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Der wahre Grund, weshalb Studierende prokrastinieren und wie du dagegen ankämpfen kannst

"Prokrastination ist mit der Nutzung einer Kreditkarte vergleichbar: Man hat so lange Spaß, bis man die Rechnung bekommt." - Christopher Parker
 
Wenn Prokrastination und Kreditkarten wirklich Ähnlichkeiten hätten, dann würde die Große Rezession des Jahres 2008 die Welt noch immer 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr verfolgen. Sie würde nie enden. Überziehungskredite würden Menschen und Banken in Schwierigkeiten bringen und niemals zurückgezahlt werden.

Inhalt
  1. Einführung
  2. Nicht alle Arten von Prokrastination sind gleich
  3. Was ist Prokrastination eigentlich?
  4. Im Grunde genommen geht es um Gefühle
  5. Gegen die Prokrastination ankämpfen
    1. Teile dir deine Arbeit ein
    2. Verknüpfe deine Aufgaben mit Positivem und Belohnungen
    3. Sei nachsichtig mit dir selbst
    4. Definiere deine Fristen um
  6. Zusammenfassung
  7. Literaturquellen
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Einführung

Prokrastination ist heutzutage so real wie es damals die Große Rezession war. Seit Jahrhunderten schon neigen Menschen dazu, unangenehme Aufgaben auf die lange Bank zu schieben.

Tatsächlich tut das jeder Mensch bis zu einem gewissen Grad. Angefangen bei Kindern, die sich weigern, ihre Zähne zu putzen, bis hin zu dir, wenn du Haushaltstätigkeiten oder das Lernen für Prüfungen, das Physikum und Examina aufschiebst. Bereits in dem Moment, in dem dir der Gedanke "Ich mache das später" durch den Kopf geht, beginnst du schon zu prokrastinieren und es fühlt sich auch erstmal großartig an…

Wie gehst du am besten mit Prokrastination um?
Teile dir deine Arbeit auf Wenn du jede große Aufgabe in viele kleinere aufteilst, die leichter zu bewerkstelligen sind, kannst du dich auf kleinere Ziele konzentrieren und dich auf dem Weg dorthin belohnen.
Verknüpfe jede Aufgabe mit etwas Positivem und mit kleinen Belohnungen Auf diese Weise hebt sich deine Stimmung und du kannst den Arbeitsprozess genießen, ohne den Drang zu verspüren, deine Aufgaben auf später verschieben zu müssen.
Verzeih dir selbst Akzeptiere, dass Dinge manchmal misslingen können und sei nicht zu hart zu dir selbst, wenn du manchmal die eine oder andere Aufgabe verschiebst. Wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass man in Wirklichkeit weniger prokrastiniert, wenn man auch mal ein Auge zudrücken kann.
Fristen umdefinieren Mache aus jeder Frist in eine Herausforderung und belohne dich nach getaner Arbeit zum Ausgleich. Denke doch einfach mal so: Was, wenn ich mich ein bisschen dazu zwinge, die Aufgabe jetzt zu bewerkstelligen, damit ich morgen einen freien Tag habe, an dem ich machen kann, was ich will ?

Nicht alle Arten von Prokrastination sind gleich

Es ist nicht das Gleiche, das Lernen komplett aufzuschieben, um einen Film sehen zu können, wie wenn man zugunsten der Anatomie das Lernen für Mikrobiologie verschiebt. Die eine Entscheidung erfolgt rational aufgrund von Prioritäten, während die andere auf Freude an deinem Lieblingsfach Anatomie basiert, richtig? ;-)

Prokrastination ist nicht gleich Prokrastination, deshalb ist es wichtig zu erkennen, zu welcher Kategorie deine Art des Aufschiebens gehört - zur harmlosen oder zur schädlichen.

Dieser Artikel wird dir näher erläutern, was Prokrastination eigentlich ist und den Hauptgrund beleuchten, warum Studierende überhaupt Aufgaben aufschieben. Außerdem werden dir im Folgenden verschiedene Möglichkeiten gezeigt, was du dagegen tun kannst. Dieser Artikel wird dir helfen, die schlechte Angewohnheit, die dein Lernen all die Jahre über behindert hat, zu verstehen und zu bekämpfen.

