkanal verursacht. Typisch für das Conus-medullaris-Syndrom sind eine symmetrische Sattelanästhesie und symmetrische Schwäche der unteren Extremitäten. Im Gegensatz zum Cauda-equina-Syndrom treten Blasen- und Darmentleerungsstörungen frühzeitig auf. Das Conus-medullaris-Syndrom ist ebenfalls ein neurologischer Notfall.
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