Video: Linker Vorhof und Ventrikel
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Transkript
Hallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch herzlich zu diesem neuen Tutorium.
Unser heutiges Thema lautet: linker Vorhof und Ventrikel. Beide bilden zusammen das linke Herz.
Wir werden ...
Mehr lesenHallo, ich bin Astrid von Kenhub und ich begrüße euch herzlich zu diesem neuen Tutorium.
Unser heutiges Thema lautet: linker Vorhof und Ventrikel. Beide bilden zusammen das linke Herz.
Wir werden fast alle Strukturen, um die es heute gehen soll, anhand zweier Darstellungen erarbeiten. Sie zeigen den eröffneten linken Ventrikel und den linken Vorhof. Der Vollständigkeit halber werden wir auch einige Strukturen besprechen, die sich in deren unmittelbarer Nachbarschaft befinden.
Lasst uns mit dem linken Vorhof beginnen, ihr seht ihn hier von links-lateral. Er ist eine dünnwandige Kammer, die von allen Herzstrukturen am weitesten dorsal liegt. Auch in der rechts-lateralen Perspektive ist er ansatzweise zu erkennen. Der eröffnete Raum in diesem Bild zeigt übrigens den rechten Vorhof. Ihn besprechen wir in einem separaten Tutorial.
Der linke Vorhof empfängt das sauerstoffreiche Blut der Lungenvenen während der Kammersystole. Auf dieser Folie könnt ihr die obere und untere linke Lungenvene sehen, die klappenlos im linken Vorhof münden. Über die Mitralklappe wird das Blut dann während der Kammerdiastole in den linken Ventrikel weitergeleitet. Der linke Vorhof sorgt also für einen weitgehend kontinuierlichen Blutfluss zum linken Ventrikel.
Hier seht ihr noch einmal die eben erwähnten Lungenvenen. Insgesamt gibt es vier von ihnen, eine obere und untere auf jeder Seite. Diese großen Blutgefäße führen das in der Lunge mit Sauerstoff angereicherte, also arterielles Blut, und münden im linken Vorhof. So wird es über das linke Herz dem großen Körperkreislauf zur Verfügung gestellt. Die Lungenvenen zählen zu den wenigen Venen des menschlichen Körpers, die statt venöses arterielles Blut beinhalten.
Zwischen linkem Vorhof und linkem Ventrikel befindet sich die Mitralklappe. Sie wird aufgrund ihrer zwei Segel auch Bikuspidalklappe genannt wird. Der Begriff “linke AV- oder Atrioventrikularklappe“ ist ebenfalls geläufig.
Sie öffnet sich, wenn der Druck im linken Vorhof den des linken Ventrikels übersteigt. Ca. 80% des Blutflusses während der Kammerdiastole erfolgt passiv durch die Druckdifferenz. Am Ende der Diastole findet zusätzlich eine Kontraktion des linken Vorhofs statt, die auch die verbliebenen 20% noch weiter befördert. Übersteigt der Druck im linken Ventrikel den des linken Vorhofs, schließt die Mitralklappe wieder und verhindert so einen Rückfluss in den Vorhof.
Während der Kammersystole ist der Druck im linken Ventrikel um einiges höher als im linken Vorhof. Dass die Mitralklappen dabei nicht in den linken Vorhof umschlagen, haben wir diesen Sehnenfäden zu verdanken, den Chordae tendineae. Sie verbinden die Segeln der Mitralklappe mit den Papillarmuskeln im Ventrikel.
Zugunsten der Zugfestigkeit bestehen die Chordae tendinae zu 80 Prozent aus Kollagen. Die restlichen 20 Prozent machen Elastin und Endothelzellen aus. Die Zusammensetzung des enthaltenen Kollagens verändert sich im Laufe des Lebens, sodass auch die Flexibilität der Chordae tendinae fortwährend nachlässt. Eine leichtgradige Insuffizienz der Mitralklappe entsteht häufig im hohen Alter und hat bei einem sonst gesunden Herzen glücklicherweise keine Relevanz.
Nach ventral schließt sich das schmale linke Herzohr an. Dieser kleine muskuläre Sack liegt zwischen dem Truncus pulmonalis und dem linken Ventrikel. Sein Aussehen ist recht variabel, z.B. kann es zwei- oder mehrfach gelappt sein. Charakteristisch ist zudem, dass es im Gegensatz zum eher glattwandigen Vorhof muskuläre Trabekeln aufweist. Gerade bei Störungen des Blutflusses, z.B. bei Vorhofflimmern, können im Herzohr Thromben entstehen, die ihrerseits Embolien verursachen.