Was ist Prokrastination eigentlich?

Dass Menschen Aufgaben aufschieben ist nichts Neues. Diese Praxis gab es wahrscheinlich bereits von dem Moment an, als ein Mensch eine Aufgabe erfüllen musste. Der erste historische Bericht datiert von 800 v. Chr. Wenn Prokrastination im 21. Jahrhundert so negativ konnotiert ist, warum gibt es sie dann schon so lang? Liegt es ausschließlich an der menschlichen Natur? Oder kann man da noch tiefere Ursachen finden, wenn man einmal genauer nachforscht?

Es ist nicht einfach, Prokrastination eindeutig zu definieren. Was man bisher wirklich weiß, ist, dass es ein Aufschieben oder Vertagen einer Aufgabe oder Entscheidung bedeutet. In einigen Fällen ist dies sogar notwendig und vorteilhaft. Zum Beispiel beim Festlegen von Prioritäten von Aufgaben innerhalb eines Unternehmens oder während des Studiums.

Man könnte es auch als das Vermeiden von übereilten Aktionen bezeichnen. Andere Experten stufen Prokrastination jedoch als ein irrationales Aufschieben des Verhaltens ein, das dazu führt, dass die Aufgabe ohne vernünftige Gründe aufgeschoben wird.

Du schiebst schwere Themen immer wieder vor dir her? Lerne sie online ein für alle Mal mit unseren leicht verständlichen Artikeln, Quizzes und Videos in unseren individuellen Anatomiekursen!

Mit anderen Worten ausgedrückt wählen Menschen, die prokrastinieren, freiwillig eine Vorgehensweise, die sie im Grunde selbst nicht für nützlich halten. Genau hier liegt die Gefahr. Denn sie werden zu Profis darin, sich selbst das Leben schwer zu machen. Im Gegenzug sind die Ergebnisse unterdurchschnittlich, die Leistung wird schlechter und der Leidensdruck erhöht sich.

Im Grunde genommen geht es um Gefühle

Wenn du diesen Artikel liest, dann bist du wahrscheinlich jemand, der oft prokrastiniert und versucht, das Problem zu verstehen und zu beheben. Obwohl dir bewusst ist, dass du Aufgaben aufschiebst, schaffst du es nicht, dieses Verhalten zu unterbinden. Anders als angenommen, ist nicht ein schlechtes Zeitmanagement die Ursache. Es gibt einen ganz anderen Grund, der dich im Teufelskreis der Prokrastination gefangen hält.

Tatsächlich zeigen neuste Erkenntnisse, dass Zeitmanagement damit überhaupt nichts zu tun hat. Jemandem, der prokrastiniert den Rat zu geben: "Hör auf, Zeit zu verschwenden und erledige deine Aufgabe einfach", ist genauso wie Patient:innen mit Depression aufzufordern "Hör auf dir Sorgen zu machen und sei fröhlich".

Aber warum ist das so? Die Ursache der Prokrastination liegt darin begründet, dass Gefühle zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht richtig reguliert werden können. Wenn du vor eine wichtige Aufgabe gestellt wirst, geschieht folgendes:

  • Du erkennst, dass es schlecht ist, das Erledigen der Aufgabe zu verschieben.
  • Du setzt alles daran, dich im gegenwärtigen Moment besser zu fühlen und verdrängst das schlechte Gewissen.
  • Das Verlangen nach sorglosem Wohlbefinden nimmt vollständig überhand.
  • Du verschiebst die Aufgabe.
  • Du hoffst trotzdem darauf, dass du in Zukunft gute Ergebnisse erzielen wirst (Die Chancen, dass dies eintrifft, sind in etwa so hoch wie die Wahrscheinlichkeit den Hauptgewinn im Spielkasino zu erzielen).

Außerdem fällt es dir schwer, mit dem Prokrastinieren aufzuhören. Aus Fehlern lernt man deshalb, weil Unbehagen darüber entsteht, dass man etwas Falsches getan hat. Jemand der prokrastiniert, wird alles in seiner Macht stehende tun, um ein solch unbehagliches Gefühl zu vermeiden.

