Schädel
Der menschliche Schädel (Cranium) besteht aus etwa 22-30 einzelnen Knochen, die größtenteils durch verknöcherte Nähte, den sog. Suturen zusammen gehalten werden. Der Schädel wird im Allgemeinen in Hirnschädel (Neurocranium) und Gesichtsschädel (Viscerocranium) unterteilt.
Seine Hauptaufgabe ist der Schutz des wohl wichtigsten Organs des Menschen, dem Gehirn. Bis auf das Foramen magnum und diverser anderer Foramina der Schädelbasis, die als Ein- bzw. Austrittspunkte für Gefäße und Hirnnerven dienen, wird das Gehirn fast vollständig vom Neurocranium umschlossen.
In diesem Artikel erfährst du mehr über die Anatomie, die Unterteilung und die Funktion des Schädels.
Neurocranium | Os frontale, Ossa parietalia (2), Ossa temporalia (2), Os occipitale, Os sphenoidale, Lamina cribrosa des Os ethmoidale |
Viscerocranium | Ossa nasalia (2), Maxillae (2), Mandibula, Ossa zygomatica (2), Ossa lacrimalia (2), Vomer, Os sphenoidale, Ossa palatina (2), Conchae nasales inferiores (2), Os ethmoidale |
Suturen | Sutura coronalis, Sutura sagittalis, Sutura lambdoidea, Sutura frontalis |
Schädelgruben | Fossa cranii anterior, Fossa cranii media, Fossa cranii posterior |
- Aufbau
- Knochen
- Anteriore Ansicht
- Laterale Ansicht
- Posteriore Ansicht
- Superiore Ansicht
- Schädelbasis
- Besonderheiten und Durchtrittsstellen
- Klinik
- Literaturquellen
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Aufbau
Der Hirnschädel besteht aus dem Schädeldach (Calvaria) und der bereits erwähnten Schädelbasis.
Das Schädeldach wird vom paarigen Os parietale (Scheitelbein) und von Anteilen des Os frontale (Stirnbein), sowie dem Os occipitale (Hinterhauptbein) gebildet. Die wichtigsten Suturen des menschlichen Schädels sind:
-
die Sutura coronalis (Kranznaht), zwischen Os frontale und Os parietale
- die Sutura sagittalis (Pfeilnaht), die die beiden Os parietale trennt
- die Sutura lambdoidea (Lambdanaht), welche horizontal zwischen dem Os occipitale und den beiden Os parietale verläuft
- die Sutura frontalis (Frontalnaht, Stirnnaht), die das Os frontale mittig teilt und an der Sutura coronalis endet
Dies sind die vier bedeutendsten Schädelnähte der insgesamt 33 Suturen, die von den Knochen des menschlichen Schädels gebildet werden.
Die Schädelbasis dient als caudale Begrenzung des Neurocraniums. Sie wird von der Innenseite her betrachtet, in drei Schädelgruben (vordere, mittlere und hintere Schädelgrube) untergliedert. Makroskopisch beinhaltet die Schädelbasis Anteile des Os frontale, Os ethmoidale, Os sphenoidale (Keilbein), Os occipitale und des paarigen Os temporale (Schläfenbein).
Als Gesichtsschädel bezeichnet man alle Schädelknochen, die sich fronto-kaudal an das Neurocranium anschließen. Dazu gehören die Maxilla (Oberkiefer) und die Mandibula (Unterkiefer) als prominenteste Strukturen. Os zygomaticum (Jochbein), Os nasale (Nasenbein), Os palatinum (Gaumenbein), Os lacrimale (Tränenbein), Vomer (Pflugscharbein) und die Concha nasalis inferior (untere Nasenmuschel) beteiligen sich zusammen an der Bildung der Orbita und der Nasenhöhle.
Knochen
Der menschliche Schädel besteht aus 22 bis 30 Einzelknochen, die meistens durch ossifizierte Gelenke, sogenannte Suturen, miteinander verbunden sind. Er ist unterteilt in den Gesichtsschädel (Viscerocranium) und den Hirnschädel (Neurocranium).
Der Gesichtsschädel schützt und stützt die Strukturen des Gesichts und umgibt die Augäpfel, während der Hirnschädel das Gehirn sowie das Mittel- und Innenohr beherbergt.
