Loci-Methode als Lernstrategie
Die Loci-Methode ist eine Lernmethode der Mnemotechnik (Gedächtniskunst). Ziel ist es umfangreichen Lernstoff, zumeist Faktenwissen, langfristig zu memorieren und bei Bedarf vollständig aus dem Gedächtnis abzurufen.
Die Loci-Technik - manchmal unter dem Begriff „Routen-Methode“ bekannt - eignet sich beispielsweise hervorragend für das Erlernen der menschlichen Anatomie. Zu lernende Fakten werden mit einer bekannten Umgebung, Räumlichkeit oder Bestandteilen eines Gegenstandes verknüpft.
Ursprung und Geschichte
Benannt ist die Loci-Methode nach dem Plural des lateinischen Wortes locus – zu Deutsch der Ort. Sie geht auf die alten Griechen oder sogar noch früher zurück. Damals war Papier und das Dokumentieren von Wissen sehr teuer, so dass dieses für kurzes Zwischenspeichern nicht genutzt werden konnte. Eine erste Erwähnung findet sich bei Cicero in seinem Werk "De Oratore". Er beschreibt, wie er eine Rede mit Hilfe der Loci-Methode auswendig lernt, indem er gedanklich den Raum eines Forums in Rom abschreitet.
Anwendung der Loci-Methode
Die Loci-Methode ist die am einfachsten zu erlernende Mnemotechnik. Hierfür sucht man sich eine sehr bekannte Räumlichkeit oder ein sehr bekannten Gegenstand. Ein Klassiker ist der eigene Körper und seine Körperteile. Wichtig ist, dass man das Objekt und seine Einzelteile sehr gut kennt. Das kann beispielsweise auch das Badezimmer oder Wohnzimmer sein.
Nun verknüpft man durch Vorstellung die zu lernenden Begriffe mit den Einzelteilen des Objektes in einer selbstbestimmten Reihenfolge. Zu beachten ist hier, dass man dies am besten durch eine Funktion bzw. Tätigkeit verknüpft. Soll also eine Einkaufsliste bestehend aus Kartoffeln, Salat, Butter, etc. mit Hilfe der Loci-Methode mit den Elementen eines bekannten Badezimmers verknüpft werden, dann stellt man sich vor, wie man die Kartoffeln in das Waschbecken legt, den Salat am Duschkopf aufhängt und die Butter auf die Klobrille schmiert. Je merkwürdiger die Tätigkeit, desto stärker ist die Assoziation und somit der Lernerfolg.
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Wichtig ist auch, dass man die Elemente des Objektes immer in der gleichen Reihenfolge assoziiert. Sich also die Assoziationen als Aneinanderreihung von Örtlichkeiten bzw. Tätigkeiten vorstellt. Eine solche Abfolge von Örtlichkeiten kann später dann auch für anderen Lernstoff herhalten.
Beispiel: Menschliche Anatomie
Ein gutes Beispiel zur Anwendung der Loci-Methode auf die Anatomie des Menschen ist die Memorisierung der Handwurzelknochen.
Sich bildlich vorzustellen, welcher Handwurzelknochen das Kahnbein darstellt, dürfte nicht schwer fallen. Wie der Name schon sagt, denkt man sich dazu einfach einen Kahn bzw. ein Schiff und weiß dann sofort, was damit gemeint ist. Um sich dann die richtige Reihenfolge der Knochen zueinander zu merken, verknüpft man die einzelnen Bilder miteinander. Man muss nur vorher wissen, dass man sich zuerst die proximale Reihe von radial nach ulnar und dann die distale Reihe von radial nach ulnar merkt.
Hier exemplarisch für die proximale Reihe:
- Kahnbein = Schiff
- Mondbein = Mond
- Dreiecksbein = Geodreieck
- Erbsenbein = Erbsen
Die Geschichte dazu wäre also, dass man sich vorstellt ein Schiff würde auf dem Mond herumfahren und gegen ein riesiges Geodreieck (welches z.B. vor einer riesigen Tafel steht) stoßen. Daraufhin schlägt der Kahn leck, aber aus dem Loch schießt kein Wasser, sondern tausende grüne Erbsen, wie aus einer Fontäne. Natürlich gibt es auch andere Geschichten dazu. Der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Je verrückter, desto besser.
Die Handwurzelknochen sind ein einfaches Beispiel für diese Lernstrategie. Zugegebenermaßen ist es manchmal sehr viel schwieriger, eine gute Geschichte mit guten Begriffen für die menschliche Anatomie zu finden. Aber Übung macht bekanntlich den Meister... :-)