Vena umbilicalis
Die Vena umbilicalis (Nabelvene) ist eine während der Embryonalentwicklung angelegte Vene, die von der Plazenta über die Nabelschnur zum Fetus verläuft.
Sie ist Teil des venösen Systems während der Embryonalentwicklung und hat die Aufgabe sauer- und nährstoffhaltiges Blut von der Mutter zum Fetus zu transportieren, da die Lungen noch nicht funktionstüchtig sind. Sie bildet sich nach der Geburt zurück und verbleibt als Ligamentum teres hepatis.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Anatomie, den Verlauf und die Funktion der Vena umbilicalis.
Verlauf | Von der Plazenta über die Nabelschnur zum Ductus venosus im Fetus |
Funktion | Transport von sauer- und nährstoffhaltigem Blut zum Fetus. |
Klinischer Zusammenhang | Intrahepatisch persistierende rechte V. umbilicalis Varix |
Entwicklung und Verlauf
Zu Beginn der Schwangerschaft (3.- 4. Woche) entsteht im Embryo ein venöses System, das aus drei Venengruppen besteht. Dazu gehören die Vv. umbilicales, die Vv. ohmphalomesentericae (Dottersackvenen) und die Kardinalvenen, die alle in den Sinus venosus münden und sich während der Embryonalentwicklung mehrfach umbilden bzw. zurückbilden oder weiter ausbilden und neu vernetzen. Durch den Sinus venosus wird das Blut u.a. zum Herz hin geleitet.
Zunächst entstehen zwei Vv. umbilicales (Vv. umbilicales dextra et sinistra), die von der Nabelschnur durch das Mesenterium an der embryonalen Leberanlage medial der Vv. omphalomesentericae vorbei verlaufen. Sie sind über das rechte und linke Sinushorn mit dem Sinus venosus verbunden.
Zwischen der 5. und 6. Woche entwickeln sich im Bereich der Leberanlage die Lebersinusoide aus dem Kapillarnetz der Vv. omphalomesentericae, zu denen die Vv. umbilicales Verbindung aufnehmen.
Im weiteren Verlauf, bis zum Ende des zweiten Monats, bildet sich die rechte V. umbilicalis zurück. Im gleichen Zeitraum bildet sich der Ductus venosus innerhalb der Leberanlage aus dem Netz der Vv. omphalomesenterica. Die V. umbilicalis sinistra löst zwischenzeitlich die Verbindung zum linken Sinushorn und anastomosiert mit dem Ductus venosus. Nun ist dieser mit dem Sinus venosus verbunden.
Nach Ausbildung der Gefäßverbindungen nimmt der Durchmesser der V. umbilicalis im weiteren Schwangerschaftsverlauf zu. Dabei wird von einem Normdurchmesser von 2 bis 4 mm in der 15. SSW und 7-8 mm am Entbindungstermin ausgegangen.
Bis zur 12. Woche entwickelt sich außerdem aus dem Netz der Vv. omphalomesenterica und Kardinalvenen die Vena cava inferior, die dann vom Ductus venosus ausgehend Blut zum Herz befördert.
Nach der Geburt bildet sich die V. umbilicalis zurück und bildet das Ligamentum teres hepatis. Dabei wird das Lumen der Vene meist nicht vollständig geschlossen. Somit kann das Ligament für Injektionen (z.B. Kontrastmittel oder Chemotherapeutika) genutzt werden.
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Transportweg des Blutes
Das mit Sauerstoff und Nährstoffen angereicherte Blut gelangt von der Mutter über die Plazenta in die V. umbilicalis. Die Vene ist über den Ductus venosus mit der V. cava inferior verbunden.
Die Hälfte des Blutes gelangt direkt von der V. umbilicalis in den Ductus venosus und umgeht dabei die Leber. Die andere Hälfte des Blutes erreicht allerdings die Lebersinusoide und gelangt dann über die Vv. hepaticae zur V. cava inferior. Dabei gibt es einen physiologischen Sphinktermechanismus im Ductus venosus, durch den auch bei hohem Blutfluss innerhalb der V. umbilicalis die Blutmenge innerhalb des Herzens reguliert werden kann, z.B. wenn es zu Kontraktionen in der Gebärmutter kommt. Damit wird eine Überlastung des Herzens vermieden.
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Klinik
Im Rahmen der zahlreichen Veränderungen des venösen Systems während der Embryonalentwicklung kann es zu Anomalien der V. umbilicalis kommen. Möglich ist beispielsweise eine intrahepatisch persistierende rechte Vene. D.h., dass hier nicht die rechte, sondern die linke V. umbilicalis zurück geht. Bei der Sonografie wird hierbei eine nach links zum Magen ziehende Vene beobachtet, die sich medial der Gallenblase befindet. Zudem mündet sie in den rechten Pfortaderast. Solange die seitenverkehrte Obliteration isoliert vorliegt, hat der Befund keinen Krankheitswert. In 25 % der Fälle liegen jedoch zusätzliche Fehlbildungen wie Herzfehler oder urogenitale oder gastrointestinale Malformationen vor.
Eine andere Anomalie ist die Varix der V. umbilicalis, bei der der mittlere Durchmesser der Vene vergrößert ist. Abweichend von einem maximalen Normdurchmesser von 8mm liegt bei einer Varix ein Durchmesser von 8 bis 39mm vor. Nach neueren Erkenntnissen bedeutet eine isoliert vorliegende Varix jedoch nur selten auch das Vorkommen von intrauterinen oder perinatalen Komplikationen wie Fruchttod oder Thrombosen. Dennoch sind sonografische Kontrollen sinnvoll sowie eine eventuelle frühere eingeleitete Entbindung.
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