Einteilung nach Entwicklung |
Neurocranium: Os occipitale, Ossa temporalia (2), Ossa parietalia (2), Os sphenoidale, Lamina cribrosa des Os ethmoidale, Os frontale Viscerocranium: Vomer, Conchae nasales (2), Ossa nasalia (2), Maxilla, Mandibula, Ossa palatina (2), Ossa zygomatica (2), Ossa lacrimalia (2), Os ethmoidale |
Topographische Einteilung |
(1) Regionen des Craniums, Subregionen - Schädeldach – oberer Anteil - Schädelbasis – inferiorer Anteil - Schädelhöhle – Inneres des Schädels (Subregionen: Fossa cranii anterior, media, posterior) - Viscerocranium – Gesichtsschädel - Akustisches Skelett – Gehörknöchelchen (2) Region der Mandibula |
Klinische Aspekte | Frakturen, Osteoporose, Osteoradionekrose, Osteomalazie, Osteomyelitis, Pneumatisierung, Knochenresorption |
Anteriore Ansicht
Das Stirnbein (Os frontale) weist nach oben, während der Unterkiefer (Os mandibulare) nach unten zeigt, sodass der Schädel bei Ansicht von vorne eine ovale Form hat. Das Os frontale bildet den Stirnbereich und liegt über den Augenhöhlen, dem Nasenrücken (der von beiden den beiden Nasenknochen gemeinsam gebildet wird) und dem Stirnfortsatz des Jochbeins (Os zygomaticum).
Die beiden Oberkieferknochen (Ossa maxillae) nehmen den größten Teil des mittleren Gesichtsschädels ein. Zusammen mit den Nasenknochen (Ossa nasalia) bilden sie die Grenzen der vorderen Nasenöffnung. Nach inferior bilden die Unterkiefer- und Alveolarfortsätze der Oberkieferknochen den unteren Teil des anterioren Schädels.
Laterale Ansicht
Der laterale Teil des Schädels kann in drei Bereiche unterteilt werden:
- das Gesicht,
- die Regio temporalis, welche in diesem Abschnitt ausführlich behandeln wird und
- die Regio occipitalis.
Die Regio temporalis wird durch den Jochbogen in die Fossa temporalis und die Fossa infratemporalis unterteilt. Das Stirnbein, das Scheitelbein (Os parietale), die Ala major des Keilbeins (Os sphenoidale) und der plattenförmige Teil des Schläfenbeins (Os temporale) treffen im Bereich des Pterions aufeinander und bilden den Boden der Fossa temporalis.
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Posteriore Ansicht
Der posteriore Teil des Schädels besteht aus dem superolateral liegenden Stirnbein, dem Schläfenbein, das sich inferolateral befindet und dem zentral gelegenen Hinterhauptbein (Os occipitale).
Manchmal wird diese Ansicht des Schädels daher auch als occipitale Ansicht bezeichnet.
Superiore Ansicht
Von oben sehen wir den ellipsenförmigen Teil des Schädels, den man als Schädeldach oder auch Calvaria bezeichnet. Er besteht aus vier Knochen; dem Os frontale, den beiden Ossa parietalia und dem Os occipitale.
Diese Knochen artikulieren über drei Schädelnähte miteinander:
1. Die Sutura coronalis (zwischen dem Os frontale und dem Os parietale)
2. Die Sutura lambdoidea (zwischen dem Os occipitale und dem Os parietale)
3. Die Sutura sagittalis (zwischen den beiden Ossa parietalia)
Schädelbasis
Die Schädelbasis erstreckt sich von den oberen Nackenlinien der Hinterhauptknochen nach posterior bis zu den oberen Schneidezähnen nach anterior. Dieser Teil des Schädels enthält viele wichtige Strukturen, einschließlich des größten Schädellochs, dem Foramen magnum.
Um das Lernen zu erleichtern, kann dieser Teil des Schädels in vier Teile unterteilt werden:
- Anteriorer Teil: Palatum durum und Maxilla
- Medialer Teil: Os sphenoidale, Processus petrosus des Os temporale und basilarer Teil des Os occipitale
- Lateraler Teil: Arcus zygomaticus, Fossa mandibularis, Pars tympanica und Proccessus styloideus und Processus mastoideus
- Posteriorer Teil: Os occipitale
Besonderheiten und Durchtrittsstellen
Wie bereits beschrieben befinden sich die meisten Foramina, welche für die Hirnversorgung relevante Nerven bzw. Blutgefäße führen, in der Schädelbasis. Hier soll nun noch einmal das Augenmerk auf die wichtigsten Strukturen, geordnet nach ihrer Lage in den drei Schädelgruben besprochen werden.