Der linke und rechte Vorhof werden durch eine Scheidewand, dem Vorhofseptum, getrennt. Hier seht ihr das Septum vom linken und hier vom rechten Vorhof aus.
Eine relativ häufig auftretende Fehlbildung betrifft übrigens genau diesen Bereich. Der Atrium- oder Vorhofseptumdefekt entsteht durch eine unvollständige Entwicklung des Septums und hinterlässt ein großes Loch in der Wand. Je nach Größe kann dadurch ein signifikanter Fluss vom linken zum rechten Vorhof entstehen, ein sogenannter Links-Rechts-Shunt.
Wenn ihr etwas genauer hinschaut, zeigt sich auf der linken Seite des Vorhofseptums eine kleine Erhebung. Dies ist die Valvula foraminis ovalis. Sie ist ein Überbleibsel des fetalen Foramen ovale, genauer gesagt des Septum primum.
Beim Fötus erlaubt das Foramen ovale den Blutfluss vom rechten direkt in den linken Vorhof. Dadurch können die Lungen umgangen werden und es bleibt mehr arterielles Blut für den großen Kreislauf übrig. Sobald sich die Lungen nach der Geburt entfalten, verschließt sich diese Öffnung nach einigen Tagen und es bleibt auf beiden Seiten des Vorhofseptums ein Relikt übrig.
Für die spätere Klinik solltet ihr euch merken, dass bei bis zu 25% aller Menschen der Verschluss des Foramen ovale nicht oder nur unvollständig stattfindet. Meistens macht dies den Menschen allerdings keine Probleme.
Machen wir weiter mit dem linken Ventrikel. Wie wir bereits gelernt haben, sammelt er das Blut aus dem linken Vorhof während der Diastole und befördert es in der Systole in den großen Kreislauf.
Interessant ist der Vergleich mit dem rechten Ventrikel, den ich für euch hier rechts geöffnet habe. Ihr seht, dass das Myokard des linken Ventrikels deutlich dicker ist als das des rechten Ventrikels.
Das liegt daran, dass der linke Ventrikel zum Hochdrucksystem gehört. Er muss einen drei- bis vierfach höheren Druck aufbauen, um das Blut in die Aorta zu pumpen. Im Gegensatz dazu ist der Druck im Lungenkreislauf viel niedriger, sodass der rechte Ventrikel nicht so einen großen Widerstand bewältigen muss. Dieser wird daher zum Niederdrucksystem gezählt.
Zwischen dem linken Ventrikel und der Aorta befindet sich die Aortenklappe. Sie setzt sich aus einer rechten, linken und hinteren halbmondförmigen Tasche zusammen. Sie wird daher auch Semilunarklappe genannt. Die zweite Taschenklappe ist übrigens die Pulmonalklappe, die sich zwischen rechtem Ventrikel und Truncus pulmonalis befindet.
Zoomen wir ein bisschen ins Bild hinein, dann werden die drei erwähnten Aortentaschen sichtbar: eins, zwei und drei. Während der Systole steigt der Druck im linken Ventrikel so weit an, bis er den Druck der Aorta übersteigt. Dadurch öffnet sich die Aortenklappe und das Blut strömt hindurch. Sobald der intraaortale Druck den im linken Ventrikel übersteigt, klappt die Aortenklappe automatisch zu. Sie verhindert dadurch den Rückfluss des Blutes zurück in den Ventrikel.
Diese beiden Strukturen habe ich vorhin bereits erwähnt, als es um die Chordae tendineae ging. Es handelt sich um die Papillarmuskeln. Der linke Ventrikel besitzt zwei davon: einen vorderen und einen hinteren. Der vordere Papillarmuskel ist meist größer und liegt eher lateral. Der hintere dagegen ist häufig mehrköpfig und liegt eher medial. Beide Papillarmuskeln entsenden Chordae tendineae zu den Mitralsegeln.