Als Resultat hieraus, wirst du auch zukünftige Aufgaben vor dir herschieben. Ironischerweise führt der Versuch deinen gegenwärtigen Gefühlszustand zu verbessern dazu, dass du dich auf lange Sicht ziemlich unwohl fühlst. Der Zwang verschiedene Aufgaben aufschieben zu müssen und das damit verbundene positive Gefühl, müssen einen Grund haben.

Studierende, die nicht prokrastinieren, klappen ihre Anatomiebücher schließlich nicht einfach zu und machen ein Nickerchen, sobald das Thema schwierig wird. Der Grund hierfür ist schlicht und ergreifend die Persönlichkeit eines Menschen. Vor allem zwei Eigenschaften tragen dazu bei, dass du Aufgaben immer wieder auf die lange Bank schiebst: hohe Impulsivität und geringe Selbstdisziplin.

Leider kannst du daran nicht viel ändern, weil diese Eigenschaften zum größten Teil genetisch festgelegt sind. Beginnst du nun, das Problem zu verstehen? Das Handeln aus einer Laune heraus in Kombination mit geringer Selbstbeherrschung führen dazu, dass du dich zwar vorübergehend gut fühlst, allerdings kontrollieren diese Eigenschaften dich auch. Wenn ein Mensch mit solchen Charaktereigenschaften vor eine unangenehme Aufgabe gestellt wird, wird er höchstwahrscheinlich sehr erfolgreich prokrastinieren.

Gegen die Prokrastination ankämpfen

Jetzt weißt du, dass du Dinge nicht etwa deshalb aufschiebst, weil du faul bist oder dir Zeitmanagementfähigkeiten fehlen. Du wurdest mit einer Persönlichkeit geboren, die dafür prädestiniert ist, sich auf den gegenwärtigen Moment zu konzentrieren, sodass du dich nicht selbst davon loslösen kannst.

Glücklicherweise können bestimmte Eigenschaften bis zu einem gewissen Grad vom Individuum beeinflusst werden. Im Folgenden zeigen wir dir einige Möglichkeiten der Einflussnahme und sie sind gar nicht so schwierig wie du vielleicht denkst!

Teile dir deine Arbeit ein

Das Hauptproblem der Prokrastination ist, dass es sich im gegenwärtigen Moment zunächst einmal gut anfühlt. Warum also nicht den Feind mit seinen eigenen Waffen bekämpfen?

Wenn du eine bestimmte Aufgabe zu erledigen hast, teile sie dir in viele kleine Teilaufgaben ein. Wenn du von A nach C musst, unterbreche die Reise nicht nur, indem du einmal bei Station B anhältst. Lege lieber mehrere kleine Zwischenstopps von A nach B ein, um deine Beine auszuruhen, etwas Wasser zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen.

Die Erledigung dieser kleinen Aufgaben führt zu einem Gefühl der sofortigen Belohnung, ganz wonach deine Persönlichkeit strebt. Mit dieser Methode schaffst du es, die große Gesamtaufgabe termingerecht und in guter Verfassung zu erledigen. Du belohnst dich im Wesentlichen jedes Mal, wenn du erfolgreich eine Hürde genommen hast. Wichtig ist, nicht bis zur Ziellinie zu schauen, sondern dich nur auf die nächste Herausforderung zu konzentrieren.

Verknüpfe deine Aufgaben mit Positivem und Belohnungen

Ablenkungen können deine Stimmung vorübergehend verbessern, weil sie dir helfen, die Unannehmlichkeiten der Aufgabe zu vergessen. Ironischerweise finden diejenigen, die eigentlich keine Ablenkung gebrauchen können, ständig Gelegenheiten sich abzulenken. Plötzlich erscheint es unglaublich verlockend, online nach dem Ursprung deines Nachnamens zu forschen oder dein Auto auf Google Earth zu finden.