Fossa cranii anterior | Lamina cribrosa, Canalis opticus, Foramina ethmoidale anterius et posterius |
Fossa cranii media | Fissura orbitalis superior, Foramen rotundum, Foramen ovale, Foramen spinosum, Canalis caroticus, Foramen lacerum, Hiatus canalis nervi petrosi majoris, Hiatus canalis nervi petrosi minoris |
Fossa cranii posterior | Foramen magnum, Meatus acusticus internus, Foramen jugulare, Canalis nervi hypoglossi |
Vordere Schädelgrube
In der vorderen Schädelgrube findet man medial, eine löchrige siebartige Knochenformation, die sog. Lamina cribrosa. Die etwa 20 Foramina cribrosa dienen den Fila olfactoria als Pforte zur Riechschleimhaut der Nasenhöhle. Auch der Canalis opticus des N. opticus (II) und der A. ophthalmica befindet sich zentral im Os sphenoidale, durch dessen Ala minor die Fossa cranii anterior (vordere Schädelgrube) nach dorsal begrenzt wird.
Mittlere Schädelgrube
Daran schließt sich die zweigeteilte mittlere Schädelgrube an. Sie liegt etwas tiefer als die vordere und enthält unter anderem die Fissura orbitalis superior (Durchtritt für die Hirnnerven III, IV, VI; V1). Eine weitere bedeutende knöcherne Erhebung bildet die Sella turcica mit der Fossa hypophysialis, die zentral in der mittleren Schädelgrube gelegen, den Sitz der Hypophyse auf der Schädelbasis darstellt.
Das Foramen rotundum (Durchtritt von Hirnnerv V2), Foramen ovale (Durchtritt von Hirnnerv V3), Foramen spinosum (Durchtritt von Hirnnerv V3) und der Canalis caroticus, durch den die A. carotis interna den menschlichen Schädel erreicht, befinden sich ebenfalls in der mittleren Schädelgrube.
Hintere Schädelgrube
Die größte Öffnung des menschlichen Schädels stellt das Foramen magnum dar. An diesem Punkt verlässt der Hirnstamm den Schädel und geht ins Rückenmark über. Das Foramen liegt im Zentrum der hinteren Schädelgrube, die nach frontal durch das Dorsum sellae sowie der Oberkante des Felsenbeins, von der mittleren Schädelgrube getrennt wird.
Weitere Strukturen sind der Meatus acusticus internus (Durchtritt der Hirnnerven VII & VIII), das Foramen jugulare (Durchtritt von V. jugularis interna und der Hirnnerven IX, X, XI), gefolgt von dem Canalis nervi hypoglossi (Durchtritt von Hirnnerv XII).
Erweitere dein Wissen über den Aufbau des Schädels mit folgendem Quiz:
Jetzt kennst du den Aufbau und die Knochen des Schädels, lerne weiter mit unseren Lerneinheiten über die Strukturen des Schädels:
Klinik
Durch verschiedene pathologische Prozesse kann es zur unteren Einklemmung (auch: Tonsillenherniation oder Kleinhirndurchbruch) kommen. Dies beschreibt die Einklemmung der Kleinhirntonsillen im Foramen magnum. Durch einen erhöhten intrakraniellen Druck in der hinteren Schädelgrube wird das Kleinhirn durch das Foramen magnum gedrückt.
Dieser stark erhöhte Hirndruck kann z.B. durch Hirnblutungen, -tumore, -abszesse, -ödeme oder entzündliche Prozesse bedingt sein. Durch den knöchernen "Käfig", in dem das Gehirn liegt, hat es bei einer Schwellung oder einem erhöhten Druck kaum Platz sich auszuweiten. In diesem Fall drückt das Gehirn also durch das Foramen magnum, wobei die Kleinhirntonsillen eingedrückt werden.
Dies führt zu einer lateralen Kompression der Medulla oblongata und zu einer Störung vitaler Regelzentren. Es ergibt sich ein Symptomkomplex, der auch als Bulbärhirnsyndrom bezeichnet wird. Damit wird der Ausfall verschiedener Hirnstammreflexe beschrieben, u.a. mit Areflexie, Mydriasis, Bradykardie, Hypotonie und hypotonem Muskeltonus.
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