Tonsillen (Histologie)
Die Tonsillen (Mandeln) gehören, genau wie Milz und Lymphknoten, zu den sekundären lymphatischen Organen.
Sie befinden sich im Bereich zwischen der Mund- und Nasenhöhle und dem Pharynx. Zu ihnen zählen die Tonsillae palatinae (Gaumenmandeln), Tonsilla lingualis (Zungenmandel) und Tonsilla pharyngea (Rachenmandel).
Zusammen bilden sie den lymphatischen Rachenring im oberen Abschnitt des Pharynx. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems und bilden eine erste Barriere gegen mit der Nahrung oder Atemluft aufgenommene Krankheitserreger.
Dieser Artikel befasst sich mit dem histologischen Aufbau der einzelnen Tonsillen.
Aufbau |
Tonsilla palatina: Mehrschichtiges unverhornendes Plattenepithel mit tiefen Krypten Lymphoretikuläres Bindegewebe Bindegewebskapsel Tonsilla lingualis: Mehrschichtiges unverhornendes Plattenepithel mit flachen Krypten Lamina propria mit großen Drüsenfelder Lymphoretikuläres Bindegewebe Tonsilla pharyngea: Respiratorisches Epithel Lymphoretikuläres Bindegewebe Bindegewebskapsel |
Funktion | Immunologisches Frühwarnsystem |
Aufbau
Der Aufbau der Tonsillen entspricht dem Grundgerüst der sekundären lymphatischen Organe. Es findet sich eine Mikrostruktur aus retikulärem Bindegewebe.
Unterhalb der Basalmembran befinden sich Lymphfollikel mit einem hellen Keimzentrum und einem Lymphozytenmantel, die B-Zone. Außerdem liegt dort eine T-Zone mit hochendothelialen Venolen.
Tonsilla palatina
Die Tonsilla palatina (Gaumenmandel) besitzt ein mehrschichtiges unverhornendes Plattenepithel, das einer Basalmembran aufsitzt. Auf letztere folgen dicht an das Epithel drängende Lymphfollikel, die in lymphoretikuläres Bindegewebe eingelagert sind.
Darauf folgt eine bindegewebige Kapsel, an die sich lockeres kollagenes Bindegewebe anschließt. In dieser Schicht liegen vereinzelt muköse Tubuli. Sie entspricht weitgehend der Lamina propria anderer muköser Organe.
Das Epithel zeigt tiefe Krypten.
Überprüfe dein Wissen über die Tonsilla palatina mit folgendem Quiz:
Tonsilla lingualis
Die Tonsilla lingualis (Zungenmandel) ähnelt in ihrem Aufbau prinzipiell der Tonsilla palatina. Jedoch besitzt sie zum einen nur wenige, flache Krypten, zum anderen handelt es sich in der Lamina propria nicht um vereinzelt angeordnete Drüsenpakete, sondern dicht gepackte, große, zusammenhängende Drüsenfelder.
Tonsilla pharyngea
Die Tonsilla pharyngea (Rachenmandel) entspricht in ihrem Aufbau ebenfalls im Wesentlichen der Tonsilla palatina, jedoch handelt es sich bei der Epithelauskleidung um respiratorisches Epithel. Sie kommt vor allem bei Kindern vor. Beim Erwachsenen ist die gesamte Tonsille oft stark hypotrophiert.
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Unterscheidungsmerkmale
Die Unterscheidung von Tonsilla palatina und Tonsilla lingualis gelingt anhand der Breite der Lamina propria und der Menge an Drüsen in dieser Schicht. In der Tonsilla lingualis sind die Drüsenpakete dichter und die Schicht breiter angelegt.
Präparate der Tonsilla pharyngea werden in der Regel von den anatomischen Instituten nicht verwendet, sie ließe sich aber durch das respiratorische Epithel ohne Krypten identifizieren.
Verwechslungsgefahr besteht zwischen den Tonsillen sowie mit Thymus, Milz und Lymphknoten.
Der Thymus zeigt große Ähnlichkeit mit den Tonsillen, besitzt jedoch auf Grund seiner Eigenschaft als primäres lymphatisches Organ keine Lymphfollikel.
Milz und Lymphknoten können ebenso mit Tonsillen verwechselt werden, besitzen aber keine Krypten.
Vertiefe dein Wissen über die Tonsillen mit der folgenden Lerneinheit:
Klinik
Wegen ihrer exponierten Lage sind die Tonsillen häufig Angriffsort für Viren und Bakterien, sodass es gehäuft zu Entzündungen der Tonsillen (Tonsillitis) kommen kann. Sie äußern sich durch Schmerzen, Schwellung und Rötung.
Häufig bedarf es keiner besonderen Behandlung, in speziellen Fällen kommen Antibiotika zur Anwendung.
Treten mehr als etwa 6 Tonsillitiden pro Jahr im Erwachsenenalter auf, ist deren operative Entfernung in Betracht zu ziehen. Die Indikation zur Tonsillektomie wird sehr vorsichtig gestellt, da die Operation mit einem überaus hohen Blutungsrisiko verbunden ist.
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