Sie verhindern dadurch ein Umschlagen der Mitralsegeln in den linken Vorhof, wir wir gelernt haben. Die Funktion der Mitralklappe ist also maßgeblich von den Papillarmuskeln abhängig. Bei einer Ruptur der Papillarmuskeln, eine gefürchtete Komplikation nach einem Herzinfarkt, kann es zu einer schweren Mitralklappeninsuffizienz kommen. Dies muss u.U. operativ korrigiert werden.
Im linken Ventrikel finden wir eine Reihe von runden oder unregelmäßig geformten muskulären Zügen. Sie werden als Trabeculae carneae bezeichnet.
Habt ihr euch bereits das Tutorial über den rechten Vorhof angesehen? Dann stellt ihr nun fest, dass die dort besprochenen Musculi pectinati den hier dargestellten Trabekeln zum Verwechseln ähnlich sehen. Aber merkt euch, dass die Mm. pectinati nur im rechten Vorhof sowie in den Herzohren vorliegen!
Diese Trabekel erfüllen zahlreiche wichtige Aufgaben. Sie verleihen dem linken Ventrikel eine „zerklüftete“ Oberfläche und verhindern so einen Saugeffekt, den man bei einer glatten Oberfläche hätte. Die Wirkung der Kammerkontraktion wird dadurch effektiver. Sie unterstützen auch die Papillarmuskeln bei der Anspannung der Chordae tendineae und tragen so zur Stabilisierung der Mitralsegeln bei.
Nicht nur die Vorhöfe, sondern auch die Ventrikel sind von einer Scheidewand getrennt. Alles zusammen bezeichnet man sie als Kammerseptum oder Septum interventriculare. An der Außenseite des Herzen ist der Verlauf des Septums als Sulcus interventricularis anterior und posterior zu erkennen.
Lasst uns einen kurzen Blick auf die Gefäße an der Oberseite des Herzens werfen. Hier zum Beispiel seht ihr den Truncus pulmonalis, der das sauerstoffarme Blut aus dem rechten Ventrikel in die Lunge leitet. Er spaltet sich kurz nach Abgang in die linke und rechte Lungenarterie auf. Sie zählen neben der Arteria umbilicalis zu den wenigen Arterien, die sauerstoffarmes, d.h. venöses Blut transportieren.
Die rechte Lungenarterie ist länger und insgesamt größer als die linke. Sie verläuft horizontal dorsal der Aorta ascendens und der Vena cava superior, aber ventral des rechten Hauptbronchus. Anschließend tritt sie in den rechten Lungenhilus ein, wo das venöse Blut in der rechten Lungen wieder oxygeniert wird.
Die kürzere linke Lungenarterie ist insgesamt kleiner als die rechte. Sie verläuft ebenfalls horizontal zum zugehörigen Lungenflügel, überkreuzt dabei die Aorta descendens und den linken Hauptbronchus. Nach Mündung im linken Lungenhilus spaltet sie sich auch in mehrere Äste, die zu den Lungenlappen führen.
Etwas versteckt hier nahe der Lungenvenen verläuft der Sinus coronarius. Er entsteht durch den Zusammenfluss mehrerer Herzvenen und leitet das venöses Blut weiter in den rechten Vorhof. Teilweise mündet er auch in die V. cava superior und inferior.
Gleich hinter der bereits besprochenen Aortenklappe schließt sich der aufsteigende Teil der Aorta an, die Aorta ascendens. Etwa auf Höhe des zweiten Sternokostalgelenks geht sie in den hier dargestellten Aortenbogen über. Ihr seht hier auch seine drei Gefäßabgänge: den Truncus brachiocephalicus sowie die Arteria carotis communis sinistra und subclavia sinistra.
Entfernen wir alle Organe des Thorax, dann wird ersichtlich, dass der Aortenbogen zunächst nach kranial und anschließend nach dorsal verläuft. Links neben der Trachea verläuft er nach kaudal und geht in die Aorta thoracica über.
Bevor wir das Tutorial abschließen, kehren wir noch ein letztes mal zum Herzen zurück. Die ventrokaudale, abgerundete Spitze des linken Ventrikels bezeichnen wir als Herzspitze oder Apex cordis. Sie liegt der vorderen Thoraxwand etwa auf Höhe des fünften Interkostalraums links an. Dort könnt ihr den sogenannten Herzspitzenstoß palpieren.
Soviel zum linken Herzen, ich erwarte euch beim Tutorial zum rechten Herzen.