Wenn du von Gefühlen beherrscht wirst und keinerlei Selbstdisziplin hast, reicht es nicht aus, wenn du lediglich versuchst mögliche Ablenkung auszublenden. Stattdessen könntest du, um die kurzfristige Zerstreuung zu vermeiden, versuchen deiner Aufgabe etwas Positives und Wertvolles abzugewinnen. Beispielsweise kannst du etwas Hintergrundmusik hören, während du deine Hausaufgaben erledigst oder lernst.

Wenn du Anatomie lernst, solltest du die Inhalte, die du lernst, in einen klinischen Kontext einbetten, um sie für dich selbst interessanter zu gestalten und um deine Aufmerksamkeit zu steigern. Denke daran, nach unten zu scrollen und dir die klinischen Informationen anzusehen, wenn du deinen Lieblingsartikel bei Kenhub liest. Es könnte genau die kleine Verbesserung sein, die du brauchst!

Aber warte mal – normalerweise benötigst du doch kleine Ablenkungen, wenn du etwas für eine längere Zeit liest, richtig? Dann schau dir am Besten eines von Kenhubs Videos an. Damit kannst du die gleichen Informationen in einem Bruchteil der Zeit lernen!

Sei nachsichtig mit dir selbst

Während du deine Aufgaben regelmäßig aufschiebst, weißt du gleichzeitig, dass das was du tust, deiner zukünftigen Leistung schadet. Deshalb kritisierst du dich jedes Mal selbst, wenn du eine schlechte Leistung erbracht hast und verurteilst deine eigene Unfähigkeit mit dem Prokrastinieren aufzuhören. Daraus resultiert, dass du dich mit noch mehr negativen Gefühlen auflädst.

Wie bereits beschrieben, können Menschen die prokrastinieren nicht gut mit schlechten Gefühlen umgehen. Eine hilfreiche Übung wäre es, sich einfach selbst zu verzeihen und zu akzeptieren, dass gewisse Dinge manchmal einfach schief gehen können. Interessanterweise haben Forschungsergebnisse gezeigt, dass Menschen die prokrastinieren und gleichzeitig in der Lage sind sich selbst zu verzeihen, sich positiver fühlen und ihre Aufgaben daher in der Zukunft weniger verschieben.

Definiere deine Fristen um

Viele Menschen sind sich nicht darüber im Klaren, dass es nicht funktioniert, jemanden der prokrastiniert einfach damit zu "erschrecken", dass ein Termin immer näher rückt. Wenn jemand weiß, dass eine Prüfung in zwei Wochen ansteht, genügt es nicht, sich vorzustellen, dass die Prüfung in einer Woche stattfindet und nach diesem neuen Zeitplan gehandelt werden muss. Tief im Inneren weiß die betreffende Person, dass sie sich selbst belügt, weil ihre Gefühle sie daran hindern, rationale Entscheidungen zu treffen.
 
Eine Alternative bestünde darin, die Frist neu zu definieren. Anstatt sie zu verschieben, frage dich doch lieber "Wenn ich mich ein bisschen dazu zwinge, die Aufgabe jetzt zu erledigen, kann ich morgen einen freien Tag haben, um zu tun, was ich will." Du kannst deine Gedanken auch so formulieren: "Wenn ich mich hinsetze und die Arbeit jetzt vor dem Mittagessen mache, dann kann ich am Nachmittag komplett frei haben." Es geht darum, die vorgegebene Frist in eine Herausforderung umzuwandeln und eine Belohnung damit zu verknüpfen.

Insgesamt weisen aktuelle Forschungsergebnisse darauf hin, dass Prokrastination nicht auf schlechte Zeitmanagementfähigkeiten oder Faulheit zurückzuführen sind. Eine Person, die permanent die Erledigung ihrer Aufgaben verschiebt, tut dies aufgrund einer Kombination aus folgenden Charaktereigenschaften: Unfähigkeit zur erfolgreichen Emotionsregulation gekoppelt mit hoher Impulsivität und geringer Selbstdisziplin.

Infolgedessen sind die möglichen Lösungsansätze komplexer und erfordern gründliche Überlegung, aber mit Geduld und Training ist es sicherlich möglich, die Persönlichkeit ein Stück weit zu formen, um die Neigung zur Prokrastination zu verringern.

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