Steigbügel (Stapes)
Der Steigbügel (Stapes) ist einer der drei Gehörknöchelchen (Ossicula auditus) in der Paukenhöhle des Mittelohrs. Seine Form erinnert an einen Steigbügel, wodurch er seinen Namen hat.
Er bildet das mediale Ende der Knochenkette und liegt zwischen dem Amboss (Incus) und dem ovalen Fenster.
Die Gehörknöchelchen sind maßgeblich an der Schallleitung beteiligt, indem sie die Schallwellen vom Trommelfell zum Innenohr übertragen.
Dieser Artikel beschreibt die Anatomie und die Funktion des Steigbügels.
Lage und Aufbau | Liegt in Paukenhöhle Besteht aus: Fußplatte (Basis stapedis), zwei Schenkeln (Crus anterius und posterius), Hals (Collum stapedis), Köpfchen (Caput stapedis) |
Gelenkbeteiligung | Art. incudostapedia |
Muskeln und Bänder | Lig. anulare stapedium Musculus stapedius |
Lage und Aufbau
Der Steigbügel liegt horizontal in der Paukenhöhle und besteht aus einer Fußplatte (Basis stapedis), zwei Schenkeln (Crus anterius und posterius) und dem Köpfchen (Caput stapedis). Wie die anderen Gehörknöchelchen ist auch er von Mucosa überzogen, die hier gebildete Falte (Plica stapedis) umhüllt den Kopf und die Schenkel des Steigbügels.
Die Fußplatte ist ellipsenförmig und über ein Band am ovalen Fenster (Fenestra vestibuli) befestigt. Beide Schenkel setzen lateral in einer horizontalen Ebene an der Fußplatte an und bilden einen Bogen in Richtung des Incus. Dabei ist die Crus anterius kürzer und gerader als die Crus posterius.
Durch die unterschiedliche Länge wird auch beeinflusst, wie sich der Steigbügel am ovalen Fenster bewegt. Bei einer geringen Schallintensität kippt er nur, bei höheren Schallintensitäten drückt er sich jedoch komplett in das ovale Fenster hinein. Die in der Perilymphe hervorgerufenen Schwingungen variieren dadurch, womit auch entsprechend unterschiedliche Informationen an die Hörbahn weitergeleitet werden.
Die Schenkel vereinigen sich zu einem Hals (Collum stapedis), dem das Köpfchen aufgesetzt ist. Dieses hat eine konkave Gelenkfläche und setzt am Köpfchen des Amboss an.
Gelenkbeteiligung
Der Steigbügel ist durch die Articulatio incudostapedia zwischen Kopf und Proc. lenticularis des Amboss an die Gehörknöchelchenkette angebunden.
Diese leitet eintreffende Schwingungen weiter, sodass sich der Knochen nach medial in Richtung des ovalen Fensters bewegt und den Schalldruck überträgt.
Die Hebelwirkung der Gehörknöchelchenkette verstärkt dabei den Druck an der Fußplatte um das 22-fache.
Bänder und Muskeln
Am Steigbügel befindet sich lediglich das Lig. anulare stapedium, das die Fußplatte des Knochens am Rand des ovalen Fensters befestigt.
Daneben verläuft der Musculus stapedius, vom Cavum musculii stapedii ausgehend, zum Kopf des Steigbügels. Bei seiner Kontraktion kippt die Steigbügelplatte, wodurch die Hebelwirkung der Gehörknöchelchen abgeschwächt und laute Geräusche gedämpft werden können.
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Embryologie
Grundlage für die Entwicklung von Kopf und Hals sind sechs Schlundbögen. Zu Beginn sind diese sechs Bögen gleich aufgebaut und enthalten die Anlagen für Knorpelgewebe, Muskeln, Nerven und Gefäße. Der Knorpel des zweiten Schlundbogens (Reichert-Knorpel) ist der Ausgangspunkt für die Entwicklung des Steigbügels.
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Klinik
Ein typisches Krankheitsbild des Steigbügels ist die Steigbügel-Fixation. Dabei befinden sich sklerotische Plaques am Lig. anulare stapedium, die für eine Fixierung der Steigbügelplatte am ovalen Fenster sorgen. Diese entstehen im Rahmen einer Otosklerose, wobei zunächst herdförmige oder diffuse nichtentzündliche Ab- und pathologische Neubauprozesse der Cochlea auftreten, die dann auch auf das Lig. anulare stapedium übergehen. Selten ist die Erkrankung auch angeboren.
Eine eindeutige Ursache für die Entstehung der Otosklerose ist bisher unklar, allerdings werden genetische Veranlagungen vermutet. Bisherige Untersuchungen zeigten auch ein gehäuftes Auftreten nach vorangegangener Maserninfektion sowie während der Schwangerschaft.
Die Stapesfixation wird oftmals erst später erkannt, da die Hörleistung beidseits nur langsam abnimmt (Schallleitungsschwerhörigkeit). Auch bei der Otoskopie sind keine Auffälligkeiten vorhanden. Einen ersten Hinweis kann ein Schwellenschwundtest anhand der charakteristischen Carhart-Senke liefern. Im CT sind manchmal Transparenzen im Bereich der Cochlea sichtbar, die auf eine Otosklerose schließen lassen. Die eindeutige Diagnose kann jedoch nur über eine Tympanotomie (Inzision des Trommelfells) gestellt werden. Therapeutisch lässt sich die Fixierung der Steigbügelplatte durch eine Stapesplastik beheben. Es bestehen jedoch je nach Fortschritt der Otosklerose Folgerisiken, wie etwa ein Rezidiv oder die spätere Zersetzung des benachbarten Incus.
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